• Die Flamenco-Produktion «Fandango» steht am 30. Dezember auf dem Programm.

  • Ernst Jäggli ist der neue Stadttheater-Direktor. · Bilder: Hans Mathys

  • Gemeinderätin Helena Morgenthaler (SVP) ist für das Ressort Kultur zuständig.

  • Am 3. Dezember gibt es «Madame Butterfly» zu sehen. · Bilder: zvg

  • Zum Saisonauftakt wird am 23. Oktober «Vreneli» vom Theater ÜberLand uraufgeführt.

24.08.2021
Langenthal

80 Vorstellungen – wenn Corona es zulässt

Der neue Stadttheater-Direktor Ernst Jäggli – Nachfolger von Reto Lang – stellte der Presse die Rosinen der Spielzeit 2021/22 vor. Er tat dies mit ansteckender Begeisterung. Wegen Corona sollen vorerst maximal zwei Drittel der 400 Plätze verfügbar sein.

Die vergangene Spielzeit 2020/21 des Stadttheaters Langenthal war – wie die Kulturszene generell – stark von Corona geprägt. Gerade mal 2736 Personen besuchten die wenigen Vorstellungen, die nicht der Covid-19-Pandemie zum Opfer gefallen waren. In der Spielzeit 2019/20 konnten noch zwei Drittel der geplanten Veranstaltungen mit insgesamt 14 249 Besucherinnen und Besuchern durchgeführt werden. In den Spielzeiten vor Corona waren es schon mal 18 000 bis 23 000 Personen, die sich die Vorstellungen im Stadttheater zu Gemüte geführt hatten.
 Im Oktober 2020 konnten – unter Einhaltung des Schutzkonzeptes – zwei Veranstaltungen vor Publikum durchgeführt werden. Fast eine Art Tragödie war das für den 24. Oktober geplante Galaprogramm mit der Rockoper «Jesus Christ Superstar» von Andrew Lloyd Webber, weil der Regierungsrat des Kantons Bern exakt ab diesem 24. Oktober Veranstaltungen mit mehr als 15 Personen untersagt hatte. Erfreulich für das an dieser Rockoper interessierte Publikum ist, dass «Jesus Christ Superstar» in der Spielzeit 2021/22 nachgeholt wird – am 29. Oktober 2021.

Verabschiedung von Reto Lang
Eigentlich war auch vorgesehen, den nach zwölf Jahren am Stadttheater Langenthal in Pension gehenden verdienstvollen, erfolgreichen Theaterleiter Reto Lang gebührend zu verabschieden und gleichzeitig seinen Nachfolger Ernst Jäggli dem Publikum vorzustellen. Daraus wurde nichts. Im Februar und März 2021 wurden noch acht Vorstellungen als echte Live-Streamings ausgestrahlt – mit jeweils zwischen 50 und 150 dafür zahlenden Zuschauerinnen und Zuschauern. Im April und Mai 2021 waren dann wieder erste Vorstellungen möglich – allerdings nur vor gesetzlich erlaubten 50 Zuschauenden.

Die Hälfte sind Verschiebungen
Die künstlerischen Inhalte der Spielzeit 2021/22 wurden vom ehemaligen Theaterleiter Reto Lang in punktueller Zusammenarbeit mit seinem Nachfolger Ernst Jäggli programmiert. «Bei rund der Hälfte der Produktionen 2021/22 handelt es sich um Verschiebungen aus der vergangenen Spielzeit», hielt Ernst Jäggli fest, als er im Foyer des Stadttheaters der Presse das neue Programm präsentierte. Die 80 vorgesehenen Vorstellungen entsprechen in etwa der Anzahl der Spielzeit 2020/21. Auch die Abo-Struktur bleibt unverändert. Ernst Jäggli unterstrich, wie wichtig es sei, «uns, den Besucherinnen und Besuchern sowie den Künstlerinnen und Künstlern wieder Perspektiven zu geben».

Spanische Flamenco-Kunst
Bei der Gestaltung des Programms 2021/22 habe er «zwei bis drei neue Sachen» einbringen wollen – mit Fokus auf den Tanz. Ernst Jäggli erwähnt die Flamenco-Produktion «Fandango», eine Tanz- und Musikproduktion – kreiert von Choreograf David Coria sowie Sänger David Lagos und zu geniessen am 30. Dezember 2021. Ähnlich euphorisch verwies der neue Theaterleiter auf das Tanzfestival Steps von Migros-Kulturprozente. Nach vielen Jahren Pause wird am 13. Mai 2022 das Tanzfestival Steps mit «Cie. La Ronde» in Langenthal haltmachen. Weiterhin zu geniessen sind klassische Handlungs-Ballette. So ist Giacomo Puccinis «Madame Butterfly» mit dem Europa Ballett und der Choreografie des in Langenthal seit Jahren bekannten und beliebten Peter Breuer am 3. Dezember 2021 zu geniessen. Am 12. März 2022 steht der grosse Ballettabend «Shakespeare in Motion» mit der Delattre Dance Company auf dem Programm. Etwas Prickelndes ist für den 2. April 2022 vorgesehen: «Les liaisons dangereuses», eine brandneue Barockoper nach Antonio Vivaldi mit dessen schönsten Arien – dargeboten vom Theater Orchester Biel Solothurn.

Der Silvester- und Neujahrsabend
Für einen beschwingten Ausklang sorgt am Silvester 2021 das Duo Calva, das dreimal aufritt – um 18, 20 und 22 Uhr. Traditionsgemäss bietet das Stadttheater Langenthal seinem Publikum auch am 1. Januar 2022 ein Neujahrskonzert. Am Neujahrstag 2022 wird nun das Swiss Orchestra mit Juwelen der Schweizer Sinfonik und Evergreens des klassischen Repertoires das neue Jahr einläuten. Da fehlt auch das Hackbrett nicht. Dirigentin Lena-Lisa Wüstendörfer sei «eine der wenigen Dirigentinnen eines grossen Orchesters – und extrem dynamisch», kommt Ernst Jäggli ins Schwärmen. Dieses noch junge Swiss Orchestra und das Stadt­or­chester Langenthal würden künftig im Turnus abwechselnd das Neujahrskonzert gestalten.
 
«Don Giovanni», «Falstaff», Zirkus
In den Sparten Musiktheater und Konzert werden beschwingte, heitere und tragische Werke auf der grossen Bühne zu sehen sein. So am 6. November 2021 Mozarts Meisterwerk «Don Giovanni» – produziert vom Theater Pforzheim, das seit vielen Jahren regelmässig in Langenthal gastiert. Das Ensemble aus Pforzheim bietet am 14. Januar 2022 gleich nochmals einen genussvollen Abend. Diesmal mit der Oper «Falstaff» von Giuseppe Verdi. In der Sparte Schauspiel stehen mit «Der zerbrochene Krug» am 10. November 2021 und «Die Jungfrau von Orleans» am 18. Dezember 2021 zwei Klassiker auf dem Programm. Gänzlich neu ist die aktuelle Zirkuskunst. Darragh McLoughlin ist mit seiner Produktion «Stickman» im Rahmen von «La Nuit du Cirque» im Theater 49 zu Gast. Ernst Jäggli lobt dieses rund 100 Personen Platz bietende Kleintheater im Untergeschoss des Stadttheaters in den höchsten Tönen, weil es im etwas kleineren Rahmen Perspektiven biete für Musik, Poesie, Lesungen, Schauspiel und Kabarett. Im Theater 49 begrüsst zudem der Langenthaler Slam-Poet Valerio Moser in seiner neuen Reihe als ersten Gast den Poetry Slammer Renato Kaiser mit seinem Programm «Hilfe» (10. Dezember 2021).

Reichhaltiges Kinderprogramm
Das Kinderprogramm bietet mit den Produktionen «Dschungelbuch», «Pinocchio», «Robin Hood», «Der kleine Drache Kokosnuss» sowie dem Familienkonzert für Familien und Kindern ab sechs Jahren «Peter und der Wolf» mit dem Berner Symphonieorchester und Sprecherin Anja Christina Loosli eine Vielzahl bekannter und beliebter Kinderstücke, die mit dem Abo Kindertheater nicht nur inhaltlich, sondern auch finanziell attraktiv sind.
In der kommenden Spielzeit sind wiederum bekannte lokale Institutionen zu Gast im Stadttheater. So beispielsweise das Dance Center Langenthal mit den Master- und Juniors-Wettbewerben, die Stadtmusik Langenthal, die Kadettenmusik Langenthal, die Ober­aar­gauer Brass Band, die Theatergruppe Shnawaria, Strohmann-Kauz, das Laientheater Lindenblatt und die FasnachtsKleinKunst. Auch das Maskentheater Familie Flöz mit «Feste» gastiert am 11. November 2021 in Lan­genthal. «Feinfühlig» nennt Ernst Jäggli diese poetische Melange aus bitterer Tragik und düsterem Slapstick mit liebenswerten Charakteren.
Auch Massimo Rocchi und Simon Enzler sind zu sehen – ebenso wie die Premiere «Der Teufel in der Weihnachtsnacht» von Autor Charles Lewinsky, einer szenischen Lesung mit Gesang und Musik, bei der auch Dodo Hug mitwirkt.

SRF-Talksendung «Persönlich»
«Das ist für uns auch PR», sagte Ernst Jäggli zur beliebten Talksendung «Persönlich» des Schweizer Radios SRF, die am 3. Oktober 2021 um 10 Uhr im Stadttheater Langenthal gastiert. Auch in der Spielzeit 2021/22 lädt der ehemalige Langenthaler Stadtpräsident und Berner Regierungsrat Hans-Jürg Käser zum Gespräch im Foyer mit interessanten Gästen ein.

Das Publikum kennenlernen
«Ich habe das Publikum noch gar nicht kennengelernt», sagte Ernst Jäggli. Entsprechend freue er sich, dies bald nachzuholen. Bisher sei er einzig beim Vorverkaufsstart am 14. August mit Besucherinnen und Besuchern des Stadttheaters ins Gespräch gekommen. Bei der Theaterkasse hat es übrigens einen Wechsel gegeben, indem Ruth Kormann ihren verdienten Ruhestand angetreten hat und mit Ramona von Arx eine Nachfolgerin gefunden werden konnte.
Die fürs Ressort Kultur und Sport zuständige Langenthaler Gemeinderätin Helena Morgenthaler (SVP) ergänzte, dass die Spielzeit 2021/22 am 11. Juni 2022 mit dem «Oberaargauer Abend» abgeschlossen werde. Bis dann wird klar sein, ob trotz Corona alle rund 80 Veranstaltungen im Stadttheater haben durchgeführt werden können. Im Stadttheater wird zurzeit kein Covid-Zertifikat verlangt. Der Eintritt soll allen Menschen gewährt werden. In diesem Fall dürfen jedoch gemäss Verordnung des Bundes nur zwei Drittel der 400 Plätze angeboten werden – mit Maskenpflicht. Die Foyerbar wird vorerst noch geschlossen sein.
In der vergangenen Spielzeit sei die finanzielle Situation entsprechend den vielen Absagen und den nur 2736 Besucherinnen sowie Besuchern wie erwartet unbefriedigend ausgefallen, zumal Fixkosten wie Löhne und Gebäudeunterhalt weiterhin angefallen seien. Das meist wegen Corona geschlossenen Stadttheater konnte jedoch kaum Einnahmen generieren.

Start mit Uraufführung «Vreneli»
Nun ist die Vorfreude gross, dass am 23. Oktober die neue Theatersaison mit der Uraufführung «Vreneli» mit drei Puppen, drei Schauspielern und einem 16-köpfigen Chor – produziert vom Theater überLand mit den Autoren Heinz Stalder und Reto Lang – eine tolle, neue Spielzeit eingeläutet werden kann. Für Reto Lang wird es ein ganz spezieller Abend sein, wird er doch als langjähriger Theaterleiter offiziell verabschiedet.

Von Hans Mathys