• Symbolische «Schlüsselübergabe»: Der scheidende Rektor der Berufsfachschule Langenthal, Thomas Zaugg (rechts), übergibt seinem Nachfolger Marcel Joss das Modell der Skulptur von Heiko Schütz, die im Original mitten auf dem Platz der Berufsfachschule Langenthal steht. · Bild: Walter Ryser

13.01.2022
Langenthal

Abschied und Neuanfang an der bfsl

Wechsel an der Spitze der Berufsfachschule Langenthal (bfsl): Thomas Zaugg (Niederbipp) geht nach knapp 17 Jahren als Rektor der Bildungsinstitution in Pension. Marcel Joss (Langenthal), Stellvertreter des Rektors und Abteilungsleiter Finanzen und Dienste sowie Geschäftsführer des Berufsbildungszentrums Langenthal (BZL), wird Nachfolger von Zaugg.

Langenthal · Er war ein Bildungsfachmann voller Leidenschaft, sei es als Schulleiter in Niederbipp, später als Berufsschullehrer oder zuletzt während fast 17 Jahren als Rektor der Berufsfachschule Langenthal: Thomas Zaugg liebte es, Wissen zu vermitteln, Mitarbeitende zu führen und Bildungsinstitutionen zu leiten und weiterzuentwickeln. «Während meiner gesamten Berufszeit war ich von meinem Wesen her stets ein begeisterter Lehrer. Zudem hatte ich ein Flair für organisatorische und administrative Arbeiten sowie für Führungsaufgaben», beschreibt der 65-jäh­rige Niederbipper seine langjährige Beziehung zum Bildungswesen, die nun Ende Januar zu Ende geht.

Berufsstolz wecken
Zaugg macht keinen Hehl daraus, dass ihm der Abschied nicht leichtfällt. Er weist auf die vielen Kontakte hin, die er in all den Jahren knüpfen und pflegen durfte. «Ich hatte mit vielen tollen Leuten zu tun, Lernenden, deren Eltern, Mitarbeitenden, Wirtschaftsvertretern sowie Personen aus den Lehrbetrieben. Das werde ich zweifellos vermissen», erwähnt der abtretende bfsl-Rektor. Der Niederbipper spricht aber auch davon, dass er einen äusserst spannenden Job habe ausführen dürfen. «Als Rektor ist man am Puls der Wirtschaft, was ich immer als sehr faszinierend empfand. Die wirtschaftliche Entwicklung hat stets eine direkte Auswirkung auf unsere Schule, beispielsweise was die Anzahl Lernende anbelangt oder beim Angebot an Berufen», gibt der Vater dreier erwachsener Kinder zu verstehen.
Als Kernaufgabe betrachtete der scheidende Rektor nicht bloss das Vermitteln von Wissen, «nein, für mich war es stets ein zentrales Anliegen, bei den Lernenden einen gewissen Berufsstolz zu wecken», bemerkt Thomas Zaugg. Gleichzeitig macht er aber auch klar, dass die bfsl auf die Unterstützung der Lehrbetriebe und der Volksschule angewiesen ist: «Unser duales Bildungssystem überlebt nur, wenn die Betriebe auch in Zukunft Lernende in genügender Anzahl ausbilden und wenn die Volksschule den Lehrbetrieben junge Leute mit entsprechender Sozialkompetenz zur Verfügung stellen kann.» Zaugg ist überzeugt, dass hier der Schlüssel für die künftige wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz liegt, sagt er doch: «Fachliches Wissen kann man den jungen Berufsleuten vermitteln, Sozialkompetenz muss bereits in jungen Jahren entwickelt und aufgebaut werden.»

Kampf für Schulstandort Langenthal
Marcel Joss, der im Februar die Nachfolge von Thomas Zaugg antritt, will nach seinem Amtsantritt genau an diesem Punkt ansetzen: «Ich freue mich auf die Kontakte und die Zusammenarbeit mit den Lehrbetrieben, denn wir wollen auch in Zukunft unseren Anteil dazu beitragen, dass viele, gut ausgebildete Berufsleute unsere Schule verlassen.» Die Berufsbildung liege ihm extrem am Herzen, fügt der 47-jährige Langenthaler hinzu, der seit 2011 als Abteilungsleiter Finanzen und Dienste bei der bfsl tätig ist sowie als Geschäftsführer des Bildungszentrums Langenthal (BZL), zu welchem die bfsl gehört. Diese Haltung verwundert indes nicht, hat doch Joss ursprünglich keine Akademiker-Laufbahn eingeschlagen, sondern die Ausbildung zum Forstwart absolviert.
Der Vater eines 12-jährigen Sohnes ist sich zudem bewusst, dass viele Herausforderungen auf ihn warten. Als Beispiel erwähnt er die Berufsfachschulreform 2020, welche noch nicht abgeschlossen ist. Er wird sich vehement dafür einsetzen, dass auch in Zukunft Lernende mit regionalem Lernort ihren Unterricht an der Berufsfachschule Langenthal besuchen dürfen. Zugleich ist er sich bewusst, dass Veränderungen in der Berufsbildungslandschaft stattfinden werden, die Einfluss auf das gesellschaftliche und berufliche Leben haben. «Das werden wir zu spüren bekommen, die Vielfalt an Berufen dürfte grösser werden, da müssen wir uns als Schule anpassen und flexibel reagieren können.» Deshalb sei es wichtig, mit den Lehrbetrieben regelmässig Kontakt zu pflegen, damit man neue Entwicklungen zeitgerecht erfahre und sich auf diese vorbereiten könne.

Schule weiterbringen
An diesem Punkt hakt Thomas Zaugg ein letztes Mal ein und sagt: «Für mich war es immer eine besondere Motivation, unsere Schule in der regionalen Bildungslandschaft, aber auch im wirtschaftlichen Umfeld gut zu positionieren, und ich glaube, das ist uns nicht schlecht gelungen, geniesst doch die bfsl in breiten Kreisen ein hohes Ansehen», erläutert der abtretende Rektor, der sein künftiges Rentnerleben zum Reisen, aber auch für handwerkliche Tätigkeiten nutzen will.
Nachfolger Marcel Joss kann sich mit der letzten Aussage seines Vorgängers gut identifizieren: «Ich bin ein Mensch, der gerne etwas gestaltet und Entwicklungen einleitet.» Dieser Satz zeigt, dass er ideale Voraussetzungen mitbringt, um die bfsl weiterhin gut zu positionieren. Der Wechsel an der Spitze der bfsl ist damit eingeläutet.

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