Adieu nach 39 Jahren Geschäftsführer und Käser
Niklaus Käser hat während 39 Jahren zusammen mit seiner Frau Vreni Käser als Käser und Geschäftsführer die Produkte und den Käsereibetrieb mitten im Dorfzentrum Sumiswald geprägt. Seine Innovationskraft über so viele Jahre ist die Grundlage, dass
der Spezialitätenbetrieb für Halbhartkäse mit seinen beliebten Produkten auch heute noch existiert. Seit Anfang Jahr nun ist die
Geschäftsführung in neuen Händen. Diego Kreienbühl stieg in die grossen Fussstapfen von Niklaus Käser.
Sumiswald · 1984, als 24-Jähriger, startete Niklaus Käser zusammen mit seiner Frau Vreni Käser in der damaligen Emmentalerkäserei. Er stellte den Käse her, sie war für den Käsereiladen zuständig. Bereits ein Jahr später wurde das erste ihrer drei Kinder geboren. «Es war nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen», sagt Vreni Käser rückblickend. «Mit drei kleinen Kindern, dem Laden und der ganzen Verantwortung hat man eigentlich nichts anderes gemacht als gearbeitet und in der Käserei gelebt. Man war einfach mit der Käserei verwachsen.» Als im Jahr 2000 der Ausstieg aus der Emmentalerkäse-Produktion kam, wurde aus der Emmentalerkäserei die Dorfkäserei Sumiswald AG mit über 300 Aktionären, und Niklaus Käser übernahm die Geschäftsführung der AG. Nun war Innovation gefragt. Und die hatte Niklaus Käser: Er entwickelte den Gotthelfkäse, den Joggeli-Chrüterkäse, den Schwarze-Spinne-Käse und den Chlöisu-Chäs mit Nidlä. Mit dem Gotthelfkäse, der später den Namen Nonnenstolz erhielt, hat Niklaus Käser 2012 sogar Supergold an den World Cheese Awards in Birmingham in der Kategorie der Halbhartkäse gewonnen. Auch Vreni Käser war sehr innovativ und hat mit ihren berühmten und heiss geliebten gefüllten Brie-Kreationen so manches Käseliebhaber Herz erfreut. «Besonders der Bärlauch-Brie war ein sehr grosser Erfolg. Sobald die Leute im Frühling den ersten Bärlauch spriessen sahen, wurde ich darauf angesprochen, ich könne doch jetzt die Herstellung in Angriff nehmen», erzählt sie lächelnd. Ebenfalls mit Joghurts und dem Gotthelf-Fondue entwickelten sie ihr Angebot weiter und der Erfolg gab ihnen in ihren Innovationen recht. «Auch dank der sehr guten Vermarktung von Thomas Vogt von der Spirit Market GmbH geht es uns heute gut», sagt Niklaus Käser anerkennend. Denn Käsen ohne Verkauf und Abnehmenden nütze alles nichts. Mit den heute 1,5 Millionen Kilo Milch (pro Monat sind dies rund 1500 Käselaibe à acht Kilogramm), die zu verschiedenen Halbhart- und Weichkäsen verarbeitet werden, ist die Dorfkäserei eher eine kleine Käserei. Da ist Innovation, um zu überleben, gefragt. Früher waren in der Gemeinde Sumiswald (inklusive Wasen) elf Dorfkäsereien, heute sind es noch zwei. Nur noch drei Bauern liefern ihre Milch direkt in die Dorfkäserei, der restliche Bedarf an Milch wird auf dem freien Markt eingekauft.
Übergabe ist wichtig und richtig
Im Oktober 2024 wird Niklaus Käser pensioniert, seine Frau Vreni Käser ist bereits Ende April 2023 in den Ruhestand getreten. «Die Übergabe der Leitung an Diego Kreienbühl ist wichtig und auch richtig, und wir sind froh, dass es überhaupt weitergeht», ist sich das Ehepaar einig. Klar seien Emotionen mit dabei und es sei nicht nur einfach, abzugeben, aber die Zeit sei nun reif. «Und ich bin trotz dem einen weinenden Auge froh, kann ich die Verantwortung abgeben», sagt der 64-Jährige. «Wir müssen Niklaus Käser zum Glück noch nicht gehen lassen. Da genau diese Innovation und Fachkompetenz für die Dorfkäserei elementar ist, wird Diego Kreienbühl nun in diesem neuen Jahr von Niklaus Käser begleitet und weiter eingeführt», freut sich der Verwaltungsratspräsident der Dorfkäserei, Matthias Moser.
Es war eine Herausforderung, einen neuen Geschäftsführer zu finden: «Die Herausforderung für die Nachfolgen war in zwei Dimensionen eine grosse Herausforderung. Die Dorfkäserei Sumiswald AG kämpft seit einigen Jahren mit grossen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Zwar befindet sich der Betrieb auf einem guten Weg. Jede nicht absehbare Verwerfung am Markt wird diese Situation aber weiter akzentuieren. Dass wir für diesen Betrieb einen Geschäftsführer finden konnten, der sich trotz dieser Herausforderung darauf einlässt, ist nicht selbstverständlich. Der zweite Punkt ist, dass der Fachkräftemangel auch in der Milchwirtschaft vorhanden ist», erklärt Matthias Moser. Und daher sind der Verwaltungsrat und die Aktionärinnen und Aktionäre der Dorfkäserei Sumiswald AG froh, dass mit dem 37-jährigen Diego Kreienbühl ein gut ausgebildeter Fachmann in die grossen Fussstapfen von Niklaus Käser getreten ist und die operative Leitung des Betriebes zusammen mit den bestehenden Mitarbeitenden übernahm. Diego Kreienbühl, gebürtiger Luzerner und in Langnau bei Reiden aufgewachsen, hat die höhere Fachprüfung als Milchtechnologe abgeschlossen und ist somit in der früheren Berufsbezeichnung diplomierter Käsermeister.
«Diego Kreienbühl bringt neben der Erfahrung als Produktionsleiter einer Emmentalerkäserei auch das Wissen von der Milch- und Lebensmittelindustrie sowie von Kleinmolkereibetrieben mit. Eine ideale Voraussetzung, um den hohen qualitativen Ansprüchen in der Produktion von Spezialitäten zu genügen», erklärt Matthias Moser. Diego Krähenbühl ist seit letztem August zu 60 Prozent in der Käserei tätig und hat so den Betrieb schon recht gut kennengelernt. Er freut sich auf die neue Herausforderung und musste auch nicht lange überlegen, ob er diese annehmen will: «Es war für mich eine schnelle Entscheidung, denn es war immer mein Wunsch, eine Käserei zu führen», sagt er bestimmt. Mut habe es schon ein wenig gebraucht. «Aber ich wollte das einfach.» Angesprochen auf die grossen Fussstapfen von Niklaus Käser meint er: «Ja, es sind grosse Fussstapfen, in die ich trete und ich habe auch einen gewissen Respekt, aber ich bin überzeugt, dass ich die Dorfkäserei gut weiterführen kann.» Und natürlich sei er dankbar, Niklaus Käser zumindest bis im Oktober noch beratend und unterstützend an seiner Seite zu wissen. «Ich kann noch sehr viel von ihm lernen», sagt er anerkennend. Ändern will er nichts. «Warum auch, es läuft sehr gut, so wie es jetzt ist», sagt er. Was aber nicht heisst, dass er keine Ideen für neue Produkte hat. Man darf gespannt sein, was aus seinen Käserhänden entstehen wird.
Käsen und Familie geniessen
Niklaus Käser wird wie erwähnt weiter im Betrieb tätig sein und einfach «nur» noch käsen. Denn das war stets seine Lieblingsaufgabe – eben ein Käser mit Leib und Seele. Und auch genau das ist es, was er sich für die Zukunft der Dorfkäserei wünscht: «Dass mit Leib und Seele weiter gekäst wird.» Die frei werdende Zeit wollen Vreni und Niklaus Käser zusammen geniessen. «Wir blicken mit grosser Freude auf mehr Zeit miteinander, aber auch Zeit für unsere Grosskinder, die Vreni bis anhin meist alleine hütete», sagt Niklaus Käser. Vielleicht werden sie auch das Südtirol öfter besuchen oder öfters eine Wanderung machen. «Mal schauen, was sich alles ergibt. Das Wichtigste ist, dass wir gesund bleiben dürfen», wünschen sich Niklaus und Vreni Käser.
Von Marianne Ruch