«Alle helfen mit, damit Eishockey stattfindet»
Der SC Langenthal ist bestrebt, die unbekannte Ausgangslage kurz vor dem Saisonstart in Zeiten von Corona sportlich anzugehen. Geschäftsführer Peter Zulauf sagt: «Wir versuchen langfristig zu planen, damit wir kurzfristig agil bleiben können.» Der Blick in die Zukunft bleibt dennoch ungewiss. Und Erfahrungswerte für die aktuelle Situation gibt es keine.
Saisonvorschau SC Langenthal · Damokles war der Legende nach ein Günstling des Tyrannen Dionysios und ob er wirklich im vierten Jahrhundert gelebt hat, ist nicht verbürgt. Die Bedeutung der Redewendung, in der nach dessen Name ein Schwert benannt wurde, ist aber bis heute allen bekannt: Wer zu unverhofftem Glück kommt, der soll nicht nur die Freude, sondern auch die Gefahr sehen. Denn man weiss nie, so die Legende, wann das Damoklesschwert zuschlägt und das Glück verrinnt. In der Legende wird Damokles an den reich gedeckten Tisch seines Herrschers eingeladen. Über ihm hängt ein Schwert, an lediglich einem Rosshaar befestigt. Wann und ob dieses reissen wird, weiss niemand.
Corona ausschliessen geht nicht
Heuer könnte man auch die Eishockeyclubs mit dem armen Damokles vergleichen, so ist die Vorfreude auf die Rückkehr der Eiszeit riesig, obwohl man nicht so richtig weiss, ob man sich denn wirklich darauf freuen kann. Quarantänepflicht, steigende Fallzahlen und Ungewissheit machen die Planung einer Saison schwierig. «Es war eine grosse Herausforderung, die Saison zu planen. Schliesslich gab es keine Erfahrungswerte, vieles war ungewiss», erklärt SCL-Geschäftsführer Peter Zulauf und lobt dann sogleich seine Angestellten: «Alle haben grosse Arbeit geleistet und sich für den SCL eingesetzt. Ohne diesen Zusatzeffort wäre es nicht möglich gewesen, den Spielbetrieb vorzubereiten.» Die Hauptprobe rund um den Berner Cup sei gelungen, ausserdem habe man bei diesem Anlass viel lernen und vorbereiten können.
Quarantäne-Angst geht um
Gefahren lauern aber nicht nur hinter den strikten Vorgaben von Bund und Kanton, sondern auch hinter der Krankheit selbst. Erst noch letzte Woche waren die Ticino Rockets in Quarantäne, gleiches könnte irgendwann auch dem SCL drohen. Das hat unterschiedliche Konsequenzen. Spielplantechnisch gibt es noch Freiräume in den Nationalmannschaftspausen. Sportlich gesehen zeigte sich zuletzt vor allem im Amateur-Fussball, dass die meisten Teams nach der Rückkehr aus der Quarantäne eine sportliche Baisse erlitten. «Wir versuchen das Risiko einzuschränken und haben auch den Spielern auf den Weg gegeben, dass sie in ihrem sozialen Umfeld mit Kontakten aufpassen müssen. Ganz ausschliessen kann man einen positiven Corona-Fall aber dennoch nicht», ist sich Zulauf bewusst. Auch diesen Fall habe man versucht vorzubereiten, Diskussionen seien geführt worden, Pläne gemacht – aber verlässliche Erfahrungswerte, wie man eine solche Situation überstehen kann, gibt es nicht. Immerhin die Kostenseite, so Zulauf, habe der SCL bisher sehr gut im Griff. Es gebe eine ganz strikte Kostenkontrolle, was man nicht eingenommen hat, will man nicht ausgeben. Ausserdem habe man beim Kader und auf der Geschäftsstelle Einsparungen getroffen, nicht zuletzt fallen die Ausgaben bei den Ausländerpositionen wesentlich tiefer aus. «Es gab bis heute noch keine Lohnkürzungen», betont Zulauf indes, dass die totale Stadionkapazität von 4002 auf lediglich 1253 Sitzplätze sank, lässt verminderte Einnahmen erwarten, weshalb auf der Ausgabenseite sparen angesagt ist. «Bis heute können wir sagen, dass wir die Situation gut unter Kontrolle haben. Es ist aber nötig, dass wir ständig ein Auge darauf halten.» Immerhin: Es ist zu erwarten, dass der Schoren in jedem Spiel ausverkauft sein wird. Abgesehen von einzelnen Tickets, die für einzelne Spiele noch vorhanden sind, wird die Belegung ständig gegen 99 Prozent gehen.
Froh, dass gespielt wird
In Damokles’ Legende hat der Bedienstete des Tyrannen, so wurde es überliefert, auf das Festmahl verzichtet. Mit der drohenden Gefahr konnte er das Mahl nicht geniessen, weshalb er sich vom Tisch des Herrschers entfernte. Die Eishockeyclubs gehen heuer einen anderen Weg. Auch Peter Zulauf sagt: «Wir sind froh, können wir überhaupt spielen. Die Vorfreude ist riesig.» Auch sei er zuversichtlich. Die Unterstützung aus dem Umfeld sei gross, bisher hätte dieses die Schutzmassnahmen akzeptiert, weil sie wissen, was auf dem Spiel steht. Die Identifikation mit dem SCL und dessen Herausforderungen seien gross, das stimme zuversichtlich. Die Frage nach den Erwartungen an die Saison beantwortet Peter Zulauf auch deswegen aus sportlicher Sicht: «Der Sport bleibt für uns im Zentrum. Und deshalb hoffe ich mit Blick in die Zukunft in erster Linie, dass unsere Mannschaft uns beweist, wozu sie fähig ist. Ich traue ihnen auch in dieser Saison sehr viel zu.» Zu hoffen bleibt, dass das Rosshaar – in diesem Fall die regelgebenden Behörden Kanton und Bund – dem Damoklesschwert standhalten.
Von Leroy Ryser