Alle können Städtlimacher sein
Aufzeigen, wie attraktiv Huttwil ist, herausfinden, wo die schönsten Orte liegen, mithelfen, damit die Gemeinde noch lebenswerter wird: Dies ist das Ziel der «Stadtmacher», einer sechsköpfigen, vom Gemeinderat bestimmten Arbeitsgruppe, die mit der Forschungseinheit Dencity der Berner Fachhochschule sowie mit Studierenden des CAS Areal- und Immobilienprojektentwicklung zusammenarbeitet. Mitwirken soll aber ebenso die Bevölkerung, die «ihr» Huttwil kennt, liebt – und kritisiert.
Die Ausgangslage ist wenig schmeichelhaft und dem schönen Städtli, welches von beneidenswertem Naherholungsgebiet umgeben ist, nicht würdig. Vor allem der Leerwohnungsbestand, einhergehend mit unverminderter Bautätigkeit, sowie das «Providurium» des geplanten Coop-Neubaus unmittelbar beim Bahnhof haben dem Ort unrühmlich zu Bekanntheitsgrad in den Medien verholfen.
Die Negativ-Schlagzeilen lösen allerdings keine Problematik. So entschied der Gemeinderat im Laufe des vergangenen Jahres, Huttwils Herausforderungen insbesondere in Beziehung auf Themen wie Strukturwandel, hohen Leerwohnungsbestand und auch auf seine Identität in professionelle Hände zu legen. Das war die Geburtsstunde der «Städtliwerkstatt».
Die Forschungseinheit Dencity der Berner Fachhochschule sowie Studierende des CAS Areal- und Immobilienprojektentwicklung planen und moderieren während einem Jahr das Projekt «Städtliwerkstatt für Stadtmacher». Mit dem Aufschalten der Homepage www.stedtliwerkstatt.ch ist dieses offiziell und auch öffentlich geworden. Denn das Volk soll am Projekt teilhaben und damit Huttwils Zukunft mitprägen. «Eure Ideen sind der Beginn unserer Aktivitäten!», wird auf der Homepage geworben. «Ohne eure Ideen können wir von Dencity nichts ausrichten, wenn es darum geht, das Städtchen gemeinsam mit euch zu diskutieren und voranzubringen.»
Für das Huttwil von morgen
Gefragt sind Ideen für «das Huttwil von morgen». Auf www.stedtliwerkstatt.ch können Ideen, Anregungen, Verbesserungsvorschläge und neue Projekte eingebracht werden. Huttwils schönste Plätze, seine kulturellen Anlässe für Alt und Jung, Familienangebote und vieles mehr sollen so bekannter und neu entdeckt werden.
Die Beiträge werden von Dencity gesammelt, redaktionell aufbereitet und gemeinsam mit Experten und anderen Beteiligten zu Projektentwürfen ausgearbeitet. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt, denn es sollen auch solche Ideen und Themen weiterverfolgt werden, die im politischen Alltagsgeschäft keinen Raum finden. Aus scheinbar Unmöglichem könnten so unter Umständen wertvolle Projekte entstehen. Weil Ideen ja auch diskutiert, kommentiert und kritisiert werden wollen, enthält die Homepage die dazu erforderliche Plattform für «Likes» und Kommentare. Dies, damit bereits eine erste Ahnung besteht, ob eine Idee breit unterstützt wird oder ob es noch andere Meinungen oder Varianten dazu gibt.
Bereits machen auf der Städtliwerkstatt-Homepage erste Ideen und Kommentare die Runde. Zum Beispiel:
«Zwischen dem Kulturzentrum Salze und dem Weidenpavillon sind heute Parkplätze. Im Rahmen der Planung des Wohnblocks Ribimatte und des Weidenpavillons war beabsichtigt, nach Beendigung der Bauten dort einen kleinen Park mit Brunnen zu errichten. Die ursprünglich zur «Salze» gehörende Quelle wurde anlässlich der Erneuerung der Sonnhaldenstras-se mit neuer Leitung schon bis zur «Salze» geführt. Hauptsächlich mit dem Kostenargument unterblieb die Realisierung bisher. Idee: Die Brunnen- und Wasserspielanlage wird als Gemeinschaftswerk mit Freiwilligen verwirklicht!» (Erich Stamm).
«Ein Aussichtsturm auf dem Huttubärg würde diesen noch attraktiver machen. Ein sehr gutes Beispiel eines solchen Turmes von 34 m Höhe steht in Wil St. Gallen.» (Marcel Sommer)
«Kennen Sie schon die Sandstein-Marmelibahn im Haldenwäldchen? Für Kinder ein wunderbarer Ort, um mit diesen farbigen Kugeln zu spielen. Nach dem Gesundheitszentrum rechts die Haldenstrasse hinauf in den Wald spazieren. In der Sandsteinwand befinden sich verschiedene Bahnen.» (Gabriela Jost)
Die «Städtliwerkstatt» enthält auch eine «Ideenkarte», auf welcher sich mit wenigen Worten Ideen eintragen lassen. Auf einer «Lieblingskarte» kann man schöne, unschöne und entwicklungsfähige Standorte bezeichnen.
Kerngruppe eingesetzt
Zur unabhängigen Begleitung des Projekts hat der Gemeinderat Huttwil eine Gruppe von Personen ausserhalb von Politik und Verwaltung gewählt. Diese Gruppe, bestehend aus Gabriela Jost (Kirchgemeinderätin), Manfred Loosli (Zuzüger und Unternehmer), Christina Büchi (Vertreterin der Fachgeschäfte), Andreas Schüpbach (Grossrat und Landwirt), Jürg Rettenmund (Historiker) und Erich Stamm (ehemaliger Gemeinderat und tätig im kulturellen Bereich) hat als Kerngruppe die Aufgabe, die Innen- und Aussensicht zu koordinieren. Das heisst, den Fachexperten «mit der Brille des lokalen Wissens» kritisch auf die Finger zu schauen und diese bei grundsätzlichen Fragen über das Städtli mit lokalem Wissen zu unterstützen.
«Ich habe oft das Gefühl, dass in Huttwil nach möglichst viel ‹Negativem› gesucht wird. Wir möchten das umdrehen, möchten zeigen: ‹Warum wohnen wir hier? Warum treffen wir uns hier? Huttwil ist attraktiv, lebt, ist schön.› Das müsste hinausgetragen werden», sagt Gabriela Jost im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler».
Mit wenigen Worten nennt sie eine ganze Reihe von Projekten, die existieren, aber eher unbekannt sind wie die Flyer «Krimi-Fahrt». Oder solche, die schon einmal erwähnt, aber nie realisiert wurden, wie die «Tour der schönsten Bauerngärten».
Nun also existiert die Plattform, um Huttwils Attraktivitäten und Schönheiten bekannt zu machen, um Ideen anzubringen.
Auch, um sie professionell auszuwerten und zu koordinieren. Aber es wird dereinst auch Macher brauchen, welche eben diese Ideen an die Hand nehmen und Huttwils Attraktivität neuen Schub geben.
Von Liselotte Jost-Zürcher