Alles drehte sich um den Dorfspycher
Die Gemeinde Affoltern feiert 2021 das «875-Jahr-Jubiläum». Als erster Höhepunkt dazu wurde der 1617 erbaute, markante Dorfspycher um 180 Grad gedreht. Dies im Beisein von Persönlichkeiten wie dem höchsten Schweizer Andreas Aebi und Alt-Bundesrat Johann Schneider-Ammann. Zum Geläut der Glocken von der Dorfkirche wurde das geschichtsträchtige Ereignis durch Fachleute und der Hilfe von Schwingerkraft realisiert.
875 Jahre Affoltern · «Ich bin dankbar und froh, dass alles so perfekt geklappt hat», stellte Markus Käser nach der gelungenen Drehung zufrieden fest. Die beteiligten Fachunternehmen Käser Holzbau AG, Weier i.E., und Emil Egger AG, Pneu- und Raupenkrane, Hasle b.B., hatten das besondere Ereignis bis ins kleinste Detail geplant und wussten genau, wie die Herausforderungen zu bewältigen sind.
«Wie kommt der Spycher zu der Jungfrau»
Roland Ryser, Gemeindepräsident und OK Präsident Trägerverein, hiess die Ehrengäste herzlich zum besonderen Anlass willkommen. Dies waren der höchste Schweizer, Nationalrat Andreas Aebi, Alt-Bundesrat Niklaus Schneider-Ammann, Regierungsrätin Christine Häsler, Schwingerkönig Matthias Sempach sowie ESK Verwaltungsratspräsident Daniel Alain Meyer. Als Moderatorin wirkte Sonja Hasler. Weiter waren das OK vom Trägerverein «875 Jahre Affoltern im Emmental» und einige Zuschauer auf dem Platz. «Infolge Corona machten wir für die Spycher-Drehung nicht die gewünschte Werbung, so ist heute nicht viel Publikum da», hielt Roland Ryser bei der Begrüssung fest. Einige Schaulustige wollten sich aber das Highlight nicht entgehen lassen. Roland Ryser machte einen kleinen Geschichtsausflug über Affoltern und erklärte auch, warum der Eingang vom Spycher fortan den Blick zur Jungfrau und den Berner Alpen haben soll. Das gab es noch nie, dass ein Spycher gedreht wurde, sagte Roland Ryser. Die Drehung weg von der ursprünglichen Hofgruppe sei ein Novum, welches die Denkmalpflege schweizweit erstmals bewilligte (der «Unter Emmentaler» berichtete).
Zusammenarbeit, Zuversicht und Zufriedenheit
Unter die drei markanten Stichworte «Zusammenarbeit, Zuversicht und Zufriedenheit» setzt Nationalratspräsident Andreas Aebi sein Grusswart. Der Bauer aus Alchenstorf machte seine Verbundenheit zum Emmental und deren Bewohner einmal mehr deutlich. Er erinnerte sich an die 16er-Linde, die er als junger Kompaniekommandant in Affoltern gesetzt hatte. Wusste aber ebenso die kommenden Botschaftertreffen, wo sich die Welt im Emmental trifft, und das Projekt mit den Schulklassen, welche das Landleben kennen lernen. «Ich bin absolut zuversichtlich, wenn in der heutigen Zeit ein Spycher gedreht werden kann und Mauersegler in der Stadt Bern einen Platz bekommen. Diese Zuversicht brauchen wir gerade in den nächsten Monaten besonders», sagte Andreas Aebi. «Ich bin froh, dass ein wichtiges Gebäude in die Zukunft gehen kann, so muss die Denkmalpflege in der heutigen Zeit funktionieren», sagte Regierungsrätin Christine Häsler. Sie begründete damit auch die lange Zeit bis das Projekt bewilligt werden konnte.
Ein emotionaler Moment
Um 10.45 Uhr läuteten die Kirchenglocken und mehr als drei Kubikmeter Holz, bedeckt mit vielen Biberschwanzziegeln, begannen sich sanft zu bewegen. Der grosse Kran und die Schwinger am Seil schienen fast magische Kräfte zu haben. Für die Zuschauer war dies ein besonders emotionaler Moment. Während 404 Jahren schaute der Dorfspycher über den Ausserhof Affoltern in den Jura. In nur einer Viertelstunde änderte sich dies und von der schweren Eingangstüre mit dem grossen Schloss geht der Blick nun von der Niederhofstatt des Löwen zur Schaukäserei und weiter zur markanten Berner Alpenkette. Kleine Anpassungen müssen noch gemacht werden, so die Treppe zum Eingang, die alte war von der Strasse her recht verwittert. Ebenso sollen als Vorplatz einige «Bsetzisteine» gesetzt werden. Dies ist eine gute Gelegenheit für Spender und Gönner das Jubiläum «875 Jahre Affoltern im Emmental» zu unterstützen. Unter anderem kann für 100 Franken ein gehauener Naturstein gekauft werden, mit dem Namen des Gönners wird er vor dem Spycher verlegt. Dazu machten die Ehrengäste symbolisch einen Anfang.
Das Gewicht des Dorfspychers ist übrigens ein grosses Geheimnis, es wurde durch die Waage am Autokran ermittelt. Damit ist die Wettbewerbsfrage am Spycherfest vom 26. und 27. Juni gegeben, ein Schätzwettbewerb läuft bereits.
Infos: www.875jahreaffoltern.ch
Von Barbara Heiniger