Alles neu – ein bisschen auch für Fabio Kläy
Am Samstagabend um 19 Uhr startet der SC Langenthal im heimischen Schoren ins Ungewisse. Vor dem Spiel gegen den EHC Frauenfeld gibt es deshalb viele Fragezeichen. Neues Team, neue Gegner, neue Ausgangslage und: Neuer Captain.
Eishockey · Der SC Langenthal hat in den letzten Jahren eine ruhmreiche Geschichte geschrieben. Drei Meistertitel in der zweithöchsten Eishockey-Liga, grosse Siege im Cup, unzählige Emotionen, Begeisterung, ausverkaufte Spiele – Sport für den Oberaargau vom Feinsten. Mittlerweile agiert der Eishockeyclub mit seinem Fanionteam eine Liga tiefer und so scheint man, beim Betreten der Eishalle Schoren, irgendwie zweigeteilter Meinung zu sein. Das Stadion ist immer noch heimelig und im Sommer heiss, die Funktionäre sind bekannt, die Fans ebenso, ja selbst das Bier ist noch immer dasselbe. Und doch: Alles ist irgendwie neu. Die Gegner sind gänzlich unbekannt. Wo darf man den SC Langenthal erwarten? «Schwer einzuschätzen.» Die Vereinsbasis deutet auch in dieser Liga auf ruhmreiches Potenzial hin. Darf man das bald schon sehen? «Vielleicht, schwierig zu beurteilen.» Das Team scheint mit Potenzial gesegnet, aber kann es mit den grossen, gestandenen Gegnern mithalten? «Das werden wir bald sehen.»
Die Antworten sind von einem alten Bekannten: Fabio Kläy. Der 29-Jährige hat in den letzten Jahren die Geschichte des SCL mitgeschrieben. 2017 wurde er Meister, in den letzten vier Saisons gehörte er zu den besten, eher defensiv spielenden Zwei-Weg-Centern der Swiss League und nun wird er im neuen SCL das grosse Gesicht sein. Erst-Linien-Center und Captain. Eine Rolle, die selbst nach 211 Pflichtspielen für Gelb-Blau etwas Besonderes sein wird. «Verändern will ich mich nicht. Ich beginne nicht, grosse Reden zu schwingen oder auf dem Eis mehr zu spekulieren, um zu punkten. Aber ich bin mir der Erwartung bewusst – und die habe ich auch an mich.» Er sei stolz, nach grossen Namen wie Stefan Tschannen und Dario Kummer das C auf der Brust zu tragen und eine wichtige Rolle in diesem Team zu übernehmen. Und darauf angesprochen, ist er sich auch bewusst, dass er nun als Captain in den nächsten Jahren den neuen SCL mitgestalten soll und darf. «Ein anderes MyHockey League Team kam für mich nie in Frage. Ich hätte eher aufgehört», sagt Kläy. Es sind Worte, die in der Zeit der Veränderung einem jeden Fan guttun. Die Geschichte des SC Langenthal lebt weiter und wird von würdigen Spielern mit gelb-blauer DNA weitergeschrieben.
Wer nun aber erwartet, dass der SC Langenthal schon bald alle in dieser Liga überflügelt, der wird von den folgenden Worten von Fabio Kläy etwas gebremst.
Kläy bittet um Geduld
«Möglich ist alles. Aber wir brauchen Zeit. Wir brauchen Geduld. Vielleicht wird ab und zu etwas ganz komisch aussehen. Aber wenn wir davon lernen, wenn wir kämpfen, können wir vielleicht eine positive Überraschung sein.» Die Gründe für diese Aussage liegen auf der Hand: Die anderen Teams haben in vielen Dingen Vorsprung, die der SCL nicht von heute auf morgen aufholen kann. Andere spielen seit Jahren zusammen und sind mit der Liga und deren Teams vertraut. Beim SCL wurde alles – ausser dem Stadion – auf einer grünen Wiese neu aufgebaut. «Wir haben grosse Fortschritte gemacht in den letzten Tagen. ‹Rob› (Anm. der Redaktion: Robert Othman) ist ein super Trainer», weckt Kläy aber auch Hoffnungen. Man habe eine sehr angenehme, ehrgeizige Truppe, die sich durch Schnelligkeit, Beweglichkeit und Kampfgeist auszeichnen könne. Und dank Akteuren wir Yann Stöckli, Marc Sahli oder Mike Wyniger fehlt es auch an Grösse und Stärke nicht. «Und vor allem haben wir mit unserer Fanbasis ein Trumpf in der Hand, der Spiele für uns beeinflussen kann. Irgendwann werden Gegner sagen: Nach Langenthal komme ich nicht gerne. Das wäre das Ziel.» Nur schon wegen den Fans habe man sich als Team deshalb versprochen, zu kämpfen. Man wolle versuchen, ihnen für ihre Unterstützung etwas zurück zu geben.
Eines ist für Fabio Kläy gleich geblieben: Die Vorfreude auf den Saisonstart. «Die Vorbereitung war anders. Mittlerweile arbeite ich in einer Bank, weshalb die Trainings am Abend stattfinden, wenn man auch manchmal müde ist. Dennoch freuen wir uns, dass es jetzt endlich wieder los geht und Spiele folgen, die etwas zählen.» Das erste findet am Samstag um 19 Uhr zu Hause statt, beim zweiten am Mittwoch kommt es zum Heimderby gegen Huttwil. «Wir kennen die Teams nicht. Aber eines kann ich versprechen: Der 10. Rang ist nicht unser Ziel. Auch jetzt treten wir an, um zu gewinnen.»
Kader SC Langenthal: Torhüter: Colin Stauffacher, Louis Kurt. – Verteidiger: Yves Müller, Jeremy Rottke, Leon Montanari, Mike Wyniger, Yann Stöckli, Gian-Marco Schmied, Timo Maurer, Lane Pfosi. – Stürmer: Markus Odermatt, Janick Graber, Thomas Odermatt, Zsombor Kiss, Nicolas Jobin, Fabio Kläy, Gian-Luca Balzer, Alain Boppart, Michael Büttikofer, Nathan Kellenberger, Lars Brägger, Nicolas Odermatt, Marc Sahli.
Von Leroy Ryser