Alles über den «respektvollen Waldbesuch»
Im Wald aufeinander Rücksicht zu nehmen, ist die Grundlage, damit das Zusammenleben zwischen Natur, Bewirtschaftern und Nutzern überhaupt funktioniert. Humorvoll, mit köstlichen Bildern hat die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für den Wald (AfW) die «Waldknigge» herausgegeben. Hinter den lustigen Bildern und Anregungen steckt viel Grundsätzliches.
Natur · «Wir beschädigen und hinterlassen nichts. Der Wald mitsamt Bänken und anderen Einrichtungen sind fremdes Eigentum. Wir hinterlassen im Wald keinen Abfall und verletzen keine Bäume.» – Dem «normalen» Waldgänger scheint dies selbstverständlich. Das ist es aber nicht. Und viele weitere «Selbstverständlichkeiten» gehen ebenfalls zuweilen vergessen und führen zu Problemen. Deshalb hat die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für den Wald (AfW) die «Waldknigge» herausgegeben.
Zehn Tipps «für einen respektvollen Waldbesuch» sollen darauf aufmerksam machen, wie man sich verhält, damit Natur, Bewirtschafter und die verschiedenartigsten Nutzer wie Biker, Jogger, Spaziergänger, Sportler, Reiter, OL-Läufer und viele mehr nebeneinander Platz finden und sich gegenseitig keinen Schaden zufügen.
Sind solche Verhaltens-Tipps in der Region ebenfalls notwendig? Der «Unter-Emmentaler» hat sich mit dem Huttwiler Revierförster Alois Dober darüber unterhalten. Dieser ist des Lobes voll. «Die ‹Waldknigge› ist in knappen, verständlichen Worten abgefasst, deckt alles ab, was Waldgänger wissen müssen und ist mit lustigen, ansprechenden Bildern illustriert. Wirklich hervorragend.» Wichtig sei nun insbesondere, dass dieses «Werkzeug» auch verbreitet werde, «am besten in Kindergärten und Schulen», wie Alois Dober meint. «Es wäre doch toll, wenn Kinder beim Spazieren durch den Wald ihre Eltern darauf aufmerksam machen würden, was sie anhand der ‹Waldknigge› gelernt haben.»
Mehrere Punkte darin erachte er in den hiesigen Wäldern als besonders wissenswert. Einerseits sei das Problem «Abfall» ein Dauerthema.
«In unseren Wäldern sind wir bezüglich des Litterings verhältnismässig gut dran. Entlang der Strassen aber sieht es leider anders aus», stellt er fest. Diesbezüglich sei es besonders wichtig, schon Kindern aufzuzeigen, wie der Wald unter dem Littering leiden würde.
Ein krasses Problem stelle jedoch die Nichtbeachtung der Forstsignale dar. «Viele Leute verstehen nicht, dass es zu ihrem eigenen Schutz ist. Doch das Betreten eines Waldgebietes, wo Holzarbeiten im Gange sind, ist einfach saumässig gefährlich. Vor allem, wenn die Passanten noch dunkle Kleider oder solche in ‹Tarnfarben› tragen und man sie fast nicht sehen kann.» Natürlich müsse die Holzer-Equipe die Umgebung beim Holzen stets auch im Auge behalten. Doch beim Sägen höre man nichts. Zudem sei diese Arbeit an sich schon anspruchsvoll, und es könne nie ausgeschlossen werden, dass ein Baum beim Fallen einen anderen umstosse.
Signale ausnahmslos beachten
Deshalb gelte für die Mitarbeitenden im Wald als Faustregel eine Entfernung von der doppelten Länge des zu fällenden Baumes. Für Waldgänger aber seien die weiträumigen Signale unbedingt und ausnahmslos zu beachten. «Auch wenn man gerade nichts hört, kann man nicht wissen, was im signalisierten Gebiet gerade läuft.» Leute, die durch den Wald spazieren, joggen, reiten oder biken würden, hätten ja ganz sicher Zeit, wieder zurückzugehen und einen anderen Weg zu wählen, wenn ein Gebiet gesperrt sei. Einige würden aber nichts kennen. So sei es schon vorgekommen, dass Leute über einen Baum gestiegen seien, den er über eine Strasse gefällt habe. Als überaus gefährlich bezeichnet Alois Dober es auch, nach Stürmen den Wald zu betreten. Äste und Wipfel könnten herunterfallen und zu einer tödlichen Gefahr werden. Ebenso Bäume, die hängen geblieben seien und unter allen Umständen professionell zu Boden gebracht werden müssen, bevor der Wald wieder betreten werden dürfe. «Im Zweifelsfall nie», ist seine Devise.
Zur «Waldknigge» gehört indessen nicht nur der Schutz von Leib und Leben, sondern auch der Respekt vor der Natur und die Rücksicht auf andere Nutzer. Der Wald wird aus unterschiedlichsten Interessen heraus begangen. Das kann zu Konflikten führen. Alois Dober kenne viele gute Beispiele, wo Menschen aufeinander Rücksicht nehmen würden. «Aber leider gibt es auch Negatives.» Oft werde vergessen, dass der Wald immer jemandem gehöre, auch wenn er laut schweizerischem Recht betreten und durchstreift werden dürfe.
Reiche Natur – man hat nie ausgelernt
«Der Natur zuliebe ist es aber immer besser, auf Wegen und Strassen zu gehen. Im Wald gibt es so viel zu lernen und zu erfahren – über die Pflanzen, Tiere, Bäume, das Licht, den Boden, die Zusammenhänge … Man hat nie ausgelernt.»
Deshalb gelte es, Pflanzen und Tiere zu respektieren, denn der Wald sei ihr Zuhause. Ebenso zu respektieren seien die anderen Leute, «denn alle sollen den Wald auf ihre persönliche Art erleben dürfen.»
Von Liselotte Jost-Zürcher