Alpensegler und Weissstörche zu Gast
Es waren zwei Vogelarten, über die Hanspeter Bühler bei den Naturfreunden der Sektion Langenthal referierte: Der Alpensegler und der Weissstorch. Beide Vogelarten sind wieder in Langenthal anzutreffen.
«Früher gab es die Alpensegler vor allem in den Alpen», erklärte Hanspeter Bühler in seinem Vortrag mit Bildern, den er auf Einladung der Naturfreunde Sektion Langenthal an ihrer Monatsversammlung hielt. Ende der 1920er-Jahre brüteten sie erstmals im Langenthaler Choufhüsi-Turm mitten in der Stadt, später auch im Kreuzfeldschulhaus mit der Uhr. «Mitte der 50er-Jahre wurde die Kolonie im Stadtzentrum ausgeraubt. Ob durch den Kauz oder ein anderes Tier konnte nie ganz in Erfahrung gebracht werden», so der pensionierte Lehrer und Hobbyornithologe. Konkurrenz erhielten die Alpenseglerkolonien, die sich zwischenzeitlich wieder erholt hatten, später von den Stadtdohlen. Um diese vor dem Nisten im Choufhüsi und im Schulhaus abzuhalten, wurden dort Bretter mit kleineren Einfluglöchern vorgehängt.
14 Nester mit rund 40 Eiern
Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass 2015 im Turm in 13 Nestern 34 Junge aufgezogen wurden. Gemäss Hanspeter Bühler benützen die Eltern für das Nest Federn, Halme, sogar Papier- und Plastikfetzchen. «Alles, was sie in der Luft finden, wird mit Speichel vermischt und zum Nestbau verwendet. Die Alpensegler leben nämlich normalerweise ohne Unterbruch in der Luft, was gemäss einem Experiment bis zu sieben Monaten dauern kann. Nur zum Brüten nicht», erklärte Bühler. 2016 waren es wieder 13 Nester mit etwa 33 Jungtieren. «Aktuell zählte ich sogar 14 Nester mit rund 40 Eiern.»
Einst in der Schweiz ausgestorben
Der zweite Vogel, dem sich Hanspeter Bühler in seinem Vortrag widmete, war der Weissstorch, zuerst mit einem Rückblick. Etwa 1910 war es, als in Langenthal der letzte Storch brütete. Um 1930 verliess das letzte Brutpaar den Oberaargau. «Um 1950 war kein Brutpaar mehr in der Schweiz», erzählte Bühler. Als Grund nannte er die intensive Landwirtschaft, die Industrialisierung, die Hochspannungsleitungen sowie das Wetter. Der als Storchenvater bekannte, vor 20 Jahren verstorbene Solothurner Max Blösch war es, der die Wiederansiedlung des Weissstorchs in der Schweiz einleitete, indem er Tiere aus Algerien und dem Elsass importierte und nach Altreu holte. Unterdessen ist der Weissstorch in der Schweiz wieder Brutvogel, vor allem auch dank der Auswilderungsprojekte durch die Gesellschaft «Storch Schweiz».
Als sich im Jahr 2014 in der Nähe der Kleintieranlage in Langenthal häufig Störche aufhielten, bauten ihnen einige Hobbyornithologen um Alfred Howald einen Horst. Tatsächlich lies-sen sich im Frühling 2015 zwei Störche im Dennli nieder. Sie kehrten wohl aus Spanien zurück.
Darauf kam es zur ersten erfolgreichen Brut. Das grössere der beiden Jungtiere wurde nicht nur beringt, sondern auch mit einem Sender versehen, und zu Ehren von Howald «Fredi» benannt. Seine Flugroute kann man dank dem Sender im Internet verfolgen (https://projekt-storchenzug.com/datenlogger/). Er befindet sich derzeit im Raum Elsass/Nordostfrankreich zwischen Strassburg und Nancy. Zurück nach Langenthal ist er bisher nicht gekommen, im Gegensatz zu seinen Eltern. Sie brüteten im Februar 2016 im Dennli, und nachdem sie ihre Brut wegen des schlechten Wetters verloren hatten, wurde auf der nahe gelegenen Natelantenne ein neuer Horst aufgebaut. «Eine Nachbrut gab es jedoch leider keine mehr, die verbleibende Zeit war zu knapp», bedauerte Bühler. «Im Februar 2017 erschien das Weibchen rund zwei Wochen vor seinem Gefährten im Dennli. Das lässt darauf schliessen, dass die Storchenpaare jeweils alleine unterwegs sind und sich erst beim Horst wieder treffen.» Im Horst auf der Natelantenne wächst zurzeit ein strammes Junges auf.
Von Irmgard Bayard