• Ein gewohntes Bild, welches man in Huttwil künftig vermissen wird: Patrick Meyer jubelt im «Topscorer-Dress». · Bild: Leroy Ryser

  • Patrick Meyer (links) hat mit seinem Bruder Marco den Zentralschweizermeistertitel gewonnen · Bild: Leroy Ryser

25.04.2022
Sport

Als Playoff-Topskorer die Karriere beenden

Von klein auf jagt Patrick Meyer dem Puck hinterher, seit jeher gelingt ihm das Toreschiessen auf beinahe jeder Stufe mit Leichtigkeit. Auf nationaler Ebene ist künftig aber Schluss. Huttwils Playoff-Topskorer beendet seine Karriere.

Hockey Huttwil · In 235 Spielen für Hockey Huttwil und den EHC Brandis hat Patrick Meyer in der dritthöchsten Schweizer Eishockeyliga 133 Tore geschossen und 138 Assists gesammelt. In der abgebrochenen Coronasaison 2020/2021 sowie in der Saison 2019/2020 sammelte Patrick Meyer in der Qualifikation ligaweit am meisten Punkte, ebenso schoss er in den Playoffs 2017 am meisten Tore und sammelte in den soeben vergangenen Playoffs am meisten Punkte – und jetzt ist mit erst 29 Jahren schon Schluss mit Eishockey auf dieser Stufe. Gegenüber dem «Unter-Emmentaler» bestätigt der Langenthaler Stürmer, dass der verlorene Playoff-Final gegen den EHC Basel zugleich sein Karrierenende besiegelt hat. «Ab nächster Saison bin ich 30 Jahre alt und kann bei den Senioren beim SC Langenthal mitspielen – und das ist jetzt mein Plan», sagt Meyer. Wen das vor allem nach den ganz starken Playoffs überrascht, die Meyer gespielt hat, ist nicht alleine. Der noch 29-Jährige aber lässt keinen Zweifel zu. Es sei der richtige Moment, weniger in sein Hobby zu investieren. Diesen Schritt begründet er vor allem mit dem  Job. «Der Aufwand in der MySports League ist hoch. Daneben 100 Prozent zu arbeiten und auch noch eine Führungsfunktion in einem Betrieb wahrzunehmen, ist sehr schwierig.» Im letzten Sommer wurde Patrick Meyer bei der Glas Trösch in Oensingen zum Niederlassungsleiter befördert, was ihn zu diesem Schritt bewogen hat. Meyer begründet die Entscheidung weiter mit einem Beispiel: «In den Playoffs waren wir fast täglich auf dem Eis. Im Viertelfinale mussten wir auch noch mehrmals nach Arosa reisen – und dennoch hat jeden Morgen der Wecker geklingelt, weil ich ganz normal zur Arbeit musste.» Seiner Liebe zum Eishockey zum Trotz, sei das Hobby auf diesem Niveau kaum mehr mit seinem Beruf zu verbinden gewesen. Obwohl er gerne Eishockey spiele, sei diese unangenehme Entscheidung die einzig logische gewesen.

Meister mit dem SC Langenthal
Rückblickend hat Patrick Meyer eine beachtliche Karriere erleben dürfen. Bei den Junioren blühte der Stürmer vor allem zuletzt beim EHC Biel auf, schoss viele Tore und durfte in der Folge bei seinem Stammverein im Profibetrieb mittun. Meyer wuchs wenige Meter neben dem Stadion Schoren auf, bereits sein Vater spielte beim SCL im Fanionteam. Junior Meyer gelang dann aber, was Senior Meyer nicht gelang: Im Jahr 2012 gehörte er während Langenthals erstem Meistertitel auf zweithöchster Stufe zum erweiterten Kader. Obwohl Meyer damals noch für die Junioren qualifiziert war, hat er bereits 31 Qualifikationsspiele für das NLB-Team absolviert. «Auch ohne Playoff-Spiele absolviert zu haben, war das für mich ein ganz spezielles Erlebnis», sagt der Langenthaler rückblickend.
Später gewann Meyer gemeinsam mit seinem Bruder Marco und dem EHC Brandis den Zentralschweizer-Titel im Jahr 2017 – ein weiteres Highlight. «In diesen sieben Jahren mit Brandis und Huttwil durfte ich viel Schönes erleben, viele Momente geniessen», sagt Patrick Meyer. Vor allem habe er dort auch die Möglichkeit gehabt, mit Spielern zu spielen, die er schon seit seiner Jugend kannte, dies habe er genossen. «Auch, dass ich mit meinem Bruder spielen konnte, war genial», sagt Meyer und hängt dann gleich wieder den Blick nach vorne an, um zu verdeutlichen, dass jetzt wirklich Schluss ist: «Jetzt kann ich dann mit meinem Vater bei den Senioren spielen – darauf freue ich mich genauso.»

Meyer hegt keinen Groll
Bei Hockey Huttwil verliert man damit einen Torgaranten. Das wird die Mannschaft schwächen. Diesen Schritt habe er aber früh angekündigt, entsprechend habe er von den Verantwortlichen Verständnis erhalten. «Auch sie wissen, dass bei uns der Beruf vorgeht und wir keine Profis sind», so Meyer weiter. Auch das erneute Nachbohren des Journalisten ändert die Meinung des Flügelstürmers nicht. Auf die Frage, ob es ihn denn nicht gestört habe, in der Erstliga und der daraus entstandenen MySports-League keinen nationalen Titel gewonnen zu haben, sondern zwei Finals und eine Finalrunde zu verlieren, bejaht er zwar, zugleich bleibt er aber cool. «Natürlich wäre es toll gewesen, wenn wir Basel geschlagen hätten. Natürlich wäre es schöner gewesen, so aufzuhören. Und wir waren ja auch nahe dran und mit 2:0-Siegen vorne», beginnt Meyer. «Aber wir haben alles herausgeholt, alles gegeben. Und ich durfte noch einmal eine tolle Playoff-Zeit erleben, die ich geniessen konnte. Für mich stimmt das so.» Auch bereue er rückblickend nichts, auch nicht, dass es ihm ganz knapp nicht für eine Profikarriere gereicht hat. «Klar war ich nahe dran. Und als ich damals von Basel in der NLB verpflichtet wurde, sie aber kurz darauf Konkurs gingen und ich ohne Vertrag vor Scherben stand, war das ein grosser Knackpunkt für mich. Aber für mich stimmt es so, ich bin vollauf zufrieden.»

Mehr Zeit für andere Hobbys
Im nächsten Satz schliesst Patrick Meyer dann auch noch einen Rücktritt vom Rücktritt kategorisch aus, weshalb man merkt, dass der eigentlich noch junge, talentierte Stürmer tatsächlich mit diesem Kapitel abgeschlossen hat und zufrieden ist. Eines aber wird bleiben: Die Nähe zum Eishockey. «Ich schaue weiterhin fleissig Eishockey und geniesse den Sport. Egal, ob im Fernsehen oder künftig auch beim SC Langenthal oder Hockey Huttwil im Stadion.» Seine Kollegen werde er gerne vor Ort unterstützen, er wünsche ihnen nur das Beste und hoffe, dass es nächste Saison mit dem nationalen Titel gelingen wird. «Zugleich freue ich mich aber darauf, dass ich nun mehr Zeit für andere Aktivitäten habe. Skifahren beispielsweise. Oder im Winter in die Ferien zu gehen.» Dass das zeitintensive Eishockey wegfalle, habe Vorteile, auch wenn er die Zeit in der Garderobe vermissen werde, meint Patrick Meyer. «Um ehrlich zu sein: Gemeinsam gewinnen, dann in der Kabine zusammen ein Bier trinken und sich freuen – das ist genial und das werde ich vermissen.» Und wahrscheinlich wird Hockey Huttwil, um dies weiterhin konstant zu schaffen, auch Patrick Meyer vermissen. «Aber irgendwann ist der Moment da, um im Sport kürzer zu treten. Und jetzt ist dieser Moment richtig.»

Von Leroy Ryser