Altbüroner ist der beste Automatiker der Welt
Cédric Achermann ist Weltmeister. Zusammen mit Fabien Gyger aus Spiez hat der 20-jährige Altbüroner vergangene Woche an den WorldSkills in Abu Dhabi den Titel als Automatiker gewonnen. «Ich bin mir nicht sicher, ob ich das überhaupt realisiere», sagt er selbst und zeigt sich von den zahlreichen Momenten überwältigt.
Altbüron/Langenthal · Cédric Achermann kann sich Weltmeister nennen. «Scho no geil», sagt er und lacht aus vollem Herzen. Für ihn sind am Wochenende 14 ereignisreiche Tage zu Ende gegangen, die er in Abu Dhabi bei den WorldSkills verbracht hat. Viel gesehen von Abu Dhabi hat der Altbüroner aber nicht. Vor dem Start der Weltmeisterschaft hat ein Vorbereitungscamp stattgefunden, ausserdem hat er ein paar ruhige Tage geniessen können, um sich optimal auf die Wettkämpfe vorzubereiten. «Am Freitag war dann der Einrichtungstag auf dem Gelände. Da war ich erstmals nervös», sagt er. Auch deshalb habe der Besuch am Samstag in der Ferrari-World gutgetan, um sich noch einmal zu beruhigen. «Während dem Wettkampf war ich nicht nervös, da waren wir sehr fokussiert.» Die Zuschauer seien zwar bis auf wenige Meter an die Wettkampfflächen herangekommen, gestört habe aber auch das nicht. «Gemerkt habe ich es erst jeweils mittags, wenn ich essen ging, dass sehr viele Leute vor Ort sind. Aber die Lautstärke habe ich beim Arbeiten eigentlich gar nicht wahrgenommen.» Auch seine Eltern, die während dem Wettkampf jeweils vor Ort waren, hat er kaum wahrgenommen. Das hat sicherlich auch mit einer guten Vorbereitung zu tun, die er seit dem Sieg an der Schweizermeisterschaft geniessen konnte. «Ich habe viele Erfahrungen gesammelt. Ich denke, das gilt für alle, die teilgenommen haben – egal ob mit oder ohne Medaille.» Bei Cédric Achermann hat diese aber zugleich für den Höhepunkt gesorgt.
Nicht mit Podestplatz gerechnet
Nicht zuletzt auch deshalb, weil er nicht damit gerechnet hat. «Den zweiten Tag haben ich und Fabien Gyger vermiest, der dritte Tag war dann wirklich sehr gut. Aber bei der Präsentation am Nachmittag des vierten Tages hat etwas nicht geklappt», erinnert sich Cédric Achermann. Eine Automation hat in einer Situation gestockt und ist danach nicht weitergelaufen. Danach habe er bereits nicht mehr mit einem Podestplatz gerechnet. «Bei diesen Präsentationen waren wir jeweils sehr nervös. Eingreifen durften wir zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, wir mussten aber dabei sein und zuschauen. Da hat es schon gekribbelt, bis es jeweils geklappt hat.» Noch aufgeregter war die Situation aber bei der Rangverkündigung. Dabei wurden jeweils die Teams vom Podest nach vorne gebeten, ehe die Reihenfolge verkündet wurde. «Es waren gleich sechs Teams vorne», erinnert sich der 20-Jährige, «aber es waren nur zwei Bronze- und vier Goldmedaillensets bereitgelegt. Das habe ich meinem Kollegen gesagt und da haben wir dann schon gehofft, dass wir nicht eine der beiden Bronze-Medaillen erhalten.» Prompt gehörten die beiden Schweizer Achermann und Gyger zu den Siegern und erhielten die Goldmedaille. «Der Moment war ge-nial. Und schon wenige Sekunden danach habe ich einzelne SMS erhalten, die gezeigt haben, dass wohl mehrere Kollegen und Verwandte zuhause die Rangverkündigung live mitverfolgt haben. All das war ein geniales Gefühl», so Achermann weiter.
Keine passenden Worte
Damit ist auch klar: Die lange Vorbereitungszeit auf die Weltmeisterschaft hat sich durchaus gelohnt. Noch vor zwei Jahren hatte sich Achermann für die SwissSkills qualifiziert und auf eine Teilnahme an den WorldSkills gehofft, mittlerweile ist er der beste Automatiker der Welt.
«Ich bin stolz, dass ich das geschafft habe», sagt der ehemalige Lernende der Ammann Schweiz AG. Zuletzt hat er sich jeden Samstag vorbereitet, die Freizeit hat entsprechend gelitten. «Ich freue mich aber auch darauf, dass die Wochenenden wieder zwei Tage haben und ich wieder etwas mehr Zeit fürs Turnen investieren kann.»
Auch wenn die WorldSkills dem Altbüroner viel abverlangt haben, so wird er höchstwahrscheinlich auch in Zukunft davon profitieren – Weltmeister kann sich immerhin nicht jeder in seinen Lebenslauf schreiben. «Ich glaube, meine Begeisterung für diesen Erfolg kann man gar nicht in Worte fassen», sagt Achermann schliesslich. Vielleicht passt gerade deshalb ein jugendliches, unverfälschtes Statement am besten: «Scho no geil.»
Von Leroy Ryser