• Im Alterszentrum «sumia» mussten in Sumiswald 25 externe Hilfskräfte beigezogen werden, um den besonderen Herausforderungen von Covid-19 zu begegnen. Trotz allen Bemühungen gab es eine erhöhte Sterblichkeit. · Bild: Chantal Bigler

27.11.2020
Emmental

Altersheime kämpfen mit Corona-Folgen

Auch in der Region sind Altersheime von mehreren Coronafällen betroffen. Während Roman Niederberger vom Altersheim am Dorfplatz in Lotzwil sagt «wir hatten grosses Glück», wurde beispielsweise das «sumia» in Sumiswald vor grosse Herausforderungen gestellt. «Wir brauchten bis zu 25 externe Mitarbeiter», sagt Patrik Walther. Leider konnten Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19 nicht verhindert werden.

Oberaargau / Emmental · Acht Monate lang gab es beim Alterszentrum «sumia» in Sumiswald keinen Corona-Fall. «Und Ende Oktober, anfangs November wurden gleich mehrere Bewohner und Mitarbeiter angesteckt», sagt Geschäftsführer Patrik Walther auf Anfrage. Verbreitet habe sich das Virus derart rasant, weil die meisten Betroffenen über längere Zeit asymptomatisch waren. Sprich: Kein Husten, keine Halsschmerzen, kein Fieber deutete auf eine Erkrankung hin. Und dennoch: «Als wir alle Bewohner testen liessen, waren letztlich rund die Hälfte der Testergebnisse positiv.» Für das Altersheim «sumia» einerseits eine seelische Belastung, andererseits auch eine arbeitstechnische Gross-Herausforderung. «Wir mussten 25 externe Hilfskräfte beiziehen», sagt Walther weiter, ohne die hätte man den Betrieb nicht aufrechterhalten können, weil zahlreiche Mitarbeiter in Isolation gehen mussten. Sowieso habe man diese Zeit nur überstanden, weil das Team aussergewöhnliche Arbeit geleistet habe, betont der Geschäftsführer explizit.

30 Bewohner haben Virus besiegt
Trotzdem habe diese Zeit an den Kräften gezehrt, auch, weil die Sterblichkeitsrate in den letzten Wochen ungewohnt zunahm. «In drei Wochen sind rund 20 Bewohner entweder mit oder an Corona verstorben.» Obwohl in ihrer Institution der Tod ein ständig wiederkehrender Begleiter sei, habe diese erhöhte Sterblichkeit die Bewohner und Mitarbeiter psychisch belastet. Vorwerfen könne man sich aber nichts, sagt Walther, nach den zahlreichen positiven Tests habe man das Schutzkonzept überprüft und dieses wurde dann auch von externen Fachpersonen als «gut» eingestuft. «Das Wichtigste beim Selbstschutz ist die Hand-Hygiene und diese – wie auch die sonstigen Vorgaben – setzen wir sehr konsequent um», erklärt Walther. Das «sumia» habe zweifelsohne Pech gehabt und sei dadurch stark betroffen gewesen. «Vor zwei Wochen hatten wir den Tiefpunkt erreicht, mittlerweile spüre ich, dass sich die Lage wieder entspannt.» Zahlreiche Arbeitskräfte wurden in den letzten Tagen aus der Isolation entlassen. Ausserdem haben über 30 Bewohner das Virus besiegt. Sie gelten mittlerweile als geheilt.

Corona-Fälle auch in der «Sonnegg»
Das «sumia» ist aber längst nicht das einzige Heim, welches mit Covid-19 zu kämpfen hat. Laut vertraulichen Quellen, die dem «Unter-Emmentaler» vorliegen, gehört auch der Huttwiler Seniorenpark «Sonnegg» zu jenen Altersheimen, die stärker von Corona betroffen waren, Stiftungsratspräsident Beat Lanz wollte dies auf Anfrage aber nicht bestätigen. Man habe die Situation im Griff, auch seien zuletzt nicht mehr Bewohner gestorben als in einer gewöhnlichen Grippesaison. Dass der Zivilschutz vor Ort sei und helfe, bestätigte er indes, die dem «Unter-Emmentaler» zugetragenen Informationen, dass diese Aushilfskräfte bei der Bewohnerbetreuung unterstützend eingesetzt würden, verneinte er hingegen. «Bei der ersten Welle kamen wir gut davon», erklärt Beat Lanz, «im Zuge der zweiten Welle gab es nun auch schon Bewohner, die mit einer Covid-Erkrankung verstarben.» Mehrheitlich sei man aber machtlos, die Vorschriften seien haargenau befolgt worden. «Gänzlich aussperren kann man das Virus nicht», so Beat Lanz.

Positive Fälle im Demenzheim
Im «Oberi Bäch» in Schwarzenbach, Huttwil, sind derweil bereits drei Bewohner des Demenzheims positiv getestet worden, auch fast die Hälfte der Pflegefachkräfte hätten sich mit Corona infiziert, zudem seien einzelne Bewohner wegen anhaltender Symptomen noch in Isolation. «Aktuell haben wir die Situation im Griff, mit einer zusätzlich rekrutierten Pflegefachkraft können wir die Arbeit vorerst gut selbst stemmen», erklärt Heimleiterin Yvonne Flückiger. Todesfälle habe es ausserdem noch keine gegeben, da hoffe sie natürlich, dass dies so bleibt.

Nur ein «Streifschuss» in Lotzwil
In Melchnau hat man erst kürzlich die Besucher-Regelungen und allgemeine Vorschriften verstärkt, obwohl bisher noch kein positiver Fall registriert wurde.
Ebenfalls glimpflich davongekommen ist das Altersheim am Dorfplatz in Lotzwil. «Eine Bewohnerin wurde
positiv getestet, weshalb wir zehn Personen in Quarantäne versetzen mussten», erklärt Heimleiter Roman Niederberger. Drei weitere Tests seien in der Folge negativ ausgefallen, Mitarbeitende seien keine betroffen gewesen und auch die betroffene Bewohnerin selbst gilt mittlerweile als geheilt.
«Es besteht kein Zweifel, dass wir in diesem Fall Glück hatten.» Man habe die Krankheit früh erkannt, schliesslich werde bei allen Bewohnern drei Mal täglich Fieber gemessen, weshalb die eine Covid-Patientin schon vier Tage vor dem positiven Befund unter Quarantäne gestellt wurde. «In diesem Fall kam das Virus durch einen Besuch ins Altersheim, wir sind uns aber bewusst, dass es auch zahlreiche sonstige Möglichkeiten gibt und wir auch künftig nicht von weiteren Fällen gefeit sind.»
Für die Altersheime der Region ist deshalb zweifellos entscheidend, wie sich die allgemeine Corona-Situation in den nächsten Wochen weiterentwickeln wird.

Von Leroy Ryser