• Präsentieren an der GOGA eine traditionelle und zugleich fortschrittliche Landgemeinde: OK-Präsident Thomas Thierstein und Erika Kleeb (Verantwortliche Öffentlichkeitsarbeit und Werbung). · Bild: Walter Ryser

19.09.2018
Oberaargau

An der Gewerbeausstellung machen alle mit

Wenn vom 5. bis 7. Oktober auf der Schulanlage die Gewerbeausstellung stattfindet, machen in Gondiswil alle mit. Die GOGA weist mit 52 Ausstellern eine stattliche Anzahl Teilnehmer auf. «Das zeichnet unser Dorf aus, wenn hier etwas los ist, sind alle dabei», freut sich Thomas Thierstein, OK-Präsident der GOGA, über die grosse Solidarität der Gondiswiler Gewerbler.

Gondiswil · Während man in anderen Gemeinden mühevoll nach einem OK-Präsidenten für die Gewerbeausstellung Ausschau hält, ist das in Gondiswil kein Thema. Dem Präsidenten des Gewerbevereins obliegt zugleich die Aufgabe, die Gewerbeausstellung zu organisieren. «Als ich vor acht Jahren das Präsidium des Vereins übernommen habe, wusste ich, dass ich in meiner Amtszeit einmal eine Gewerbeausstellung organisieren darf», gibt der Käsermeister aus Gondiswil lachend zu verstehen. Für den 43-jährigen, zweifachen Familienvater ist das nicht der Rede wert, das gehört für ihn einfach dazu. Dieses Amt wird er mit grösster Wahrscheinlichkeit auch nur einmal bekleiden, findet doch in Gondiswil nur alle zehn Jahre eine Gewerbeausstellung statt.

Viele faszinierende Betriebe
Dieses Jahr sind es allerdings erst neun Jahre her seit der letzten Ausstellung. Weil der Gewerbeverein heuer 75 Jahre alt wird, habe man die Gewerbeausstellung ein Jahr vorverlegt, erläutert Thomas Thierstein. Und wie es sich für Gondiswil gehört, stehen die Bewohner und die Gewerbler im 740 Seelen-Dorf geschlossen hinter dem Anlass. So werden sich an der GOGA, wie die Gewerbeausstellung Gondiswil heisst, vom 5. bis 7. Oktober nicht weniger als 52 Aussteller auf dem Areal der Schulanlage präsentieren. Darunter figurieren zusätzlich auch einige auswärtige Betriebe.
«Das zeichnet unser Dorf aus, wenn hier etwas los ist, sind alle dabei», zeigt sich Thomas Thierstein erfreut über die grosse Solidarität gegenüber der GOGA. Die gegenseitige Unterstützung funktioniere in diesem Dorf noch, erwähnt auch Erika Kleeb, die für die Öffentlichkeitsarbeit und Werbung bei der GOGA verantwortlich ist. «Wenn ein Verein oder sonst jemand einen Anlass organisiert, geht man einfach hin», sagt die 56-jährige Verwaltungsangestellte.
Und so werden die Gondiswiler auch die GOGA besuchen. Dabei werden sie einmal mehr die Bestätigung erhalten, dass die kleine Gemeinde über ein leistungsfähiges Gewerbe verfügt, das weit über die Region hinaus bekannt ist. «In der Tat», bemerkt Thomas Thierstein, «geografisch liegen wir zwar am Rand des Kantons Bern, abseits der grossen Zentren, aber deswegen verfallen wir nicht in eine Depression, im Gegenteil, wir verstecken uns nicht. Bei uns findet man viele faszinierende Betriebe, die zum Teil ihre Produkte weit über die Region hinaus, einige sogar weltweit, vertreiben», betont der OK-Präsident der Gewerbeausstellung. Dabei verweist er auf die bekannten Holzspielwaren Cuboro, die beispielsweise in Japan grossen Anklang finden, aber auch auf seinen eigenen Mammut-Käse, der nach Luxemburg exportiert wird. «Wir verfügen über viele innovative Betriebe, mit kreativen Leuten», bemerkt Thierstein.

Verzicht auf ein Unterhaltungsprogramm
Aber nicht bloss die erstaunlich grosse Anzahl Aussteller ist ein Merkmal der GOGA, sondern auch die Tatsache, dass man – wie gewohnt – auf jegliches Unterhaltungsprogramm verzichtet. «Das funktioniert bei uns noch», sagt Thomas Thierstein. Erika Kleeb ergänzt: «Einerseits ist ein Unterhaltungsprogramm nicht ganz billig, und andererseits ist das Platzangebot für zusätzliche Besucher, aber auch für Künstler, begrenzt.» Vielmehr würden die persönlichen Kontakte, das Zusammensitzen und miteinander Diskutieren im Zentrum des Anlasses stehen. «Wir wollen verhindern, dass sich die Unternehmen bei uns anonymisieren, das wäre der Tod des Gewerbes in unserem Dorf», stuft Thomas Thierstein den Wert des persönlichen Kontakts hoch ein. Obwohl man auf ein Unterhaltungsprogramm verzichte, heisse das noch lange nicht, dass man sich in Gondiswil dem Fortschritt verwehre. «Keineswegs», entgegnet der Präsident der GOGA, der davon spricht, dass man sich in Gondiswil nicht vor der Digitalisierung fürchtet. «Natürlich müssen wir uns dem technischen Fortschritt stellen, das ist ­unausweichlich. Auch wir haben den Käsereibetrieb komplett umgebaut und auf den neusten technischen Stand gebracht. Entscheidend ist aber nach wie vor, dass man hier jemanden antrifft, der Auskunft erteilen, den Kunden beraten und erstklassig bedienen kann», macht er klar, dass die Digitalisierung zwar vieles in der Arbeitswelt erleichtert, der unternehme­rische Erfolg aber nach wie vor grossmehrheitlich von menschlichen Qualitäten abhängt.

Von Walter Ryser