• Künstler Roman Candio (links) wurde den Vernissagebesuchern von Bruno Frangi präsentiert. · Bild: Hans Mathys

24.04.2019
Langenthal

Aquarelle von Roman Candio im Lindenhof

80 Personen nehmen an der Vernissage im Lindenhof zur Eröffnung der Ausstellung mit Aquarellen von Kunstmaler Roman Candio teil. Ein Förderer des heute 84-Jährigen, der in Solothurn lebt und arbeitet, war Farbtheoretiker Jakob Weder (1906 bis 1990) an der Sekundarschule Langenthal.

Der in Murgenthal geborene und in Fulenbach aufgewachsene Roman Candio ist ein freundlicher, oft herzhaft lachender Kunstmaler. Diesen Eindruck gewinnen die vielen Vernissage-Besucherinnen und -Besucher auf Anhieb. Freude bereiten dem Künstler vorweg die Bekannten sowie die ehemaligen Schulkolleginnen und -kollegen mit Jahrgang 1935, die der Vernissage in der Stiftung Lindenhof (Seniorenresidenz) beiwohnen. In Langenthal besuchte Roman Candio während fünf Jahren die Sekundarschule. Sein Vater habe das gewollt, weil diese Schule – damals von Rektor Ernst Burri geleitet – einen ausgezeichneten Ruf genossen habe und Garantin für eine gute Ausbildung war.

Spezielle Beziehung zu Langenthal
Weil das Interesse an der Vernissage grösser als erwartet ist, werden zusätzliche Stühle benötigt. Lindenhof-Heimleiterin Bernadette Eichmüller begrüsst die 80 zur Vernissage Erschienenen und betont, dass die jährlichen Ausstellungen jeweils sehr geschätzt werden. «Wir kennen uns schon seit vielen Jahren», sagt der Langenthaler Bruno Frangi bei der Vorstellung des Kunstmalers und blickt auf den Sommer 2012 zurück. «Der Himmel über dem Langenthaler Stadtzentrum leuchtete in einer seltenen Fröhlichkeit. Es sind über 20 Tücher – Flaggen von Roman Candio –, die im lauen Sommerwind flattern. Diese Kunstwerke hat er speziell für die Openair-Ausstellung ‹L’Art› gemacht», so Frangi. Candios spontane Zusage, bei «L’Art» mitzumachen, sei keineswegs zufällig gewesen. Dies deshalb, weil der am 22. Januar 1935 im aargauischen Murgenthal geborene und im solothurnischen Fulenbach aufgewachsene Roman Candio in Langenthal vom «eigenwilligen» Zeichnungslehrer, Farbtheoretiker, Maler und Bildhauer Jakob Weder in der Sek Langenthal gefördert wurde. Candio und Weder hätten sich prima verstanden und den Draht zueinander gefunden. Weder habe bei Roman Candio das Feuer für Farben und ihre Wirkung entfacht. Candio: «Was Weder unterrichtet hat, habe ich aufgesogen wie ein Schwamm. Weder hat mir auch die Bedeutung der Perspektive in einer Klarheit beigebracht, wie sie dies später nicht einmal an der Kunstakademie geschafft haben.» Frangi erzählt dem Vernissage-Publikum, dass Candio nach der Sek in Langenthal das Seminar in Solothurn besucht habe und Primarlehrer geworden sei. Bereits 1958, «also mit zarten 23 Jahren», habe Roman Candio den Lehrerberuf an den Nagel gehängt und mutig die Künstlerlaufbahn eingeschlagen. Schon früh habe er dem Kirchenmaler Ferdinand Gehr bei der Ausarbeitung von Wandfresken geholfen. Weitere Stationen Roman Candios seien die Besuche der Kunstgewerbeschule Luzern und der Kunstakademie Düsseldorf gewesen – zudem ein Aufenthalt in Italien. «Roman Candio gehört heute als Maler und Zeichner zu den profilierten Künstlerpersönlichkeiten der Schweiz. Im Laufe der sechs Jahrzehnte seines Schaffens sei ein sehr umfangreiches Werk an Aquarellen, Acrylbildern und im Bereich Kunst am Bau entstanden», so Bruno Frangi, der auch auf von Roman Candio gestaltete Wandgemälde, farbige Verglasungen, bemalte Flachreliefs, Textilien, Webereien und Textilcollagen hinweist.

Blumen- und Landschaftsbilder
1968 und 1991 waren bedeutende Jahre für Roman Candio. 1968 wurde er mit dem Förderpreis des Kantons Solothurn ausgezeichnet, 1991 ehrte ihn der Kanton Solothurn mit der höchstmöglichen Auszeichnung für seine Kunst am Bau – dem Kunstpreis. Seit 1970, also mit 35 Jahren, malte Candio primär Blumen- und Landschaftsbilder. Impulse holte sich der Kunstmaler nicht in der Ferne, sondern im eigenen Garten. Farben und Formen der Pflanzen haben ihn geradezu eingeladen, sich mit diesen Gewächsen auseinanderzusetzen. Dass sich der Maler mit Rosen (Blume der Leidenschaft und Liebe), mit Tulpen (Blume des Vertrauens) und der Iris/Schwertlilien (Blume der Kreativität) beschäftige, liegt auf der Hand. In Roman Candios Bildern finden jedoch auch das Kapuzinerli und das Stiefmütterli ihren Platz. Der Künstler, der Stimmungen aufzeigt und Farben mit Musiktönen vergleicht: «Ich bin in die Farben verliebt. Sie geben mir enorm viel Energie.» Bruno Frangi zum Schluss der Vernissage: «Betrachtet man die 28 Aquarelle, die Roman Candio im Lindenhof zeigt, stösst man sozusagen die Türe auf zum Farbenparadies. Für mich persönlich strahlen gewisse Bilder durch ihre intensive Farbigkeit gar etwas Karibisch-Kreolisches aus. Lassen Sie sich von den Werken inspirieren und nutzen Sie die Gelegenheit zum Gespräch mit dem Künstler – einem Mann ohne Allüren, aber mit eindrücklicher Schaffenskraft. Sie werden dabei einen äusserst liebenswürdigen Menschen näher kennenlernen.» Bruno Frangis Aufforderung kommen viele der Kunstinteressierten nach und lassen sich von den bunten Aquarellen ebenso faszinieren wie von der Lebhaftigkeit des geistig vif gebliebenen Kunstmalers.

Ausstellung bis 12. Januar 2020
Die Ausstellung „«Kunst im Lindenhof Langenthal» im Parterre dauert bis am 12. Januar 2020 und ist täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Zu sehen sind 28 Aquarelle von Roman Candio. Alle 28 präsentierten Kunstwerke stehen zum Verkauf. Das älteste hier ausgestellte Aquarell «Rote Dahlien» entstand 1984 und ist mit 900 Franken zugleich das günstigste. Die beiden jüngsten im Lindenhof gezeigten Werke haben Jahrgang 2016 und sind gleichzeitig jene mit dem höchsten Verkaufspreis: «Jura» (3200 Franken) und «Winterlandschaft» (3000 Franken).

Von Hans Mathys