• Max Kopp bereitet eine neue Lockfalle für die Kirschessigfliege vor. Regelmässig werden die Fallen ausgetauscht und der Inhalt analysiert. · Bild: Marion Heiniger

  • Max Kopp und Niklaus Schorno reisen bald mit vereinten Kräften auf der Aroniaplantage im Rohrbachgraben an, um die gesunden Früchte zu ernten. · Bild: Marion Heiniger

27.07.2020
Oberaargau

Aronia hilft Gesundheit und Arbeitslosen

Seit vier Jahren ist die Aroniaplantage in Rohrbachgraben im Besitz der Langenthaler Non-Profit-Organisation «maxi.mumm», welche unter anderem auch Programme für Langzeitarbeitslose anbietet. Der Höhepunkt ist dabei im August die Ernte der gesunden Aronia-Beere. Doch bis es soweit ist, muss die Plantage fachmännisch gepflegt und vorbereitet werden.

Rohrbachgraben · Max Kopp hält einen Becher mit einer rötlichen Flüssigkeit in der Hand, sticht kleine Löcher in die Abdeckung, setzt einen Deckel darauf, damit kein Regenwasser eindringen kann, und hängt ihn mit einer Vorrichtung aus Draht an einen der Aroniabüsche. «Darin ist ein Lockstoff, der die Kirschessigfliege ködern soll», erklärt er. Max Kopp ist Meisterlandwirt mit Spezialgebiet Beerenbau und Berater für Obst und Beeren beim Inforama. Gleichzeitig ist er beim Langenthaler Verein «maxi.mumm» engagiert, der vor vier Jahren in Flückigen, Rohrbachgraben, von Walter und Rosmarie Bracher eine Aroniaplantage übernommen hat.
Obwohl die Aronia eine sehr robuste Pflanze ist, braucht sie trotzdem einiges an Pflege. Der Verein «maxi.mumm» wie auch Max Kopp haben sich der Qualität verpflichtet und legen viel Wert auf eine rein biologischen Bewirtschaftung, welche ausschliesslich in Handarbeit erfolgt. Die rund 13 Jahre alten Aroniabüsche werden jährlich geschnitten und hochgebunden, die geschnittenen Äste gehäckselt und zwischen den Büschen verteilt. Das Gras zwischen den Reihen wird regelmässig gemäht und danach liegengelassen. Unterdessen sind die 1000 Pflanzen – dazwischen stehen auch einige «Vitamin-Rosen» (Hagebutten) – teilweise bis zu einer Höhe von drei Metern gewachsen.

Kirschessigfliege bereitet Sorgen
Mit Schädlingen hat Max Kopp nicht sehr viel zu kämpfen. Raupen und Vögel haben sich irgendwann daran satt gegessen und richten bei der grossen Menge an Aronia-Stauden keinen allzu grossen Schaden an. Doch die Kirschessigfliege bereitet ihm Sorgen. Um den richtigen Zeitpunkt zur Bekämpfung des ungebetenen Gastes zu erwischen, macht er regelmässig mit einigen wenigen Lockfallen ein Monitoring. Denn die Kirschessigfliege legt ihre Eier in die reifen Aroniafrüchte ab, welche danach innert Kürze weich werden und einen unangenehmen Essiggeschmack hinterlassen.
«Erst wenn ich sehe, dass es Kirschessigfliegen hat, werden wir sie auch bekämpfen», erklärt er. Dies erfolgt ohne jegliche chemische Spritzmittel. Max Kopp richtet dafür einen Massenfang am Zaun ein, der die gesamte Aroniaplantage umrundet und die Rehböcke daran hindern soll, im Frühjahr ihren Hornbast an den Büschen abzustreifen. «Wir wollen die Kirschessigfliege ja nicht bei den Büschen, sondern bereits beim Zaun abfangen, bevor sie an die Beeren gehen», erklärt der Fachmann.
Geerntet werden die Beeren von Hand, je nach Wetterlage anfangs oder Mitte August. Dann wird Niklaus Schorno, Projektleiter Marketing und Vertrieb des Vereins «maxi.mumm», mit vielen Kräften in Rohrbachgraben anreisen. Jährlich werden so durchschnittlich zwischen zwei und drei Tonnen der gesunden Frucht geerntet. «Das ist immer der Höhepunkt des Jahres», freut sich Schorno. Die Institution «maxi.mumm» ist eine Non-Profit-Organisation und bietet mit der Aroniaernte Langzeitarbeitslosen eine geregelte Tagesstruktur. «Ich höre von unseren Helfern öfters, dass sie nach einem Erntetag endlich wieder einmal eine Nacht durchschlafen konnten», freut sich auch Max Kopp. Doch noch sind die Beeren an den Aroniabüschen grün und Max Kopp schaut regelmässig bei der Plantage vorbei, um den Erntestart rechtzeitig bekannt geben zu können.

Gut für die Gesundheit
Die Aronia wird auch «Gesundheitsbeere» genannt. Mit ihrem hohen Polyphenolgehalt wirken sie im Körper wie Antioxidantien. Hierbei handelt es sich um einen sekundären Pflanzenstoff, der die Körperzellen vor freien Radikalen schützt (freie Radikale können Zellschäden verursachen). Der Polyphenolgehalt der Aroniabeeren aus Flückigen, Rohrbachgraben, ist besonders hoch. Niklaus Schorno und Max Kopp vermuten, dass dies mit dem Alter der Pflanzen zu tun hat. Nach der Ernte wird die Aroniabeere getrocknet und ein Teil zu Saft oder Granulat verarbeitet. Die gesunden Bio-Produkte können im Online-Shop des Vereins «maxi.mumm» oder auch direkt bei einem der Vertriebspartner bezogen werden.

Von Marion Heiniger