• Hier in Grünenmatt finden Bogenschützinnen und -schützen alles, was das Herz begehrt. · Bild: Patrik Baumann

  • Die Auswahl ist gross, doch seine eigenen Bogen stellt David Spreng nicht aus. · Bild: Patrik Baumann

  • Bei den Pfeilen darf es durchaus sehr bunt sein. · Bild: Patrik Baumann

  • David Spreng zeigt die wichtigen Bauteile seiner Bogen: Holz und Glasfaserlaminat (im Vordergrund). · Bild: Patrik Baumann

  • David Spreng demonstriert einen seiner selbstgebauten Bogen vor. Den perfekten Bogen für sich hat er aber noch nicht gebaut. · Bild: Patrik Baumann

15.11.2021
Emmental

Auf der Suche nach dem perfekten Bogen

Seit vier Jahren baut David Spreng aus Grünenmatt eigene Pfeilbogen. Die Leidenschaft fürs Bogenschiessen begleitet ihn seit seiner Kindheit und ist mittlerweile zum Beruf von Mona und David Spreng geworden.

Emmental · «Zusammen mit meinen drei Brüdern bin ich ausserhalb von Grünenmatt am Waldrand aufgewachsen und verbrachte meine Freizeit oft im Wald und baute bereits unzählige Bogen», antwortet David Spreng auf die Frage, wie er zur Leidenschaft des Bogenschiessens und -bauens fand. Nach der Schule absolvierte er die Lehre zum Kaufmann und handelte nebenbei mit Bogen und Pfeilen. Daraus ist das Sportgeschäft «D&M Bogensport» in Grünenmatt gewachsen, das Spreng zusammen mit seiner Frau Mona seit Anfang Jahr im einstigen Lebensmittelgeschäft in Grünenmatt führt.

Kleben – Pressen – Kleben
Vor ungefähr vier Jahren liess sich Spreng in die Kunst des professionellen Bogenbauens einweihen und baute während vier Wochenenden mit einem erfahrenen Bogenbauer aus Steffisburg einen «recurven» Kompositbogen. «Recurve» beschreibt die Form: Hält der Schütze den Bogen ungespannt in der Hand, so sind die Wurfarme weg vom Schützen gebogen. Durch das Spannen der Sehne werden die Wurfarme nach hinten gezogen und beschleunigen den Pfeil stärker, als ein C-förmiger Bogen.
Kompositbögen bestehen aus unterschiedlichen Materialien. «Ich verwende für das Griffstück unterschiedliche Laubhölzer, zum Beispiel Nussbaum, das ich auf die grobe Form zusäge», erklärt Spreng. Anschliessend werden die Wurfarme aus Ahornfurnier gebaut. Dazu klebt Spreng jeweils eine neue Furnierlage mit Epoxidharz auf und lässt sie während 24 Stunden gepresst aushärten, bevor die nächste Lage kommt.

Probe nach einer Woche
Nach einer Woche sind das Griffstück und die Wurfarme, die aus mindestens vier Laminatschichten bestehen, genügend ausgehärtet und gepresst, damit der Bogen mit einem Glasfaserlaminat beklebt werden kann. Dieses sorgt für die nötige Härte. «Dann folgt jeweils der Moment der Wahrheit», beschreibt Spreng, «der Bogen wird zum ersten Mal belastet.» Manchmal komme es vor, dass ein Bogen breche, etwa weil ein Fehler im Holz unentdeckt blieb. Auch die Luftfeuchtigkeit beeinflusst das Aushärten der Bogen, das Handwerk unterscheide sich dementsprechend im Frühling und im Herbst. Hat der Bogen den ersten Belastungstest bestanden, so werden die Wurfarme nach aussen hin verjüngt und das Griffstück weiter bearbeitet. «Danach tauche ich den ganzen Bogen in Epoxidharz, um alle Poren zu schliessen, den Bogen zu härten und ihn wetterfest zu machen.» Nach diesem Vorgang folgen die Feinarbeiten: Der Griff wird auf seine endgültige Form zugeschliffen oder es werden Muster eingebrannt.
 
Zehn Jahre Lehrzeit
Auf diese Weise sind bei David Spreng in den letzten Jahren um die vierzig Bogen entstanden. «Zu jedem dieser Bogen habe ich einen Bezug und umso schwerer fällt es mir manchmal, einen Bogen zu verkaufen.» Denn die fertigen Werke verkauft Spreng weiter – allerdings nie auf Auftrag gefertigt, sondern als Einzelstücke: «Da kann ich freier bauen und muss mich beispielsweise nicht an einer exakten Zugkraft ausrichten.»
Beim Bogenschiessen müssen Anfängerinnen und Anfänger die Sehne mit 25 bis 35 Pfund aufziehen, Sprengs eigene Bogen haben einen Widerstand von über 40 Pfund. Die Absicht von David Sprengs ist, den perfekten Bogen für sich selbst zu bauen. «Er müsste passend in der Hand liegen, ohne Verarbeitungsfehler sein und ich muss mich in ihn verlieben», beschreibt er den perfekten Bogen. Wann ihm der gelingen wird, ist offen. Fest steht jedoch, dass ihm noch Zeit dazu bleibt: «Ich habe mir vorgenommen, mich während zehn Jahren am Bogenbau zu üben, quasi als Lehrzeit, und ich mir keinen Druck machen will».
Ist das Bogenbauen Beruf oder Hobby? Finanziell gesehen wohl zweites, denn Spreng arbeitet an seinen Bögen oft in seiner Freizeit und schreibt sich die Stunden nicht auf.

Auf der Pirsch
Mit seinen Bogen nimmt der Grünenmatter auch an Turnieren teil. Seine liebste Disziplin sind die 3D-Parcours, wie es sie etwa in Dürrenroth oder Sö-renberg gibt. Dabei absolviert der Schütze einen Rundweg im Wald, auf dem unterschiedliche Kunststofftiere in Lebensgrösse stehen. Je näher der Pfeil am perfekten Blattschuss trifft, umso mehr Punkte kann der Sportler sammeln.
Irgendwann wird David Spreng wohl mit seinem perfekten, selbstgebauten Bogen auf einem 3D-Parcours anzutreffen sein.

Von Patrik Baumann