• Der Huttwiler Yannis Studer spielt – wie auf dem Bild in seinem elterlichen Garten – jede freie Minute Fussball. · Bild: Stefan Leuenberger

16.06.2020
Sport

Aufnahme in YBs U16-Eliteteam geschafft

Das Fussballspiel ist die grosse Liebe von Yannis Studer aus Huttwil. Seit Jahren ist er wenn immer möglich am Kicken. Via SC Huttwil und Team Oberaargau Emmental (TOBE) hat er nun die Aufnahme in die Nachwuchsabteilung der Berner Young Boys geschafft.

Yannis Studer, Fussballspieler aus Huttwil · «Ich bin schon als kleiner Junge jede freie Minute auf den Schuttplatz gerannt», erinnert sich Yannis Studer. Der 14-jährige Huttwiler eiferte seinem Vater nach, der den Fussballsport seit Jahrzehnten beim SC Huttwil ausübt. «Zusammen mit meiner Mutter war ich bei jedem seiner Spiele dabei. Das Fussballspiel hat mich sofort begeistert. Ich wollte diesen Sport unbedingt ebenfalls ausüben.» So wirbelte der «kleine Studer» mit Kumpels fast ununterbrochen dem Ball hinterher. «Es kam oft vor, dass ich auch alleine auf den Sportplatz Dornacker ging, um an meiner Technik zu feilen», sagt der Achtklass-Sekundarschüler. Fussball ist seine grosse Liebe.

Zuerst vom Vater trainiert
Die logische Folge dieser Faszintion für den Fussball war der Eintritt in den Fussballverein nach dem Kindergarten. Yannis Studer startete bei den Junioren F (Altersklasse 7/8 Jahre). Weil er sich schon ganz viel selbst beigebracht hatte, gehörte Studer von Beginn weg zu den Besten. Sein Talent wurde erkannt. Dies ermöglichte ihm auch den direkten Wechsel zu den Junioren D. Während der Anfangsphase seiner Fussballkarriere war Florian Studer und damit sein Vater nie sein Trainer. «Dies wäre aber nicht schlimm gewesen. Mein Vater behandelt alle Teamspieler gleich. Ich hätte bei ihm überhaupt keine Sonderrechte gehabt.»

Vom Stürmer zum Aussenverteidiger
Yannis Studer wirbelte auf dem Schuttplatz als Flügelstürmer. Er erzielte viele Tore. Doch eine dauerhafte Nachlässigkeit sorgte für einen Positionswechsel. «Ich versäumte es, Arbeit nach hinten zu verrichten, blieb zu oft einfach vorne stehen», gesteht Studer. Die Trainer pröbelten, auf welcher Position das Talent am besten aufgehoben ist. Schliesslich war es die Position des Aussenverteidigers. «Ich hatte zuerst grosse Mühe, diese Änderung zu akzeptieren. Ich wollte das Toreschiessen nicht aufgeben», weiss Studer. «Doch ziemlich rasch bemerkte ich, dass ich von meiner neuen Position mehr Einfluss auf den Spielaufbau nehmen kann.» Gleichzeitig zeigte sich, dass Yannis Studer auch als Aussenverteidiger offensive Akzente setzen kann. «So fand ich immer mehr Gefallen an meiner Verteidigeraufgabe.»

Wechsel zum TOBE-Spitzenfussball
Studers Talent war augenfällig. Darum konnte er in der Huttwiler Hofmatt-Schule ins Talentprogramm Oberaargau-Emmental wechseln. Ein Talentschüler kann rund 20 Prozent der Zeit für den Sport einsetzen. Um fussballerisch einen Schritt nach vorne zu tun, erfolgte noch vor dem Wechsel zu den Junioren C der Abgang vom Stammverein SC Huttwil. Für die Förderung des Junioren-Spitzenfussballs wurde im Jahr 2011 das Team Oberaargau Emmental (TOBE) gegründet. TOBE ist ein von Fussballvereinen unabhängiger und vom Oberaargauisch-Emmentalischen Fussballverband geführter Verein. Da das TOBE Mannschaften in den Alterskategorien 12 bis 15 Jahre anbot, spielte Yannis Studer die nächsten fünf Saisons bei dieser Organisation. Im Junioren-Spitzenfussball machte er weitere Fortschritte. Der Aufwand wurde ebenfalls grös-ser, weil die Trainings in Langenthal, Kirchberg, Burgdorf oder Herzogenbuchsee stattfanden. «Meine Eltern leisteten immer einen Topsupport. Sie kauften mir sogar ein Generalabonnement für die ständigen Reisen.»
Zuletzt spielte Yannis Studer für die U15-Mannschaft von TOBE. Das vorerst letzte Meisterschaftsspiel bestritt er am 7. März gegen das Team Vaud Riviera-Chablais. Dann folgte wegen dem Coronavirus der jähe Meisterschaftsabbruch. «Das hat mich sehr gefuxt. Ich hätte so gerne fertig gespielt, weil ich mit den TOBE-Mannschaften nie zuvor so gut klassiert war wie in dieser Spielzeit 2019/20.» Aus-serdem war es für den Huttwiler ein abruptes Ende einer langen Zeit beim Team Oberaargau Emmental, die für alle talentierten Jungfussballer mit 15 Jahren altershalber endet.

Aufnahme in YBs U16-Eliteteam
Doch statt zwischen Stuhl und Bank zu fallen, hat sich für Studer bereits vor der Coronavirus-Krise eine Tür aufgetan. Er erhielt von den Berner Young Boys bereits im Herbst 2019 ein Aufgebot zu Schnuppertrainings. Einmal wöchentlich nahm Studer diese Chance wahr. Von YB folgte bereits im Dezember 2019 die positive Nachricht, dass Studer ins Kader der U16-Elite-Mannschaft aufgenommen wird.
Während der schwierigen Lockdown-Phase hielt sich Yannis Studer daheim mit Eigentraining nach vorgeschriebenem Trainingsplan fit. «Ausserdem bin ich öfters laufen gegangen.» Studer war glücklich, wieder ins normale Fussballtraining zurückzukehren. Seit einer Woche geht nun so richtig die Post ab. Der Huttwiler trainiert neu viermal wöchentlich in Bern. «Es ist ein riesiger Aufwand, den ich aber gerne betreibe.» In der Nachwuchsorganisation des aktuellen Schweizermeisters bekommt es der Blumenstädter oft mit Fussballgrössen zu tun. So hat der beim YB-Nachwuchs auf die Verteidiger spezialisierte Steve von Bergen bereits ein Training von Yannis Studer geleitet. «Ich kann viel profitieren und werde mich voll reinhängen, damit ich Fuss fassen kann», zeigt sich Studer kämpferisch.
Er ist sich aber bewusst, dass der Weg steinig wird. «Ich kann als Teamneuling nicht erwarten, dass ich gleich von Beginn weg spiele.» Er freut sich aber extrem auf die kommende Meisterschaft. Bald werden die Gegner grosse Namen wie Basel, St. Gallen, Zürich, Luzern oder GC tragen. Etwas, was später einmal vielleicht auch auf Profibasis eintreten könnte. «Natürlich ist es mein Ziel, einmal in der Profimannschaft von YB zu spielen. Dies ist aber ganz weit weg. Ich muss noch viel leisten, um dies zu schaffen. Darum lasse ich mich damit auch nicht verrückt machen. Ich gehe Schritt für Schritt», lässt Studer klar verlauten. Darum will er auch den Beruf des Polygrafen erlernen. «Damit ich etwas in den Händen habe.» Yannis Studer zeichnet in der Freizeit gerne, entwirft sogar eigene Schriften. Daher die Affinität zum Polygrafen-Beruf. Ein anderes Hobby von Yannis Studer ist das «Töffli». Mit seinem Puch lässt er den einstigen Schweizer Mofakult aufleben. «Zusammen mit Kollegen schrauben wir an unseren Maschinen und unternehmen Ausfahrten», erzählt Studer. Dies nur, wenn er nicht gerade Fussball spielt …

Von Stefan Leuenberger