Ausstellung «Fotosphäre» nimmt Gestalt an
Die Vorbereitungen der Ausstellung «Fotosphäre» im Haus der Franz und Rosmarie Eggenschwiler-Wiggli-Stiftung sind bereits in vollem Gange. Vier Fotografen werden in der kleinen, aber feinen Ausstellung den Besuchern perfekt in Szene gesetzte Kunstwerke präsentieren, die für sich nicht unterschiedlicher sein könnten.
Eriswil · In dem hellen und grosszügigen Ausstellungsraum der Franz und Rosmarie Eggenschwiler-Wiggli-Stiftung herrscht ein geschäftiges Treiben, wegen Corona in gebührendem Abstand. Fotos werden auf und wieder abgehängt. Noch fehlen einige Bilder, doch die meisten Werke hängen bereits an den Wänden oder sind auf Stafetten perfekt in Szene gesetzt. Mit einer Bohrmaschine bereitet der Kurator Heinz Allemann Löcher für die Porträt-Rollos vor, die von der Decke hängen sollen. Noch liegen sie fein säuberlich verpackt am Boden. Der Lärm der Bohrmaschine lässt zwischenzeitlich die Gespräche der Aussteller verstummen.
Vier Fotografen werden mit Beginn der Vernissage am 13. Juni fast einen Monat lang ihre ausgesuchten Werke einem breiten Publikum präsentieren. Ob analoge Doppelbelichtungen, Porträts, Reportagefotos oder die Natur abgelichtet, hinter den Bildern steckt eine fassbare Leidenschaft. Sei es eine Momentaufnahme, eine aufwendig inszenierte Szene oder ein Experiment mit der Fotokamera. Bilder faszinieren, erzählen Geschichten und bringen Menschen zusammen.
Geheimnisvolle Waldgeister
Eine Fotoausstellung zu organisieren war bereits ein lang gehegter Wunsch von Heinz Allemann, Vizepräsident der Franz und Rosmarie Eggenschwiler-Wiggli-Stiftung. Doch die Aussteller mussten eine Verbindung in irgendeiner Art und Weise zu dem verstorbenen Franz Eggenschwiler haben, setzte sich der 64-jährige Künstler zum Ziel. Etwas anderes kam für ihn nicht in Frage.
Nach langer Suche fand er zusammen mit seiner Frau Rita, Assistentin, künstlerische Beraterin und Freundin der Stiftung Eggenschwiler, vier Fotografen, welche dieses Kriterium erfüllten. Durch Zufall lernte Heinz Allemann Adrian Schlumpf kennen, der nach einem Wasserschaden Werke von Franz Eggenschwiler zu ihm brachte, mit der Bitte sie zu restaurieren. Adrian Schlumpf, aufgewachsen am Bodensee, lebt heute in Allschwil.
Bereits als 13-Jähriger hat er die Leidenschaft der Fotografie für sich entdeckt. Seit zwei Jahren beschäftigt er sich wieder intensiv mit der analogen Fotografie. «Es ist eine zeitintensive Passion», erklärt Adrian Schlumpf, denn der Prozess von der ausgereiften Idee bis zur Fertigstellung eines analogen Fotoprojekts kann durchaus mehrere Wochen dauern. Das Resultat jedoch kann sich sehen lassen. Seine ausgestellten Bilder zum Thema «Waldgeister», als analoge Doppelbelichtung, haben etwas Geheimnisvolles, gar Mystisches. Als Hintergrund steht der Wald, den Adrian Schlumpf als Kraftort sieht, in dem viel Unbekanntes stattfindet.
Nach einer Ausbildung als Kaufmann absolvierte Adrian Schlumpf ein Sprachstudium und einige Semester Kunstgeschichte, danach arbeitete er als Journalist und Oberstufenlehrer. Vor zwei Jahren wurde die Fotografie zu seiner Hauptbeschäftigung. Er bezeichnet sich selbst als fotografischen Autodidakt und hat sich zum Ziel gesetzt, die Welt so festzuhalten, wie er sie durch seine höchstpersönliche Brille sieht. «Wie einer in die Welt schaut, so drückt er auch auf den Auslöser der Kamera», ist Adrian Schlumpf überzeugt.
Faszinierende Einfachheit
Eine weitere Verbindung zu Franz Eggenschwiler ist der gelernte Reproduktionsfotograf Volker E. Hagendorf. «Ich habe Rosmarie Eggenschwiler-Wiggli 15 Jahre lang auch fotografisch begleitet», erzählt der 79-jährige gebürtige Hamburger. Auf seinen langjährigen Reisen durchs südöstliche Afrika, durch Teile Asiens, Südfrankreich und Korsika hat er unzählige Reportagefotos mit nach Hause gebracht.
Eine kleine Auswahl davon hat er an die Wände des lichtdurchfluteten Ausstellungsraumes gehängt. Nicht nur Reportagefotos sondern auch unzählig viele Porträts hat Volker E. Hagendorf mit seiner Kamera geschossen. Seine Bilder wurden schon oft in verschiedenen Ausstellungen und Museen in der Schweiz und in Deutschland ausgestellt, unter anderem auch ein Porträtband von Mani Matter.
Betrachtet man seine Porträts berühmter Schweizer Persönlichkeiten und seine Reportagenbilder aus Afrika, fasziniert die Einfachheit der abgelichteten Momente. Es gelang ihm, die Wirklichkeit authentisch im Bild festzuhalten.
Reizvolle Natur
Ebenfalls eine Verbindung zu Franz Eggenschwiler hatte Res Derendinger. Der selbstständige Informatiker kam durch seinen ersten erlernten Beruf als Schreiner mit Franz Eggenschwiler in Kontakt, als dieser Holz für seine Kunstwerke benötigte.
Res Derendinger fotografiert seit über 20 Jahren mehrheitlich digital. Sein liebstes Sujet ist die Natur und ihre Vielfältigkeit. Ob Landschaften oder Tiere, Res Derendinger ist meist in der Schweiz und Irland unterwegs, oft aber auch in der Region anzutreffen. «Das Auge sieht es, die Kamera hält es fest. Ich fotografiere meist diejenigen Motive, welche meine Sinnesorgane ansprechen und Emotionen wecken», beschreibt er bescheiden seine Leidenschaft zur Fotografie. Entsprechend farbenprächtig kommen seine Bilder daher.
Aussergewöhnliche Kunstwerke
Der vierte im Bunde ist Rolf Sutter. Der Vollblutfotograf und Grafiker kommt aus Luzern und führt seit über dreissig Jahren ein erfolgreiches Foto- und Grafikstudio in Huttwil. Dort ist auch die Verbindung zu Franz Eggenschwiler zu finden.
Rolf Sutter ist Mitglied von «Colour Art Photo International» und dritter Gold-Master in der über 40-jährigen Geschichte von «Colour Art Photo Schweiz» und «International Photography Gold Award» Gewinner. Zudem ist er Fachexperte für Fotografie an der Schule für Gestaltung in Bern.
Rolf Sutter ist nicht nur bekannt für seine aufwendig inszenierte Porträt-Fotografie und Fashion-Projekte, er ist auch leidenschaftlicher Reise- und Streetfotograf.
Seine Bilder sind aussergewöhnliche Kunstwerke. Passend zum Thema Corona stellt Rolf Sutter an der «Fotosphäre» neben beeindruckenden Porträts eine äusserst interessante Interpretation des Coronavirus aus.
So unterschiedlich sich die Bilder in der Ausstellung präsentieren werden, so unterschiedlich zeigen sich auch die Fotografen. Doch eines haben sie gemeinsam, alle haben sie eine Verbindung in irgendeiner Art und Weise zu Franz und Rosmarie Eggenschwiler und alle haben sie eine unglaubliche Leidenschaft für die Fotografie.
Von Marion Heiniger