• Die Coronakrise hat den Campus Perspektiven hart getroffen. Die Betreiber zählen nun auf die Region. · Bild: Leroy Ryser

16.06.2020
Huttwil

Bangen um die Zukunft des Campus

Der Campus Perspektiven hat in diesem Halbjahr eine turbulente Phase erlebt. Co-Leiterin Katharina Wespi bestätigt, dass sich der Campus zurzeit in einer schwierigen Situation befinde. Es brauche jetzt ein klares Bekenntnis der Region zum regionalen Sport-Zentrum.

Huttwil · Das letzte halbe Jahr war für die Betreiber des Campus Perspektiven alles andere als ein Tänzchen im Boxring. Von der Badi-Abstimmung erhoffte man sich, mit einem Ja zum Bau des neuen Schwimmbades den Betrieb längerfristig auf eine stabile Basis zu stellen. Danach kündigte sich wegen einer Volksabstimmung in Langenthal an, dass der dortige Schlittschuhclub in der kommenden Saison weniger Eisfläche in Huttwil mieten wird. Und zuletzt kam auch noch die Coronakrise, die den Betrieb vor weitere Herausforderungen stellt. Wer sich deshalb fragt, wie es um die Zukunft des Sportzentrums steht, tut dies nicht unbegründet. Auch Co-Leiterin Katharina Wespi informiert gegenüber dem «Unter-Emmentaler» schriftlich: «Ja, man muss um die Zukunft des Campus Perspektiven bangen. Wir wurden durch die Massnahmen des Bundes zur Einschränkung der Pandemie schwer getroffen.»

Verschiedene Problemherde
Am Anfang dieses schwierigen Halbjahres stand die Huttwiler Abstimmung zur Sanierung der bestehenden oder dem Neubau einer Badeanstalt in Huttwil. Die Badi im Campus hätte zwar bei der Gemeinde jährliche Mehrkosten verursacht, sie hätte zugleich den Betreibern des Campus aber ermöglicht, dessen Betrieb breiter aufzustellen. «Der negative Entscheid zur Badi schmerzte uns», sagt Katharina Wespi und hängt an, dass dies eine verpasste Chance zur Weiterentwicklung des Campus und von Huttwil sei.
Ebenfalls ein indirektes Nein kassierte der Campus Perspektiven am selben Tag vom Stimmvolk in Langenthal. Dieses hätte den SC Langenthal mit einem erhöhten Unterstützungsbeitrag für den Nachwuchs finanziell besser unterstützen sollen, weil dieser aber nicht gesprochen wurde, ist davon auszugehen, dass der SCL in der kommenden Saison aus finanziellen Gründen deutlich weniger Eis in Huttwil mieten kann. Der wie fast überall in der Schweiz defizitäre Betrieb einer Eishalle bleibt dadurch auch in Huttwil kostspielig. «Wir geben grundsätzlich keine Auskunft zu einzelnen Nutzerinnen und Nutzern», sagt Wespi und hängt dann an: «Grundsätzlich müssen wir als Betreiberin immer damit rechnen, dass sich ein Nutzer zurückzieht oder die Nutzung reduziert. Glücklicherweise sind wir heute viel breiter aufgestellt als zu Beginn im Jahr 2016.» Der Campus habe mehr Sicherheit und eine finanzielle Stabilität, so Wespi. Gleiches bestätigt auch Dino Stecher, der für den Eisbetrieb im Campus zuständig ist. «Natürlich ist es schade und das Timing ist nicht gerade ideal, aber wir können den Verlust auffangen.» Der Campus plant, die Eis-saison 2020/21 Ende Juli zu starten. Die Stunden können zwar nicht zeitgleich ersetzt werden, weil der SCL-Nachwuchs insbesondere am Nachmittag Zeiten belegte. Die Kompensation sei aber auf andere Art und Weise möglich, so Stecher. Ausserdem werde dadurch die Zeit für den öffentlichen Eislauf ein bisschen verlängert.

Ausfälle im sechsstelligen Bereich
Nach diesen für den Campus unerfreulichen Entscheiden am 10. Februar  kam die Coronakrise einen Monat später erst recht ungelegen – vor allem, weil der Campus in dem Moment noch bestens ausgelastet war. «Die Krise hat uns sehr hart getroffen», bestätigt die Co-Leiterin erwartungsgemäss. «Es konnten mehrere grössere Anlässe wie Generalversammlungen und Kulturveranstaltungen sowie diverse Sport- und Schullager nicht stattfinden, und ausserdem mussten unsere Heimclubs ihre Trainings einstellen.» Dies habe zu Ertragsausfällen im sechstelligen Bereich geführt, vor allem die ausgeblieben Lager im dafür bekannten Lagermonat April hätten besonders schwer gewogen. «Die verschiedenen Lockerungsetappen haben nun etwas Erleichterung gebracht. Einige Sportvereine haben ihren Trainingsbetrieb schrittweise wieder aufgenommen.» Trotzdem werde die Anlage bis zum September nicht gänzlich ausgelastet sein.
Die jeweiligen Bereiche einzeln zu betrachten würde hingegen keinen Sinn ergeben, so Wespi weiter. «Alles trägt seinen Teil bei. Der öffentliche Eislauf sorgt für Bekanntheit und Akzeptanz und viele Sponsoren investieren in erster Linie wegen dem Eissport in den Campus. Für andere sind die Lager ein wichtiges Element. Derweil sind uns genauso wie die kleinen Nutzer auch die grösseren Buchungen wichtig, weil sie jeweils einen entsprechend gros-sen finanziellen Beitrag leisten.» Dadurch sei der Campus Perspektiven ein Mosaik, das als Ganzes funktioniert.

Ein Zeichen der Region ist gefragt
Dass dieses Mosaik insgesamt zerbrechen könnte, scheint indes nicht ausgeschlossen. «Wir wurden durch die Massnahmen des Bundes zur Einschränkung der Pandemie hart getroffen. Die längerfristigen Auswirkungen können wir noch nicht abschliessend beurteilen.» Die weitere Zukunft des Campus hänge von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören auch die künftigen Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft und den Sport. Letztlich sei aber vor allem die Region gefragt, die ein klares Zeichen für den Campus setzen solle. «Ein wichtiger Faktor ist, ob wir in den nächsten Wochen auf die Unterstützung der Region, der Gemeinde, der Sponsoren und unserer Nutzer zählen können», sagt Wespi. Ob beispielsweise das Ankunftszentrum für unbegleitete minderjährige Asylsuchende, die sogenannten «Umas», weiterhin in Huttwil bleibe, kommentierte Wespi nicht: «Wir geben grundsätzlich keine Auskunft zu einzelnen Nutzerinnen und Nutzern des Campus Perspektiven. Für Fragen zum Ankunftszentrum wenden Sie sich bitte direkt an dieses.»
So oder so sei aber klar, dass der Standort in den letzten Jahren nach erfolgreichem Aus- und Aufbau einen harten Schlag durch die Corona-Pandemie verpasst erhielt. Dass der Campus wie ein Boxer im Ring taumelt, ist deshalb zurzeit keine weit hergeholte Metapher. Der jahrelang erfolgreiche Aufbau lässt aber die Hoffnung zu, dass sich der Campus erholen kann.

Von Leroy Ryser