Bauarbeiten am Bahnhof verzögern sich
Die SBB kann am Bahnhof Langenthal ihren Terminplan nicht einhalten: Sowohl die neue Bahnhofpassage als auch der barrierefreie Bahnzugang können erst 2025 restlos abgeschlossen werden (statt wie vorgesehen bis Ende 2024). Weil die Stadt Langenthal der SBB entgegenkommt und ihre Bauphasen anpasst, kann man die Gesamtbauzeit bis 2027 nach heutigem Kenntnisstand trotzdem einhalten.
Es geht nicht nichts am Bahnhof Langenthal. Wie ein Augenschein vor Ort zeigt, kommen die Bauarbeiten an der neuen, breiteren Personenunterführung, die künftig die beiden Stadtteile Nord und Süd auf komfortable Weise miteinander verbinden wird, voran. Gestalt angenommen haben auch der Ausgang zum künftigen Quartier Nord sowie die Velostation. Die Arbeiten am Hochwasserentlastungskanal und am Perron Gleis 2/3 laufen. Und seit Januar 2024 ist auf der nördlichen Bahnhofseite das provisorische Perron Gleis 40 in Betrieb.
Alles Dinge, die auf Baufortschritte hindeuten. Und trotzdem: Die Veränderungen sind nicht so weitreichend und augenfällig, wie man sie sich derzeit wünschen würde.
Schon jetzt ist klar, dass die SBB ihren Terminplan am Bahnhof Langenthal nicht ganz einhalten kann. Die Verantwortlichen gaben an einer Medienbegehung diese Woche zu verstehen, dass es auf der Grossbaustelle zu Verzögerungen kommt. Diese führen dazu, dass die neue Bahnhofpassage und auch der barrierefreie Bahnzugang erst im Verlauf von 2025 abgeschlossen werden können. Eigentlich hätte man damit seitens SBB bereits per Ende 2024 fertig sein wollen. Gründe für die Verzögerungen seien unter anderem Lieferschwierigkeiten bei Spezialbauteilen sowie unvorhergesehene geologische Gegebenheiten. Letzteres scheint die Bauleute der SBB tatsächlich vor grössere Herausforderungen zu stellen. Teile der alten Bahnhof-Untergrundstruktur behindern oder erschweren mitunter die Arbeiten an der neuen Infrastruktur. Baukonstruktionen müssen aufwendig abgestützt werden. Und auch der schmale Zugang zu den Geleisen, der für die Zugreisenden auch während der Bauarbeiten stets offenbleiben muss, vereinfacht die Lage vor Ort überhaupt nicht.
Termindruck
Die Nachricht von der Verzögerung ist unschön, schwebt über dem gesamten Projekt «Entwicklungsschwerpunkt ESP Bahnhof Langenthal» doch ein nicht unerheblicher Termindruck. Will man den unterstützenden Geldfluss von Bund und Kanton nicht gefährden, müssen im Rahmen des betreffenden Agglomerationsprogramms sämtliche geplanten Arbeiten bis spätestens Ende 2027 abgeschlossen sein. Sprich: Auch die Bauphasen der Stadt, welche die Realisierungen der Bahnhofplätze Nord und Süd vorsehen, müssen bis dann erledigt sein.
In ihrer Medienmitteilung gibt die SBB jedoch Entwarnung: «Die Gesamtbauzeit bis 2027 wird nach heutigem Stand trotzdem eingehalten werden können. Dies auch dank dem Entgegenkommen der Stadt Langenthal. Diese sieht vor, die Bauphasen 2 und 3 (Platz Süd und Platz Nord) weitgehend parallel auszuführen.» Diese Überschneidung sei parallel leichter möglich als eine Überschneidung der Baustellen der SBB und der Stadt im Süden. «Der Südplatz ist nicht gross genug, um beide Baustellen parallel zu führen, insbesondere auch wegen der bereits heute sehr anspruchsvollen Kundenlenkung», ergänzte SBB-Oberbauleiter Daniel Gross anlässlich der Medienbegehung vor Ort.
Konkret heisst das, dass die Stadt Langenthal die zweite Etappe – also den Stadtplatz Süd inklusive Veloanlagen – erst 2025 in Angriff nehmen kann, und zwar voraussichtlich etwa Mitte Jahr, wie Anwesende der Stadtverwaltung vor Ort vorsichtig prognostizierten. Stadtpräsident Reto Müller, der an der Begehung ebenfalls teilnahm, formulierte es so: «Wenn wir mit unserem Projekt im Süden jetzt auch noch anfangen würden zu bauen, würden sich die Bauarbeitenden wortwörtlich auf den Füssen herumstehen.» Viel sinnvoller sei es dagegen, ab 2025 den Südplatz zusammen mit den Arbeiten im Norden zu realisieren. «Auf diese Weise sollten wir es trotzdem bis Ende 2027 schaffen», sagte Müller.
Aktuell läuft die Bereinigung eines aktualisierten Bauprogramms durch die SBB in Abstimmung mit ihren Projektpartnern sowie mit den Bahn- und Busbetreibern.
Shuttle-Dienst bis Oktober
Auf dem kurzfristigen Bauplan der SBB steht nun vorerst unter anderem die Rampe zum Perron der Aare Seeland mobil (ASM). Diese wird ab dem 15. April bis voraussichtlich 19. Juni 2024 von der neuen Hauptunterführung zum Perron ASM Gleis 4/5 neu erstellt. «Während dieser Zeit ist die Rampe gesperrt. Der Zugang zum ASM-Perron erfolgt weiter nördlich über die Treppe durch die neue Hauptunterführung», schreibt die SBB in ihrer Medienmitteilung. Weiter teilt sie mit, dass der Shuttle-Dienst für Reisende mit eingeschränkter Mobilität nach heutigem Kenntnisstand bis Oktober 2024 bestehen bleibt.
Von Patrick Jordi