• Viel mehr hätten im Singsaal der Schule Auswil nicht mehr Platz gefunden. 108 Stimmberechtigte kamen an die Gemeindeversammlung.

  • Mit Beat Lanz erhält Gemeindepräsidentin Regula Farner-Rachdi einen ernst zu nehmenden Gegenspieler im Gemeinderat. · Bilder: Marion Heiniger

  • Regula Farner-Rachdi

08.12.2023
Oberaargau

Beat Lanz will im Gemeinderat für Ordnung sorgen

Mit grosser Mehrheit wurde Beat Lanz an der Gemeindeversammlung in Auswil in den Gemeinderat gewählt. Nun will er dort für saubere und geordnete Strukturen sorgen. An der Gemeindeversammlung im Juni war er dem Gemeinderat nicht wohlgesinnt. Er betitelte ihn als inkompetent und forderte dessen sofortigen und freiwilligen Rücktritt.

Auswil · Der Singsaal im Schulhaus Auswil platzte aus allen Nähten. Eng aneinandergereiht sassen 108 Stimmberechtigte (29,83 Prozent) plus einige Gäste. Was die Auswiler und Auswi­lerinnen dazu bewogen hat, so zahlreich zur Gemeindeversammlung zu erscheinen, war wohl die anstehende Wahl eines Gemeinderates. Nach der überraschenden Demission von Gemeinderat Ulrich Zürcher gleich nach der Gemeindeversammlung im Juni war ein Ratssitz leer geblieben. Gleich zwei Personen haben sich für den freien Ratssitz zur Wahl aufstellen lassen: Der 62-jährige Beat Lanz und der 25-jährige Morris Ryser. Gewählt wurde in geheimer Wahl. Dabei machte Beat Lanz ganz klar mit 70 Stimmen das Rennen. Er war es auch, der an der Juni-Versammlung aufgrund der Kündigung aller Verwaltungsangestellten den Gemeinderat als inkompetent bezeichnete und eine Aufsichtsrechtliche Beschwerde ankündigte, falls der Gemeinderat nicht sofort freiwillig zurücktrete. Nun wird er im Gemeinderat wohl nach dem Rechten sehen. «Ich habe ein starkes Interesse daran, dass geordnete und saubere Strukturen in den Gemeinderat und in die Gemeindeversammlung gebracht wer­den», erklärte Beat Lanz. Die Wogen seit dem Abgang der gesamten Verwaltung im Sommer hatten sich bei der Bevölkerung noch nicht legen können. Noch immer war eine gewisse Feindseligkeit bei einigen der Stimmberechtigten zu spüren. So erwähnte beispielsweise Ueli Minder, dass an der Juni-Versammlung immer wieder von Persönlichkeitsrechtsschutz die Rede gewesen sei. Nun habe aber der Gemeinderat mit denjenigen Personen das Gespräch gesucht, welche die Aufsichtsrechtliche Beschwerde unterschrieben hatten. Wo denn hierbei der Persönlichkeitsschutz sei, wollte er wis­sen. Zudem habe er gehört, dass eine Verwaltungsangestellte, welche ebenfalls unterschrieben hatte, per sofort freigestellt wurde. Von einer Freistellung wisse sie nichts, antwortete Gemeindepräsidentin Regula Farner-Rachdi. Sie erklärte weiter, dass der Gemeinderat mit der Zustellung des Beschwerdeschreibens durch das Regierungsstatthalteramt die Namen der Unterschreibenden mitgeteilt bekommen habe. Ausserdem war es ihr wichtig zu erwähnen: «Ich war nach der letzten Gemeindeversammlung mit niemandem böse. Das ist Demokratie, meine Damen und Herren. Wir müssen zusammenhalten, wenn wir eine Gemeinde bleiben wollen.» Auf der Verwaltung ist unterdessen wieder etwas Ruhe eingekehrt. Vizepräsident Christian Lanz versprühte an der Gemeindeversammlung Zuversicht. Das, obwohl eine anfangs November angestellte Verwaltungsangestellte bereits in der Probezeit wieder gekündigt hatte. Nach der Kündigung der ganzen Belegschaft wurde die Fankhauser & Partner AG, Huttwil mit der vorübergehenden Führung der Gemeindeverwaltung beauftragt. Per 13. Oktober konnte der diplomierte Finanzplaner Markus Meyer zu 40 Prozent als Verwaltungsangestellter für die Finanzverwaltung und AHV angestellt werden. Für die Gemeindeschreiberei wurde bis auf Weiteres Katharina Schmid, freiberufliche Gemeindeschreiberin aus Kiesen, verpflichtet. Das Ziel sei, auch hier künftig ein Pensum von 40 Stellenprozenten anzubieten, erklärte Christian Lanz. Noch nicht abschliessend geklärt sei die Organisation der Bauverwaltung. Hierbei werde eine Auslagerung an andere Gemeinden oder Drittanbieter angestrebt.

Budget und Jungbürgerbriefe
Die Stimmberechtigten hatten an der Gemeindeversammlung aber nicht nur zu wählen, sondern auch das Budget 2024 zu genehmigen. Es schliesst im Gesamthaushalt bei einem Aufwand von 1,887 Millionen Franken mit einem Aufwandüberschuss von 53 200 Franken ab. Im allgemeinen, steuerfinanzierten Haushalt beträgt der Aufwandüberschuss 14 700 Franken. Das Budget wurde mit einer gleichbleibenden Steueranlage von 1,75 Einheiten erstellt. Die Liegenschaftssteuer beträgt unverändert 1,25 Promille des amtlichen Wertes.
Investitionen sind in der Höhe von 244 500 Franken geplant. Dabei fallen 52 500 Franken auf den allgemeinen Haushalt als Beitrag zur Fassadensanierung beim Oberstufenzentrum Kleindietwil. Im Bereich Spezialfinanzierung Wasserversorgung ist eine Verbindungsleitung zu Gondiswil und der Ersatz von Leitung und Schieber beim Vorlaufbecken geplant und bei der Spezialfinanzierung Abwasserentsorgung werden 60 000 Franken für die Überarbeitung des generellen Entwässerungsplanes benötigt. Zu Beginn der Gemeindeversammlung durften die Jungbürger Yannick Mayer, Janik Minder und Dominic Weyermann ihren Jungbürgerbrief und einen Gutschein in Empfang nehmen. Nicht an der Feier teilnehmen konnte der Jungbürger Josef Grossenbacher.

Von Marion Heiniger