Beat Zürcher: 32 Jahre im «Feuerwehrkutteli»
Per Ende 2020 hat Beat Zürcher aus Huttwil nach 32 Jahren Engagement in der Feuerwehr das Dienstalter von 52 Jahren erreicht und wurde somit aus dem Dienst entlassen. 32 Jahre war er mit Leidenschaft bei der Feuerwehr Region Huttwil im Einsatz. Er erlebte lustige, aber auch schwierige Einsätze.
Das Feuerwehr-Fieber packte ihn bereits während seinem ersten Ausbildungsjahr zum Landwirt. Denn in Rumendingen mussten alle Lehrlinge in die Feuerwehr. «Das ‹Feuerwehrkutteli› ist damals schon im Schrank aufgehängt und bereit gewesen. Es gab gar keine andere Möglichkeit», sagt Beat Zürcher. Das kleine Dorf hätte sonst nicht genug Feuerwehrmänner in der Gemeinde gehabt.
Nach der ersten absolvierten Übung gab es ein Bier in der Chäshütte, dieses konnten die jungen Lehrlinge jedoch (noch) nicht schätzen und nahmen dankbar das Joghurt vom Käser entgegen. «Später habe ich das Biertrinken dann schon noch gelernt», schmunzelt er.
Ab 2011 Vize-Kommandant
Bei der Feuerwehr Huttwil trat er als 21-Jähriger ein. Bereits ab 1993 war er aufgrund seines Lastwagenausweises als Fahrer eingeteilt. Diese Aufgabe hat er bis zu seiner Entlassung stets ausgeführt. Ab 2011 war er Vize-Kommandant der Feuerwehr Huttwil. Die Fusionierung im Jahre 2014 mit den Feuerwehren Rohrbach, Auswil, Rohrbachgraben, Gondiswil und Wyssachen stellte einen grösseren Komplex dar, es war ab diesem Zeitpunkt nun die Feuerwehr «Region Huttwil». Der Zusammenschluss bereitete aber keine Probleme, da die Gemeinden bereits vorher zusammen Übungen absolviert hatten.
Auch nach der Fusion behielt er seinen Posten als Vizekommandant und übernahm den Einsatzzug Huttwil. Wie viele Einsätze er im gesamten gehabt hat, weiss er nicht genau. «Aber in den letzten 15 Jahren waren es sicher an die 50 pro Jahr», meint Beat Zürcher.
Veränderte Einsatzbereiche
Früher wurde die Feuerwehr wegen Feuer gerufen, heute sind es viele andere Einsatzbereiche. Zum Beispiel, wenn ein Papagei entflohen ist und partout nicht vom Baum runter kommen will. «Das ist gar nicht so einfach, wenn das Tier immer höher in den Baum fliegt», sagt Beat Zürcher. Aber nach einem zweistündigen Einsatz hat es doch ein gutes Ende genommen.
Auch sonst hat sich vieles geändert in den 32 Jahren. «Die Ausrüstungen und die Ausbildungen sind viel besser geworden», meint er. «Ich habe drei TLF (Tanklöschfahrzeug), zwei ADL (Autodrehleiter) und fünf Feuerwehrkommandanten währen meiner Zeit bei der Feuerwehr erlebt.» Viele Einsätze seien im «Huttu-Wald» wegen umgestürzten Bäumen gewesen. «Manchmal habe ich die Strasse mit dem Traktor und dem Schneepflug frei geräumt», sagt er. An das schwere Unwetter von 2007 erinnert er sich gut. Drei Tage fast ohne Unterbruch sei er im Einsatz gestanden. Da habe er sehr traurige und schwer zu verarbeitende Situation erleben müssen, sagt er nachdenklich.
Kameradschaft ist wichtig
Die Kameradschaft sei immer gut gewesen und man konnte sich stets aufeinander verlassen. «Das ist sehr wichtig», findet Beat Zürcher. Wenn ein schwerer Unfall geschehen sei, bei dem man nie genau wisse, was einen erwarte, sei das Gespräch mit den Kameraden im Magazin nach dem Einsatz sehr hilfreich gewesen. So konnte man das Erlebte am Besten verarbeiten. «Ein Einsatz mit Erfolg war immer eine Bereicherung und es war schön, wenn man helfen konnte», blickt Beat Zürcher zurück. Auch neben den Einsätzen kam die Kameradschaft nie zu kurz. So gab es jeweils am letzten Freitag im Juni ein «Feuerwehrbrätlen». «Im zweiten Teil nach der Übung haben meist die besten Gespräche stattgefunden und gute Ideen sind daraus entstanden.»
Unterstützung von Familie und Arbeitgeber
«Meine Familie hat mich stets unterstützt», sagt der Vater von drei erwachsenen Töchtern. «Oft mussten sie mir auch helfen, alle Feuerwehrkleider zusammenzutragen, ohne sie wäre ich vielleicht nicht immer zur Stelle gewesen», lacht Beat Zürcher. Wenn die Feuerwehr gerufen hatte, mussten seine Frau Brigitte und seine drei Töchter je nach Tages- oder Nachtzeit den Stall auf ihrem Milch- und Ackerbaubetrieb im Grund in Huttwil selber besorgen. Doch das sei nie ein Problem gewesen, die Familie war stets bereit. Aber auch die Firma Loosli in Wyssachen, in der Beat Zürcher zu 50 % angestellt ist, sei ein sehr feuerwehrfreundlicher Arbeitgeber. Nie hätte es Diskussionen gegeben, wenn er ausrücken musste. Das sei nicht selbstverständlich und das habe er immer sehr geschätzt, ist Beat Zürcher dankbar.
Mehr Zeit fürs Hornussen
Seinem Hobby, dem Hornussen, ist er in all den Jahren trotzdem treu geblieben. Nun hat er in Zukunft wieder ein bisschen mehr Zeit dafür. «Langweilig wird es mir bestimmt nicht», lacht Beat Zürcher.
Bei der nächsten Herbstübung – wenn es denn die Corona-Situation bis dahin zulässt – wird Beat Zürcher noch gebührend verabschiedet werden. Das schöne Abschiedsgeschenk durfte er bereits in ganz kleinem Rahmen entgegennehmen. «Aber das richtige Abschiednehmen hat schon ein bisschen gefehlt», bedauert er. Aber alles in allem blickt er auf eine schöne und sehr bereichernde Zeit als Feuerwehrmann zurück.
Von Marianne Ruch