«Bedrohungsspektrum hat sich verändert»
Heinz Liechti, Oberst im Generalstab der Schweizer Armee, orientierte auf Einladung der Offiziersgesellschaft Langenthal und Umgebung (OGL) über die Weiterentwicklung der Armee (WEA) und die im Vergleich zu früher «diffuser gewordene Lage der Bedrohung».
Wie sieht die Schweizer Armee von morgen aus? Im Vorfeld der 169. Vereinsversammlung der 1848 gegründeten OGL im Langenthaler Bären bot WEA-Projektleiter Heinz Liechti Neuigkeiten aus erster Hand. «Es ist mein erstes Referat über die WEA bei einer Offiziersgesellschaft», betonte der Referent, der seit 1. Mai 2009 Stellvertreter des Chefs der Logistikbasis der Armee ist.
Der 63-Jährige trat 1978 ins damalige Eidgenössische Militärdepartement (EMD) und arbeitete seither in verschiedenen Sektionen der Gruppe für Generalstabsdienste. «Wir sind auf der Zielgeraden», sagte er im Hinblick auf die für 1. Januar 2018 geplante Umsetzung der Massnahmen für die WEA und weiterer Meilensteine bis 2022 – «Die Kaderlehrgänge nach neuem Modell beginnen diesen Sommer.»
Heinz Liechti nannte die vier Kernpunkte der WEA: Höhere Bereitschaft, effektivere Kaderausbildung, vollständige Ausrüstung und regionale Verankerung. Das Fundament seien Wehrpflicht und Milizprinzip, ein Sollbestand von 100 000 Armeeangehörigen sowie ein Kostendach von 20 Milliarden Franken als Finanzrahmen in vier Jahren, also 5 Milliarden Franken jährlich. Hauptaufgaben der Armee seien Verteidigung von Land und Bevölkerung, Unterstützung der zivilen Behörden und Friedensförderung. «Das Bedrohungsspektrum hat sich total verändert», so Liechti. Die Sicherheitsbedürfnisse der Schweiz müssten deshalb auf die neuen Bedrohungen und Gefahren ausgerichtet sein.
Der Ständerat habe die Rechtsgrundlage zur WEA (Schlussabstimmung zum Militärgesetz) am 18. März 2016 mit 44 Ja und 1 Enthaltung angenommen, der Nationalrat mit 143 Ja, 13 Nein sowie 39 Enthaltungen. «Die Politik steht voll und ganz hinter der WEA», folgerte der WEA-Projektleiter, der ein Video zeigte – eingebettet in Vorspann «Schweizer Armee für Sicherheit und Freiheit» und Abspann «Schweizer Armee – Sicherheit ist nicht selbstverständlich». Liechti präsentierte zudem das Erklärvideo «Unsere Schweizer Armee von morgen». Mit der neuen Führungsstruktur – «sie gab zu reden» – habe man Ordnung geschaffen. «Den Chef der Armee gibt es immer noch, aber neu sind Luftwaffe und Heer unter einem Hut», fasste Liechti zusammen. Die hohe Bereitschaft nach dem Prinzip der abgestuften Bereitschaft sei «in Europa einzigartig».
Sparen bei der Einsatzinfrastruktur
Am meisten soll bei der Einsatzinfrastruktur gespart werden. So wird auf den Militärflugplatz Sion verzichtet. Die Flugplätze in Dübendorf und Buochs werden auch aufgegeben, wobei Dübendorf als Heli-Basis weiterbetrieben wird. Geschlossen werden ferner Führungsanlagen, Luftwaffennachrichtenzentralen und Schutzbauten. Zudem wird auf Kampfinfrastruktur verzichtet. Die Ausbildungsinfrastruktur soll um 15 Prozent verkleinert werden. Die Waffenplätze Fribourg, Genf, Lyss, Moudon und St. Maurice-Lavey werden geschlossen, die drei Waffenplätze Walenstadt, Mels und St. Luzisteig zusammengelegt. Reduziert wird zudem die Anzahl Übungs- und Schiessplätze. Auf die Unterkünfte und Schiessplätze Gluringen, Brigels und Glaubenberg wird verzichtet.
Eine bedeutende Reduktion erfährt auch die Logistikinfrastruktur. Von vier Militärspitälern soll nur noch ein Militärspital bleiben. «Mit der Umsetzung der WEA gibt es noch viel zu tun», betonte Projektleiter Heinz Liechti, der auch Fragen aus dem Publikum beantwortete und dann von OGL-Präsident Christoph Schärer, Vizepräsident Christoph Zaugg sowie dem Publikum mit Applaus verabschiedet wurde. Mit seinen Informationen sorgte er an diesem Abend noch für allerhand angeregte Gespräche.
Von Hans Mathys