• Die Geschäftsführer Martin und Michèle Binnemann mit Töchterchen Malia würden gerne ihre Gartenwirtschaft eröffnen. · Bild: Leroy Ryser

20.04.2020
Oberaargau

Bereit, Gäste mit offenen Armen zu empfangen

Bären-Serie (1): Der Landgasthof Bären hat in den letzten Wochen ein kräftezehrendes Hin und Her erlebt. Zuerst wurde ein erfolgreicher Take-away lanciert, dann wurde dieser von Verordnungen ausgebremst und als dieser wieder möglich gewesen wäre, war es für den Re-Start zu spät. Mittlerweile überlegen die Geschäftsführer Martin und Michèle Binnemann, wie sie den Betrieb hochfahren wollen – vielleicht mit einem Take-away zu Beginn.

Madiswil · «Es war eine Blitzidee von meiner Frau», sagt Martin Binnemann. Als der Bundesrat eine Beschränkung von
50 Personen pro Restaurant beschloss, lancierte Michèle Binnemann im Landgasthof Bären in Madiswil einen Take-away. Geschirr wurde angeschafft, Karten vorbereitet, Werbung geschaltet. «Der Start verlief herausragend, das Interesse war gross.» Vor allem am Wochenende konnte der Landgasthof Bären viele Essen verkaufen, selbst als wenige Tage später beschlossen wurde, die Restaurants gänzlich zu schlies­sen. Damals hat das Ehepaar entschieden, die Essen auch noch selbst zu liefern, so konnte immerhin ein Teil­ausfall des Betriebes erfolgreich kompensiert werden.
Dann aber kam vom Regierungsstatthalteramt das entscheidende E-Mail, in welchem stand, dass auch Take-away-Services sich an ordentliche Geschäftszeiten halten mussten. Anders gesagt: Am Samstagabend und am Sonntag muss der Betrieb geschlossen bleiben. «Für uns war das wie eine Ohrfeige. Der Samstagabend und der Sonntag lief bei uns eindeutig am Besten – deshalb gab es für uns quasi keine Chance, den Betrieb weiter zu führen.» Michèle und Martin Binnemann mussten in der Folge nicht lange abwägen: Wenn der Take-away geöffnet bleibt, erhalten sie weniger Entschädigung durch Kurzarbeit. Ausserdem müssten Investitionen in kontaktlose Bezahlungsmittel getätigt werden, die sich kaum lohnen dürften. «In den nächsten sieben Tagen haben wir dann den Betrieb quasi für den Winterschlaf vorbereitet. Alles gereinigt und aufgeräumt, Wände gestrichen und den Garten auf Vordermann gebracht. Und dann hatten wir endgültig geschlossen.» Wenige Tage darauf hat das Regierungsstatthalteramt seine Regelung zwar wiederrufen, das aber kam für den Bären zu spät. Sowieso wären weiterhin Investitionen nötig gewesen, die sich kaum rechnen würden. «Und nicht zuletzt hatten wir Werbung geschaltet. Zuerst für den Take-away, danach informierten wir, dass wir den nicht weiter betreiben können. Wenn wir dann schon wieder inseriert hätten, um unser Angebot zu bewerben, hätten wohl alle den Durchblick verloren.» Trotz erfolgreichem Start wird deshalb derzeit im Landgasthof Bären kein Take-away mehr angeboten. Das Hotel wäre zwar noch offen, Gäste aber fehlen.

Ein erfolgreicher Start
Seit mittlerweile anderthalb Jahren führen die beiden nun schon den Bären als Geschäftsführer-Paar. Er stammt aus Deutschland, sie aus Adelboden, gemeinsam erlebten sie im Traditionshaus einen erfreulichen Neubeginn. «Wir waren in Sorge, weil das Haus so lange in der Hand der Familie Ingold war und wir nicht von hier sind. Die Sorge war aber unberechtigt, weil wir sehr freundlich empfangen wurden», erinnern sich die beiden. Das Coronavirus habe deshalb zu einem krassen Bruch in dieser Erfolgsstory geführt, der zumindest wenige und kleine, positive Auswirkungen hat. «Der Kräutergarten war zu dieser Zeit wahrscheinlich noch nie so gut in Form», scherzt Martin Binnemann, daneben fehlt den beiden das Arbeiten und der Kontakt zu ihren Kunden aber sehr. Sie hoffen, dass sie deshalb schon bald wieder öffnen dürfen, nicht zu wissen, wann das so weit ist, sei aber sehr schwierig.

Hoffen auf die Gartensaison
Letztlich sei es wichtig, dass man gesund öffnen dürfe, sagt Martin Binnemann und unterstreicht, dass er dem Bundesrat und Herrn Daniel Koch vollständig vertraue, um diese Pandemie auszustehen. Fragen würden die letzten Entscheide aber dennoch aufwerfen. «Es wurde gesagt, dass die Verbreitung an der Luft schwieriger ist, als etwa in einem Raum. Wir haben eine grosse Gartenwirtschaft, in der wir den Abstand garantieren können. Also sollten wir auch öffnen dürfen», findet Martin Binnemann. Sowieso würden sie bereits jetzt Pläne schmieden, um den Betrieb wieder hochzufahren, viele Gedanken wurden hier bereits gemacht. Das Problem aber ist, dass der Horizont fehlt: «Wir wissen nicht, auf welches Datum wir planen und wissen auch nicht, wie die Vorschriften dann aussehen werden.» Eine Möglichkeit sei auch, den Take-away wieder aufzunehmen, um den Betrieb hochzufahren. Letztlich hängt aber auch dies davon ab, wann das Restaurant wieder wie gewohnt öffnen darf.

Die Gäste fehlen
Am liebsten würden die beiden mit einem grossen Fest und einer schönen Sommerkarte wiedereröffnen, findet die Madiswilerin. «Uns fehlen unsere Gäste. Wir wohnen hier und sehen den Bären tagtäglich völlig leer. Das schmerzt sehr.» Dass der Betrieb von null auf hundert gestartet werden darf, erscheint aber ebenfalls unwahrscheinlich. Und trotzdem: «Wir freuen uns sehr darauf. Wir sind ausgeruht und bereit, die Gäste mit offenen Armen zu empfangen», sagt Martin Binnemann. Die Motivation sei auf jeden Fall schon jetzt gross.

Von Leroy Ryser