Besorgt über wirtschaftliche Entwicklung
Beim Herbstanlass des Wirtschaftsverbandes Oberaargau (WVO) zeigte sich Edi Fischer, Präsident des Verbandes, besorgt über die jüngste wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz. Gleichzeitig ist der CEO der Motorex-Gruppe überzeugt, dass die Oberaargauer Unternehmen die jüngsten Turbulenzen schadlos überstehen werden, weil viele Betriebe sehr robust seien.
LanZum traditionellen Herbstanlass des Wirtschaftsverbandes Oberaargau (WVO) waren die Mitglieder bei der Firma ARO Technologies in Langenthal eingeladen. Einmal mehr nahmen gegen 100 Vertreter von Oberaargauer Firmen die Einladung an und liessen sich über aktuelle wirtschaftliche Trends informieren und warfen einen Blick in ein spannendes, aber wenig bekanntes Unternehmen, das seit 100 Jahren in der Region tätig ist. Es sei für ihn jeweils eine Bereicherung, während eines WVO-Anlasses spannende Firmen im Oberaargau kennenzulernen, zeigte sich Edi Fischer, Präsident des Wirtschaftsverbandes Oberaargau, erfreut, im Jubiläumsjahr Gast bei der ARO Technologies AG zu sein. «Es ist schön, anhand einer solchen Firma zu sehen, dass die Wirtschaft läuft», sagte Fischer. Vor allem in der momentanen Phase, in der es einige Firmen, auch in der Region, gebe, die im Gegenwind stünden. So habe man jüngst ein paar Hiobsbotschaften aus dem Oberaargau zur Kenntnis nehmen müssen, erwähnte er mit Hinweis auf die dramatische Entwicklung beim Flyer-Hersteller in Huttwil (der «UE» berichtete).
Weltpolitik als Unsicherheitsfaktor
Edi Fischer hielt weiter fest, dass vorab die Maschinenindustrie, die Automobilzulieferindustrie, aber auch die Uhrenindustrie aktuell schwierige Zeiten zu überstehen habe, was gemäss Fischer in erster Linie mit der Krise in der deutschen Automobilindustrie zu tun habe. Der WVO-Präsident ist überzeugt, dass die Politik in Deutschland diesem Industriezweig fahrlässig grossen Schaden zugefügt hat. «Überhaupt, die Weltpolitik ist schon seit einiger Zeit ein Unsicherheitsfaktor. Ob es nach den Wahlen in den USA nun mehr Klarheit und Berechenbarkeit gibt, darüber lässt sich philosophieren», führte er weiter aus. Eines der Grundprobleme liegt gemäss dem WVO-Präsidenten darin, dass in Europa und der Schweiz die (linke) Politik sowie die Verwaltungen nicht mehr glauben oder nicht mehr wissen würden, dass ein Markt etwas Funktionierendes sei und dass sein Mechanismus eine steuernde Funktion übernehme. «Es gibt Parteien, auch in der Schweiz, die reden von sozialer Marktwirtschaft, aber eigentlich meinen sie staatliche Planwirtschaft. Das gibt mir zu denken», erwähnte er weiter. Dass diese jedoch nicht funktioniere, sei schon oft bewiesen worden. Allerdings sei dies vielerorts bereits vergessen oder verdrängt worden.
Gesunde Einstellung zur Arbeit
Aber das Jammern nütze leider nichts, ist sich Edi Fischer bewusst. «Deshalb wollen wir uns als Unternehmer auf die Stärken unserer Region verlassen», ermunterte er die Anwesenden und erinnerte an viele starke und langfristig orientierte Familienbetriebe in der Region. «Zudem haben wir im Oberaargau nicht das Lohnniveau von Zürich und wir haben auch nicht die Beamtenmentalität von Bern. Die Menschen in unserer Region haben mehrheitlich noch eine gesunde Einstellung zu ihrer Arbeit», gab er sich hoffnungsvoll. Dies erlaube es, dass sich ein Unternehmen auf seine Kernaufgabe fokussieren könne, was bedeute, den Betrieb gut zu führen, Qualität und Vertrauen gegen innen und aussen zu stärken, innovativ und effizient zu sein und nicht zuletzt die Voraussetzungen zu schaffen, damit das Glück die Chance erhalte, anzuklopfen. Damit dies gelinge, seien bei den Führungskräften relativ altmodische Charakterzüge gefragt, müsse ein Chef Vorbild sein, diszipliniert sein, gute Beziehungen mit den Menschen um sich herum haben, Mut, Zuversicht und Offenheit für Neues ausstrahlen und nicht zuletzt auch eine gewisse Bescheidenheit an den Tag legen.
Seit 100 Jahren im Markt tätig
Einer, der diese Tugenden vereint und in seinem Betrieb lebt, ist Christoph Affolter, Geschäftsführer der ARO Technologies AG in Langenthal, ein Unternehmen, das Filtersysteme für Werkzeugmaschinen herstellt und dieses Jahr seinen 100. Geburtstag feiert. Die Anlagen werden weltweit bei führenden Werkzeugmaschinenherstellern und Anwendern eingesetzt. «Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf den Schweizer Markt, wo der Marktanteil in der Deutsch- und Westschweiz ungefähr gleich hoch ist, mit je 50 Prozent», erläutert Christoph Affolter, der im Frühjahr 2021 in das Unternehmen eintrat und seit Anfang 2022 als Geschäftsleiter amtet. Die Anlagen kommen laut Affolter in der Uhrenindustrie, bei der Herstellung von Luxusgütern, aber auch in der Medizinaltechnik und in der Automobilindustrie zum Einsatz. Die Filtersysteme werden in Langen-thal entwickelt und montiert. «Bei uns werden pro Jahr zwischen 700 und 800 Filtersysteme hergestellt», betont Affolter. Die Firma wurde 1924 in Roggwil gegründet. Der Firmenname leitet sich vom Namen der Gründerfamilie Ammann sowie der Ortschaft Roggwil ab. Seit 1978 hat die ARO ihren Sitz an der Weststrasse in Langenthal. Die dritte Generation der Familie Ammann ist Eigentümerin der Firma, mit heute 26 Mitarbeitenden.
Von Walter Ryser