Bikesport-Fest mit Bilderbuch-Happy-End
Besser geht es fast nicht. Der dreitägige Sportanlass «Bike Village Huttwil» konnte bei strahlendem Spätsommerwetter stattfinden. Zum Bilderbuchwetter kam ein sportliches Happy End mit dem Sieg des Lokalmatadoren Mathias Flückiger (Leimiswil) im Eliterennen der Männer.
Radsport · Das über alle Bereiche geglückte dreitägige Huttwiler Radsport-Wochenende erhielt am Sonntag im Elite-Rennen der Männer das erhoffte Happy-End. Lokalmatador und Olympia-Silbermedaillengewinner Mathias Flückiger setzte sich im letzten und vielbeachtetsten Rennen von «Bike Village Huttwil 2023» auf eindrückliche Weise durch. «Die allergrösste Freude bereite mir, am Heimrennen überhaupt fahren zu können», meinte «Math» nach seiner Triumphfahrt. «Vor so vielen bekannten Gesichtern, die mich wunderbar angefeuert haben, zu gewinnen, bedeutet mir sehr viel. Dieser Sieg ist etwas ganz Besonderes», sagte der 34-Jährige, auf dessen Schultern nur eine Woche nach seinem Weltcupsieg in Andorra und nach der krankheitsbedingten «Huttu»-Absage von Nino Schurter auf der mitkonzipierten Rennstrecke die klare Favoritenrolle lastete. «Umso schöner ist es, dass es geklappt hat. Ich konnte es am Ende sogar geniessen, obwohl die Aufstiege in den Beinen extrem schmerzten. Zugleich durfte ich aber nicht nachlassen, da mein Vorsprung nicht beruhigend war», so der für das Team «Thömus maxon» fahrende Leimiswiler.
Applaus und «Hopp»-Rufe aufsaugen
Nach verhaltenem Start kehrte «Math» nur an siebter Stelle von der verkürzten Startrunde zurück. «Der Start war brutal schnell und ich bekundete Mühe.» Auf den sechs folgenden 4,3 km langen Runden fand «Math» den Tritt und trat wie ein Champion auf. Ende der dritten Runde ging er in Führung. Von der Rennspitze aus konnte er die vielen Ovationen «seines» Publikums aufsaugen und am Ende mit 20 Sekunden Vorsprung auf den Aarauer Joel Roth (24) und 27 Sekunden Vorsprung auf den Letten Martins Blums (28) zu ohrenbetäubendem Applaus auf der Campus-Leichtathletik-Rundbahn in Jubelpose über die Ziellinie fahren. Der 29-jährige Ufhuser Spitzenbiker Marcel Guerrini verpasste den 3. Rang nur um zweieinhalb Sekunden (5. Rang). Der 27-jährige Leimiswiler Timon Rüegg, der im gleichen Haus lebt wie der Tagessieger, erreichte den 14. Rang. Der 33-jährige Jeremias Marti (Gettnau/Willisau) musste das Elite-Rennen wegen eines Schaltproblems aufgeben.
Tagessieger voller Lob
Das Eliterennen der Frauen wurde zur klaren Angelegenheit der Weltnummer 1. Die 27-jährige Alessandra Keller aus Ennetbürgen setzte sich gegen die Amerikanerin Kate Courney (28), Weltmeisterin von 2018, mit 26 Sekunden Vorsprung durch. «Die Organisatoren haben sich so Mühe gegeben», lobte Keller das Huttwiler Rennen. «Die Strecke war technisch nicht extrem schwierig, dafür physisch enorm fordernd. Die Nidwalder Flaggen am Streckenrand haben mich aber stets motiviert, voll in die Pedale zu treten.»
Peter Gerber gewinnt beide Rennen
Das herrliche Spätsommer-Wetter – das komplette Gegenteil zur Schlammschlacht bei der Premiere vor einem Jahr – sorgte bei den Wettkampfmitmachenden wie auch beim Publikum für beste Laune. Durch die trockene Unterlage konnten auch die Hobbyfahrer und Kinder alle Streckenabschnitte fahrend absolvieren, was die Attraktivität und den Spassfaktor massiv steigerte. Im Fun-Rennen am Samstagabend gab es einen regionalen Doppelsieg. Der ehemalige Spitzenbiker Andreas Moser (39) aus Madiswil holte sich vor den Augen seiner mitfiebernden Söhne Andrin und Mirko, die in den Nachwuchsrennen starke Leistungen zeigten, den Sieg. «Ich sass jetzt zehn Tage nicht auf dem Velo und habe etwas gelitten. Aber es hat viel Spass bereitet.» Dahinter glänzte Allround-Ausdauersportler Peter Gerber (40) aus Weier mit der zweitbesten Zeit aller Fun-Fahrer. «Das Rennen bot soviel Action. Einfach toll. Schade, musste ich von so weit hinten starten. Ich fühlte mich gut und hätte gerne noch eine Runde mehr angehängt», so der nimmermüde Gerber. Tatsächlich machte er in der zweiten Rennhälfte neun Sekunden auf Moser wett. Neben «Math» Flückiger war Peter Gerber die grosse regionale Figur von «Bike Village 2023»: Sowohl im Trailrun Huttwil am Freitag wie auch im Fun-Bikerennen am Samstag feierte der Gigathlon-Sieger von 2019 den Kategoriensieg. Bei den Fun-Frauen erreichte die gebürtige Huttwilerin Eva Carrer-Enz den 2. Rang.
Zufriedener OK-Präsident
In den Nachwuchsrennen hatten die Regionalen in den stark besetzten Feldern einen schweren Stand. Ein Podestplatz resultierte. Die 8-jährige Larina Hosner aus Lotzwil belegte in der Soft-Kategorie, bestehend aus einem Parcours, einer Pumptrack-Fahrt und einem kurzen Cross-Country-Rennen, den Silbermedaillenplatz.
Bei den drei verschieden langen Gusto-Erlebnisfahrten mit dem E-Bike spielten Zeit und Rang keine Rolle. Die Mitmachenden hatten genauso ihre Erfüllung wie jene Besuchenden, welche die Vielfalt und das grosse Angebot des Bikesport-Events vor Ort genossen. Insgesamt 822 Personen hatten sich für die Bikerennen oder die Genussfahrten angemeldet. «Rund 8 000 sportbegeisterte Besucherinnen und Besucher haben grossartige Rennen mitverfolgen können», freute sich OK-Präsident Peter Zulauf. «Ein grosses Merci geht an alle Mithelfenden, das Gesamt-OK, die Land- und Waldbesitzer sowie Behörden und Partner, von denen wir eine gewaltige Unterstützung geniessen.» Die Drittauflage von Bike Village Huttwil findet vom 13. bis 15. September 2024 statt.
Auszug aus der Rangliste: Elite Männer (55 Klassierte): 1. Mathias Flückiger, Leimiswil, 1:20:17; 2. Joel Roth, Aarau, 1:20:37; 3. Martins Blums, Lettland, 1:20:44; 5. Marcel Guerrini, Ufhusen, 1:20:46; 14. Timon Rüegg, Leimiswil, 1:24:03. – Elite Frauen (32): 1. Alessandra Keller, Ennetbürgen, 1:20:17; 2. Kate Courtney, USA, 1:20:43; 3. Samara Maxwell, Neuseeland, 1:23:05; 10. Paula Gorycka, Willisau, 1:27:48. – Fun Männer (11): 1. Philipp Schneider, Arbon, 55:11. – Fun Masters (7): 1. Andreas Moser, Madiswil, 52:51; 2. Michael Kunz, Staufen, 57:28; 3. Philip Grossen, Langenthal, 1:02:04; 5. Matthias Flükiger, Rohrbach, 1:06:47. – Fun Senioren (14): 1. Peter Gerber, Weier, 53:20; 2. Sascha Deplazes, Disentis, 54:38; 11. Patrick Mathys, Schafhausen, 1:11:27; 14. Reto Balsiger, Rüegsauschachen, 1 Runde weniger. – Fun Frauen (3): 1. Yvonne Halter, Herisau, 53:08; 2. Eva Carrer, Hasle, 1:00:17. – Junioren (33): 1. Loris Hättenschwiler, Uerkheim, 1:01:24; 15. Timon Minder, Thörigen, 1:05:36. – Juniorinnen (23): 1. Anina Hutter, Trimmis, 56:44; 10. Sereina Hosner, Lotzwil, 1:03:23. – Hard Mädchen (21): 1. Anja Grossmann, Rickenbach, 41:49; 21. Jana Mathys, Schafhausen, 1:00:22. – Mega Knaben (52): 1. Marwan Karim Barhoumi, Bulle, 32:42; 13. Andrin Moser, Madiswil, 35:22. – Mega Mädchen (18): 1. Shana Huber, Muri, 38:19; 18. Hiya Säg-esser, Ranflüh, 1 Runde weniger. – Rock Knaben (43): 1. Liam Bessal, Waltenheim, 22:15; 10. Mirco Moser, Madiswil, 24:27; 24. Laurin Hosner, Lotzwil, 26:25. – Cross Knaben (31): 1. Finn Laichinger, Deutschland; 31. Jorin Gerber, Rohrbach. – Cross Mädchen (14): 1. Elin Plattner, Wenslingen; 13. Mara Bergmann, Madiswil. – Soft Knaben (28): 1. Maximilian Lang, Gränichen; 24. Luca Röthlisberger, Eriswil; 25. Gino Gerber, Rohrbach. – Soft Mädchen (11): 1. Lea Berger, Meilen; 2. Larina Hosner, Lotzwil; 3. Liv Wisler, Gränichen.
Von Stefan Leuenberger