Billett-Dieb im Zug nach Mailand
Im Rahmen der 27. Schweizer Erzählnacht unter dem Patronat von Bundespräsident Johann Schneider-Ammann – Thema «Streng geheim» – sorgt das Theater Z aus Burgdorf in der Regionalbibliothek Langenthal für knisternde Spannung. Auslöser ist die Billettkontrolle auf der Zugreise von Zürich nach Mailand.
«Langfinger im Zug? Kommissarin Stadler ermittelt.» So lautet der Titel des Krimis für Kinder, den das Burgdorfer Theater Z unter der Regie von Claudia Fankhauser an den Burgdorfer Krimitagen sieben Mal aufführte. Die achte Vorstellung in Langenthal bedeutete die Dernière für das Burgdorfer Ensemble, bestehend aus acht vifen Kindern und Jugendlichen.
Verena Menz, Mitarbeiterin der Re-gionalbibliothek Langenthal, begrüsste zur Erzählnacht in der Bibliothek Langenthal. Alle harrten der Dinge, die da kommen sollten. Ein Knabe in der Rolle eines Statisten präsentierte seiner Mutter noch rasch sein Bahnbillett. «Gültig am 11.11.2016, Zürich HB – Milano Centrale, via Chiasso, 2. Kl. ½ = Fr. 54.–, am 18.9.2016 ausgestellt.»
Erlebnisreiche Zugfahrt
Bald begann die Zugreise von Zürich nach Mailand. Längst hatten auch die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler aus Burgdorf ihre Sitzplätze im Zugsabteil eingenommen. Im Bahnwagen wurde gelesen, gegessen, getrunken, geschwatzt und gelästert. Einige der Reisenden fielen durch Arroganz auf.
So hatte der Kondukteur bald alle Hände voll zu tun. Er schleppte Koffer der Passagiere, die – wie sie sagten – keine Kraft in den Armen haben oder mit Hüftproblemen kämpfen. Eine Reisende forderte vom Kondukteur, die Klimaanlage höher zu stellen, eine andere pochte exakt auf das Gegenteil. Herr Glutz zündete sich eine Zigarette an, wurde dann aber von Mitreisenden zurechtgewiesen und am Rauchen gehindert.
Frau Stadler, die gegenüber Herrn Glutz sass, hatte ihr Ticket – wie sich bei der Billettkontrolle durch den Kondukteur zeigt – auf ihr Smartphone geladen. Dies zum kolossalen Erstaunen von Herrn Glutz, der «nichts von diesem modernen Zeugs» hält.
Prompt war er es, der sein Billett vermisste, was ihm, so der Kondukteur, eine 150-Franken-Busse eintragen sollte. Er beteuerte seine Unschuld. Da gab sich Frau Stadler als Kommissarin zu erkennen und begann mit detektivischem Spürsinn zu ermitteln. Bevor der Billett-Dieb entlarvt war, wurde darüber gestritten, ob Ferrero eine Schoggi- oder eine Mode-Marke ist. Aber auch illegale Dinge kamen zum Vorschein. So wollte jemand Zigaretten schmuggeln. Eine Frau war mit der wertvollen Briefmarkensammlung ihres Ex-Mannes unterwegs, die sie in Mailand zu Geld machen wollte.
Das köstlich unterhaltene Publikum quittierte die Vorstellung mit einem verdienten und entsprechend lange anhaltenden Schlussapplaus.
Von Hans Mathys