• Sandra Lambroia Groux (Gemeinderätin Huttwil): «Das grösste Sorgenbarometer der älteren Menschen ist die Gesundheit, und sie wollen möglichst bis ins hohe Alter selbstständig leben können.» Symbolbild: pixelio

09.08.2018
Oberaargau

Bis ins hohe Alter selbständig bleiben

Bald wird auch der Oberaargau Süd, als letzte der vier Subregionen, ein Altersleitbild entwickelt haben. Anfang Frühling hat eine Steuergruppe ihre Arbeit aufgenommen und mittels verschickter Fragebogen die Bedürfnisse der 60-Jährigen und älteren Menschen abgeklärt. Jetzt liegen die Ergebnisse vor.

OBERAARGAU · Der Kanton setzt sich bereits seit längerem dafür ein, dass regionale Altersplanungen erarbeitet werden. Denn bis 2035 wird die Altersgruppe der über 80-Jährigen in der Region enorm wachsen. Die Frage, wie alte Menschen in Zukunft betreut und gepflegt werden könnten, stelle eine Herausforderung für die Gemeinschaft dar, sagt Sandra Lambroia Groux, Gemeinderätin von Huttwil für Soziales, Kultur und Freizeit. Die Gemeinden der Subregion Oberaargau Süd (Auswil, Eriswil, Gondiswil, Huttwil, Madiswil, Oeschenbach, Rohrbach, Rohrbachgraben, Walterswil und Wyssachen) haben beschlossen, das Thema Alterspolitik gemeinsam anzugehen und bildeten eine Steuergruppe, deren Leitung Vreni Flückiger hat, Gemeindepräsidentin von Madiswil. 

Sehr gute Beteiligung

«Unsere Alterspolitik hat zum Ziel, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Menschen ihre Gesundheit, ihre Selbstständigkeit und ihr Wohlbefinden bis ins hohe Alter erhalten können», erklärt Sandra Lambroia Groux von der Steuergruppe. Sie hat die Fragebogen zusammengestellt und ausgewertet. Alle Einwohner mit Jahrgang 1958 oder älter der mitmachenden Gemeinden wurden persönlich angeschrieben. Sie hätten bewusst bereits die 60-Jährigen angesprochen, «denn das ist eine spannende Gruppe, weil sie noch im Berufsleben stehen und in der Lage sind, eine Brücke zwischen den Generationen zu schlagen», so Lambroia Groux. Von den 4049 per Post und gleichzeitig online verschickten Fragebogen sind 1159 retourniert worden. «Mit 28 Prozent haben wir eine sehr gute Rücklaufquote», freut sie sich. Das durchschnittliche Alter ist 72 Jahre, der älteste Teilnehmer zählt gar 98 Jahre.

Senioren sind gut vernetzt

Die zehn Themenfelder reichen von der Gesundheit über die Wohnform bis hin zur finanziellen Lage. «Das grösste Sorgenbarometer der älteren Menschen ist die Gesundheit», sagt Sandra Lambroia Groux. 

Und: «Sie wollen möglichst bis ins hohe Alter selbstständig leben können.» Die Mehrheit der Befragten ist noch mit dem eigenen Auto unterwegs. Laut den eingegangenen Fragebogen sind die älteren Menschen sehr gut vernetzt im Dorfleben; 88 Prozent haben gute nachbarschaftliche Kontakte. Die beliebteste Wohnform ist ganz klar: zu Hause leben – wenn nötig mit Unterstützung. 

Wenig finanzielle Sorgen haben 46 Prozent, gar keine finanziellen Nöte 28 Prozent und bloss fünf Prozent geben an, grosse Geldsorgen zu haben. Der grösste Teil der Befragten ernährt sich gesund, bewegt sich und treibt Sport. 71 Prozent wenden sich in Krisensituationen an die eigenen Kinder und andere Familienmitglieder. 

Was am meisten beschäftigt

Die Resultate bilden nun die Grundlagen für die Erarbeitung des Altersleitbildes. «Jetzt wissen wir, wie die Ausgangslage ist, was Seniorinnen und Senioren am meisten beschäftigt, und wo man als Gemeinde etwas unternehmen muss», so Sandra Lambroia Groux. Vier Themenbereiche werden nun vertieft bearbeitet. Hierzu werden Arbeitsgruppen gebildet, jeweils unter der Leitung eines Mitglieds der Steuergruppe. Sandra Lambroia Groux leitet die Gruppe «Gesundheit und Versorgungssicherheit». «Diese Themen erachte ich als sehr wichtig, ist die Gesundheit doch das zentrale Gut», sagt sie. Sich einer Wandergruppe anzuschliessen, einen Fitnesskurs für Senioren besuchen oder einen Mahlzeitendienst organisieren – «das sind Beispiele, wie man das Leben unserer älteren Mitmenschen nachhaltig verbessern könnte.» 

Das Thema «Sorgende Gemeinschaften» leitet Martina Käser. Sie ist Gemeinderätin (Stv. Ressort öffentliche Sicherheit) von Walterswil. Ihr ist die Nachbarschaftshilfe ein grosses Anliegen und sie sagt: «Junge und ältere Menschen können sich durch gegenseitiges Helfen ergänzen.» Auch könnten die Gemeinden für Anlässe kostenlos Räume zur Verfügung stellen. 

Für das «Wohnen, die Mobilität und Sicherheit» ist Fritz Scheidegger vom Seniorenrat zusammen mit Daniel Aegerter, Pro Senectute, zuständig. Durch bauliche Massnahmen wie dem Einbau eines Treppenlifts möchte er erreichen, dass Senioren so lange wie möglich daheim leben können. «Aber, wenn das Leben in den eigenen vier Wänden zu beschwerlich wird, gibt es auch gute andere Lebensformen wie beispielsweise den Seniorenpark in Rohrbach», sagt er. Andreas Hasler, Gemeindeschreiber von Madiswil, leitet die Gruppe «Dienstleistungen, Informationen und Koordinationen». Er hat bereits eine Umfrage gestartet, ob in allen mitmachenden Gemeinden eine Dorfzeitung als Informationsquelle erwünscht wäre. 

Freiwillige werden gesucht

Um die Arbeit im Spätsommer beginnen zu können, werden jetzt Freiwillige jeden Alters, jeden Berufes und jeder Fachrichtung gesucht, um zu den vier Themen Gruppen bilden zu können. Für Madiswils Gemeindeschreiber ist klar, «dass es gut wäre, wenn Personen von jeder Gemeinde in den Arbeitsgruppen vertreten wären – denn sie können aus erster Hand aufzeigen, was ihr Dorf am dringendsten benötigt, damit Senioren ein gutes Leben führen können.» 

Entsprechende Infoanlässe, an denen sich die Bevölkerung zu den Vorschlägen der Arbeitsgruppen äussern kann, werden 2019 stattfinden. 

Vorbildlich in der Alterspolitik

«Mit der Vollendung des Leitbildes der Subregion Oberaargau Süd wird der gesamte Oberaargau eine vorbildliche Rolle in der Alterspolitik übernehmen», freut sich Huttwils Gemeinderätin Sandra Lambroia Groux. Die Subregionen Oberaargau West, Ost und Nord haben ihr Altersleitbild bereits entwickelt und publiziert. 

Gut zu wissen: Freiwillige, die gerne in einer der Arbeitsgruppen mitarbeiten möchten, können sich bei Andreas Hasler melden, Gemeindeschreiber von Madiswil. Kontakt: Gemeindeschreiberei Madiswil, Telefon 062 957 70 70 / gemeindeschreiberei(at)madiswil.ch

Von Elsbeth Anliker