«Boccaccio» begeistert das Premierenpublikum
Das Stadttheater Sursee hat seine diesjährige Operette Boccaccio mit einer Standing Ovation gestartet. Bei der restlos ausverkauften Premiere am Samstag überzeugte das lebensfrohe und komödiantische Werk das Publikum in jeder Hinsicht. Bis Ende März wird «Boccacio» noch gegen 30 Mal aufgeführt.
Sursee · Die Musik- und Theatergesellschaft Sursee entführte das Premierenpublikum ins mittelalterliche Florenz. Südliches Temperament, Lebenslust und Heiterkeit prägen die Szenen in «Boccaccio». Unter der Regie von Björn Bugiel, zusammen mit erfahrenen Solisten und begeisterten Laien, liess die Operette am letzten Samstag den nebligen Winterabend vergessen und bot beste Unterhaltung. Sie dürfte die hohen Erwartungen der Gäste in jeder Beziehung erfüllt haben.
Künstlerische Ansprüche hervorragend umgesetzt
Dramaturgisch, mit Schwerpunkt auf Musik und Tanz, ist die Operette eine künstlerische Knacknuss, die sich aber von den Solisten und dem Ensemble mit scheinbarer Leichtigkeit öffnen liess. Die Darstellenden begeisterten souverän. Sowohl die Solisten als die Interpreten der Nebenrollen überzeugten auf allen Ebenen.
Deren Konstanz mag denn auch die Nähe zum Publikum schaffen; immerhin sind unter den zehn Solisten mit Daniel Bentz und der sehr jungen Bernerin, der verheissungsvollen Kathrin Hottiger, die mit ihrer phänomenalen Stimme eine grosse Bühnenzukunft vor sich haben dürfte, nur gerade zwei neue Gesichter mit dabei. In den Hauptrollen des Giovanni Boccaccio und der bezaubernden Fiametta prägten sie wohl die Handlung massgebend, schienen sich aber in ihren Rollen getragen zu fühlen und dominierten im ganzen turbulenten Geschehen des eingespielten Teams kaum.
Geliebt – gehasst
Im Zentrum des erfolgreichsten Bühnenwerkes von Franz von Suppé steht die berühmte Novellensammlung « Il Decamerone» des Dichters Giovanni Boccaccio (1313 bis 1375). Von Suppé und seine Librettisten fanden die Literatur des Dichters so unterhaltsam, dass sie einige Erzählungen von untreuen Ehefrauen und betrogenen Ehemännern aufgriffen, um daraus eine Operette zu schmieden. Darin erzählt ihr Dichter Boccaccio (Daniel Bentz) aber nicht nur, sondern steht als Verliebter – und Verfolgter der angestammten Männer von Florenz – selbst im Mittelpunkt. Seinem Charisma hat er es zu verdanken, dass die schöne Florentinerin Fiametta (Kathrin Hottiger) nur ihn liebt und sie seinetwegen sogar den Prinzen von Palermo ausschlägt. Aber eben – was den Frauen gefällt, ärgert die Männer zutiefst. Sie verpönen Boccaccios Novellen, wollen diese und am liebsten auch den Dichter selbst aus der Welt schaffen. Die Wahrheit über Wein und Frauen, die ihnen unverhohlen unter die Augen gehalten wird, ertragen sie schwer. Mit Prügeln geizen sie nicht, rechnen aber auch nicht mit der List von Giovanni Boccaccio, der ihnen geschickt ausweicht. Da bekommt schon mal der Falsche eins über die Ohren gehauen, bis sich der Knopf löst und sich die richtigen Zweisamkeiten gefunden oder – zuweilen mit einem Seufzer – wiedergefunden haben.
Die Solisten überzeugen mit herrlichem Gesang und ebensolchen Tänzen. Die turbulente Handlung ist komödiantisch angelegt und bietet wunderbare Situationskomik. 150 ver-
schiedene Lichteinstellungen verleihen der Inszenierung einen stimmigen Rahmen; gerademal 140 Mitwirkende braucht es, um der Operette den Glanz zu verleihen, den sich das Publikum in Sursee gewöhnt ist. Erstmals hat nach dem Weggang des langjährigen Andreas Felber sein Nachfolger Achim Glatz die Choreinstudierung übernommen.
Boccaccio von Franz von Suppè wurde erstmals seit 2003 wieder in Sursee aufgeführt. Für die fast 30 Vorstellungen bis im März sind bereits 8500 Tickets verkauft worden.
Gut zu wissen
Boccaccio wird noch bis Ende März aufgeführt. Die Plätze reservieren Sie sitzplatzgenau unter www.stadttheater-sursee.ch oder beim Vorverkauf im Stadttheater Sursee, Telefon 041 920 40 20 (nachmittags). Öffnungszeiten Vorverkauf Stadttheater Sursee, Theaterstrasse 5, 6210 Sursee, Montag und Mittwoch, 15 bis 17 Uhr, Samstag, 9 bis 11 Uhr.