• Vorerst ist Brent Kelly dem Schorenstadion (im Hintergrund) noch nahe. Bald aber richtet er seinen Blick endgültig nach Kanada, wo eine neue Zukunft auf ihn wartet. · Bild: Leroy Ryser

14.09.2018
Sport

Brent Kelly hofft auf den letzten Titel-Run

Saisonvorschau SC Langenthal – Um 19.45 Uhr startet heute Abend im Oltner Kleinholz die neue Saison in der Swiss League (NLB). Für den SC Langenthal, und vor allem auch für Brent Kelly, wird es eine spezielle Spielzeit, auch wenn der 36-jährige Kanadier das noch nicht wirklich realisieren will.

 

Eishockey · Für Brent Kelly gibt es bereits jetzt keinen Weg zurück. «Auch wenn ich die Topskorer-Liste der Liga anführe – diese Saison wird meine letzte sein.» Lange genug sei er nun weit weg von seiner Familie. Tochter Nyla (6) und Sohn Nash (8) nicht täglich bei sich zu haben, ist hart für ihn. Mittlerweile ist es die vierte Saison, in der seine Frau Lindsay während dem Winter mitsamt den Kindern in Kanada weilt, während Vater Brent in Langenthal seine Brötchen verdient. Ab kommendem Mai will er endlich mehr Zeit mit der Familie verbringen – und das hat nicht einmal viel mit dem Eishockey zu tun. Denn eines ist klar: Zurücktreten muss Brent Kelly nicht, wahrhaftig tut er dies eishockeytechnisch gesehen sogar zu früh. Noch in der letzten Saison gehörte er zu den besten Punktesammlern der Qualifikation, der 36-Jährige ist zudem weiterhin fit und wie gewohnt kein bisschen verletzungsanfällig. «Es ist Zeit», sagt er erneut ohne ein Zögern aufkommen zu lassen. Durchaus werde er vieles vermissen. Seine Freunde, die Kabine, das Spiel. Und dennoch bleibt er unverrückbar standhaft.
Schon jetzt freue er sich, seinen Sohn Nash Eishockey spielen zu sehen. «Vielleicht werde ich seinem Team als Betreuer helfen. Hin und wieder ein Training leiten und die Mannschaft zu den Spielen begleiten», sagt er. Seine Tochter mache derweil Sportgymnastik, auch ihre nächsten Schritte wolle er unbedingt von ganz nahe verfolgen. Ein Sporttrainer wolle er deshalb aber nicht unbedingt werden, viel wichtiger sei es ihm, seinen Kindern als Vater Unterstützung zu bieten. «Ich bin sehr privilegiert. Ich habe auch beruflich mehrere Möglichkeiten und kann auswählen. Auch hier zählt: Hauptsache ich habe genügend Zeit für meine Kinder.» Freunde fragten ihn bereits, ob er in Hockeyschulen aushelfen will, beim städtischen Werkhof in der Heimat wurde ihm auch schon ein Job angeboten. Das lasse er vorerst aber auf sich zukommen, entscheiden werde er dann später. Aktuell will Brent Kelly auch nicht zu fest über diese Zeit nach dem Karrierenende nachdenken, denn zuerst sind noch gut 50 Partien Eishockey auf dem Programm – oder noch mehr. «Ich denke, wir haben eine gute Mannschaft», sagt Brent Kelly. Er hoffe auf einen guten Start, im heutigen Auswärtsderby gegen Olten, der Selbstvertrauen verleiht und den Weg ebnet. Nur zu gerne würde er sich mit einem Titel verabschieden. Und genau dafür will er nun hart arbeiten.

Die letzten Male sind noch weit weg
Damit unterscheide sich diese Spielzeit aber nicht etwa von jenen zuvor. «Ich spüre kaum Unterschiede. Vielleicht kommt das noch, aber das Gefühl von den letzten Malen habe ich noch nicht wirklich.» Womöglich werde er dies zur Weihnachtszeit dann eher realisieren, dann ist nämlich die letzte Reise von seiner Familie nach Langenthal geplant, und gleich danach starten die letzten Monate der Saison, die meist rasch vorbeiziehen. «Vielleicht ist dann der letzte Match im Schoren speziell. Das letzte Derby. Oder das letzte Tor. Aber auch diese Dinge sind jetzt noch weit weg.» Speziell anders vorbereitet habe er sich deshalb ebenfalls nicht, vielleicht ein bisschen mehr Kardio-Training, dies, so Kelly, sei aber mehr dem fortgeschrittenen Alter geschuldet als dem Umstand der letzten Saison. «Ich fühle mich sehr gut und bin bereit», sagt er. Auch das aber sei nicht anders als sonst.

Ein letzter Angriff mit seinem Freund
Ein Wunsch hat der Torgarant für seine letzte Saison aber dennoch. Nur zu gerne würde er erneut mit Jeff Campbell stürmen. Mit ihm war er die letzten zehn Jahre ständig unterwegs, aktuell aber ist sein langjähriger Mitspieler verletzt. «Ein letzter Angriff auf den Titel mit ihm wäre schon toll», sagt er, gemeinsam mit Campbell und Stefan Tschannen prägte er jahrelang die Liga, zum Abschluss dieser Spielzeit würde er dies gerne erneut erleben. Leider könnte dies durchaus ein Traum bleiben, weil Campbell an einer komplizierten Knieverletzung laboriert. Dennoch ist träumen, auch für die SCL-Fans, erlaubt. Nach der genialen Kar-riere, von «KCT» beim SC Langenthal, mit unzähligen Punkten, Siegen und zwei Meistertiteln wäre es ihnen vergönnt, den bestmöglichen Abschluss zu erleben – auch wenn dieser bei Brent Kelly vielleicht sogar zu früh kommt. Manchmal ist ein verfrühtes «Goodbye» aber besser als ein verspäteter Abschied. Gerade darüber muss sich Brent Kelly aber gewiss keine Sorgen machen.

Von Leroy Ryser