Brillantes Konzert zum Abschluss des Blasmusiklagers Luzern-Bern
Einen krönenden Abschluss feierte das 41. Blasmusiklager Luzern-Bern mit seinem Konzert im Hotel Kleiner Prinz in Huttwil unter der letztmaligen Leitung von Paul Gygli.
Dass es zwischen dem Berner und Luzerner Dialekt Unterschiede gibt, hielt Erika Kleeb, begnadete Moderatorin, Bassklarintettistin und Registerleiterin im Lager an der Lenk, zu Beginn des Konzerts fest. So begann sie gleich mit der Übersetzung des Lagermottos «Mir gäh aus», das in hochdeutscher Sprache in die Worte «Wir geben alles» gefasst werden kann. Kleeb verstand es zudem bestens, das Lagerleben mit den zu spielenden Stücken in Verbindung zu bringen und so jedoch die Musik in den Vordergrund zu stellen. Den langen Weg vom Spielen zum Musizieren zu akzeptieren, war einmal mehr die echte Herausforderung der jungen Musikerinnen und Musiker. Für diese wichtige Arbeit setzte sich Josef Vogel zum 11. Mal im Musiklager Luzern-Bern bei den Jüngsten mit Erfolg ein, wie sich im Schlusskonzert bestens zeigte. Sich im gemeinsamen Muszieren zu finden, war für die Jüngsten und vor vollem Saal schon eine weitere Herausforderung. Die kleinen Ungereimtheiten zu Beginn des ersten Stückes verflogen schnell, und die tiefen Instrumente setzten die Wünsche des Dirigenten bezüglich Tempo und Takt bestens um und schafften den Boden, auf dem die höher gestimmten Instrumente die musikalischen Themen bestens zum Ausdruck bringen konnten. Wie breit gefächert das Instrumentenangebot schon bei den Jüngsten waren, zeigte sich im zweiten Stück «Fly, ja fly» sehr schön, denn da fanden im gemeinsamen Muszieren das Fagott, die Posaune, das Saxophon und etwa das Waldhorn mit den Klarinetten, den Cornets und Trompeten zusammen.
Moderatorin Erika Kleeb brachte Lager-Wildwestszenen in Beziehung zum Stück Westernklänge unter dem Titel «The Good, The Bad and The Ugly». Das folgende Werk «Banana Boat Song» erinnerte an die gute Lagerküche, denn, so fügte sie an, habe die Küche auch alles gegeben. Grossartig in diesem Stück war das Waldhornsolo von Sebastian. Dynamisches Musizieren zeigte das Stück «African Spirit», das über die gemächliche Introduktion zu einem freudigen Fest führte. Dass im Musiklager das gemeinsame Musizieren mit dem Entdecken von jungen Talenten einhergeht, bewiesen auch Mario am Altsaxophon und die zwei Klarinettistinnen Jasmin und Amy.
Die Begeisterung über die Arbeit der jüngsten Musikerinnen und Musiker führte zu grossem Applaus, der auch bei der Zugabe «Summer Nights» nochmals aufflammte.
Auftritt der «Grossen»
Dann lag es am grossen Orchester, sein Bestes zu geben, dies zuerst unter der Leitung von Peter Wanner. Es sorgte für einen geradezu mystischen Auftakt mit dem Stück «The Avengers» («die Rächer»). Den da aufbrausenden tiefen Bläsern setzte die linke Seite des Orchesters Widerstand entgegen, sodass es zu einem spannenden musikalischen Kampf zwischen den beiden Orchesterteilen kam. Dass das Orchester sich auch in einem ganz andern Stil wohlfühlte, war in «Golden Winds» schnell fühlbar. Lockerheit war das Stichwort für die ins Stück einführenden Takte, denen aber recht schnell eine härtere Gangart folgte. Kontrastreich war dann die Fortsetzung mit wunderschönen, beruhigenden Elementen. Musikalisch fand man sich mit dem Aufbau des Finales über das Zusammenführen der einzelnen Register, die sich letztlich zu einem starken Orchester mit Disziplin und Spielfreudigkeit vereinten. In «Trouble in the air», unter der Leitung von Paul Gygli, widerspiegelte sich ein vergleichbarer Aufbau zum Vorhergehenden. Das Euphonium präsentierte das Thema in überzeugender Form, und das Stück lebte weiter über die markanten Einsätze der übrigen Register hin zu einem grandiosen Finale.
Singende Musiker
Gesang aus Bläsermunde wirkt immer wieder überraschend. Und das galt auch für die Komposition «Sons oft he midnight sun». In der gespielten Fassung ergänzten sich Gesang und Blasmusik in überzeugender Weise und vereinten sich zu einem wohlklingenden Ganzen. Das wusste zu gefallen und wurde herzhaft applaudiert. Im starken Kontrast dazu das ebenso spannende Stück «Celtic flutes», das an die beiden Solistinnen Sandra und Isabelle hohe technische und musikalische Anforderungen stellte und sich zu einer besondern Blasmusikinterpretation entwickelte. Die Vielseitigkeit des Musizierens mit einem starken Blasmusikorchester ging weiter mit dem ruhigen Stück namens «Children of Sanchez». Feinfühlig und mit transparenten Klängen überraschte das Werk und endete mit einem fanfarenträchtigen Schluss. Zurückhaltung des Orchesters erforderte das «Halleluja» von Leonard Cohen, das Peter Wanner in bezaubernder Weise sang. Die Bläser waren sichtlich hingerissen vom «Halleluja», sodass sie ihren Einsatz nach den ersten Paukenschlägen im Stück «Born free» verpassten. Paul Gygli nahm es aber äusserst gelassen und hob den Taktstock zum Neubeginn. So erklang dann fast choralgeprägte Musik, in die sich die Trompeten lautstark einmischten und Gygli das Orchester zu einem eindrücklichen Klang führte. Vielsprechende tiefe Töne waren nach Kleeb auch im Lager manchmal gefragt. Dies übertrug sich auch auf die Wahl des Stückes «Blues Brothers Revue», das der Spielfreudigkeit des tiefen Blechs bestens entgegenkam. Doch meinten sie, das Stück ohne das restliche Orchester durchziehen zu können. Aber es kam anders, denn die zuvor Schweigenden übernahmen das Zepter. Eine Ballade mit Bläsern zu gestalten, war eine weitere Herausforderung für das Orchester. Aber auch dies gelang ihnen unter der Leitung von Peter Wanner mit dem Stück «I just call to say I love you».
«Danke Paul»
Vor den Zugaben zauberte Paul Gygli mit seinem Orchester noch das Dschungelbuchleben in den Saal, bei dem sich die Zuhörer mit grossem Applaus beim abtretenden Lagerleiter bedankten. Peter Wanner übernahm mit «El mismo sol» die erste Zugabe, und Paul Gygli verabschiedete sich mit dem Marsch «Abschied der Gladiatoren» von Hermann Ludwig Blankenburg, dem deutschen Meister der Konzertmärsche. Noch einmal spürte das Orchester die Liebe zur Blasmusik von Paul Gygli und bereitete mit ihrem lustvollen Spiel ein grosses Abschiedsgeschenk. In seinem Garten wird er die aus der Simme geholten und bemalten Steine mit den Worten «Danke Paul» immer wieder anschauen können und sich an das 41. Musiklager zurück erinnern. Es wird aber ein 42. Musiklager geben, sagte Erika Kleeb zum Schluss des Konzertes.
Von Rolf Bleisch