• Die erfolgreiche «Le Tour des Stations»-Truppe (von links): Sophie Bärtschi, Christoph Janssen, Simon Biedermann, Noelle Ingold und Simon Janssen. · Bild: Christian Staehli

17.08.2020
Sport

Bruder-Duell bei speziell harter Prüfung

«Le Tour des Stations» – Das Walliser Radrennen «Le Tour des Stations» mit Start in Le Châble und Ziel in Verbier gehört zu den härtesten Prüfungen seiner Art. Die Dürrenrother Brüder Simon und Christoph Janssen waren bei der Drittauflage dabei.

Radsport · Dank einem ausgehandelten Schutzkonzept konnten die Organisatoren die dritte Austragung der «Tour des Stations» durchführen, allerdings im kleineren Rahmen als vorgesehen. Es standen den Fahrern nur die drei Parcours Ultrafondo (240 km und 8200 Höhenmeter), Marmotte Grandfondo (145 km und 4750 Höhenmeter) und Mediofondo (85 km und 2850 Höhenmeter) zur Verfügung. Die Ultrafondo Strecke ist damit das härteste Eintagesrennen der Welt. Die Teilnehmerzahl wurde bei der Drittauflage limitiert. Zwischen den einzelnen Startblocks von max. 240 Fahrern wurde ein Intervall von 40 Minuten geschaltet. Alle drei Routen führten über den Pass du Lein (1685 m) und den mythisch gewordenen Pass de la Croix-de-Cœur (2175 m). Je nach gewählter Distanz überquerten die Teilnehmer drei bis zwölf Ferienorte.

Happiger Schlussanstieg
Am Samstagmorgen, 8. August, kurz vor 6 Uhr war es soweit. Ein wunderschöner Tag nahm im Val de Bagnes gerade seinen Lauf, als sich die Fahrer des ersten Startblocks des «Grandfondo» hinter der Startlinie versammelten. Alle mit einer Schutzmaske ausgerüstet, welche erst 30 Sekunden vor dem Start entfernt werden durfte. 240 Fahrerinnen und Fahrer starteten zur mittleren Strecke. Unter ihnen auch die beiden Dürrenrother Brüder Simon und Christoph Janssen sowie ihr Trainingsfreund Simon Biedermann aus Langenthal. Zusammen mit Sébastien Reichenbach, aktuell noch Schweizermeister im Strassenrennen, machte sich das regionale Trio ab Le Châble (820 m) auf, um die 145 km möglichst flink zu absolvieren. Bereits nach vier Kilometern, Ausgangs Vollèges, ging es steil hoch zum Col du Lein (1685 m). Nach einer langen Abfahrt erreichten die Fahrer bei Saxon das Rhonetal und fuhren Richtung Sitten. Nach Mayens de Vernamiège (1560 m), Saint-Martin (1410 m), Hérémence (1240 m), Thyon 2000 (2090 m), Veysonnaz (1230 m) und Nendaz (1520 m) erreichten die Fahrer nach 130 km in den Beinen die Station La Tzoumaz (1510 m). Zeit zum Ausruhen blieb aber keine. Denn nun folgte der letzte 9 km lange und steile Schlussaufstieg hinauf zum Col de la Croix-de-Coeur (2175 m). Er verlangte auch den Regionalen alles ab. Die letzten Reserven wurden mobilisiert.
Die beiden Dürrenrother Simon und Christoph Janssen, beide erstmals bei der «Tour des Stations» dabei, blieben lange Zeit zusammen und unterstützten sich gemeinsam. Der zwei Jahre ältere Simon musste kurz nach Nendaz (km 122) abreissen lassen und sein Tempo reduzieren. Bis ins Ziel verlor er etwas weniger als 14 Minuten auf seinen Bruder Christoph, welcher seine Kräfte sehr gut eingeteilt hatte und auf dem harten und steilen Schlussanstieg hinauf zum Ziel noch 15 Plätze gut machte. Er erreichte das Ziel auf dem 80. Rang (35. Rang in seiner Kategorie) in ausgezeichneten 6:19:21 Stunden. Der Langenthaler Trainingskollege Simon Biedermann, der in La Tzoumaz noch 4:30 Minuten Vorsprung auf Christoph Janssen hatte, wurde am letzten Anstieg ebenfalls vom Dürrenrother eingeholt und beendete das schwere Rennen in 6:21:22 Stunden auf Rang 83 (Kategorie 36. Rang). Der Dritte im Bunde, Simon Janssen, schaffte es mit einer Willensleistung auch noch ins Ziel und belegte in 6:33:24 Stunden den starken 107. Rang (Kategorie 39. Rang) von total 645 Klassierten. Gleich 40 Teilnehmer mussten das Rennen frühzeitig aufgeben. Tagessieger auf der mittleren Distanz wurde der Italiener Elettrico Tommaso (5:07:37 Stunden).

Gemeinsame Vorbereitung
«Früher habe ich bei Schwarzenbachs U21-Junioren Unihockey gespielt. Im Winter und Sommer sind wir in den Bergen, machen Ski-und Hochtouren. Hinzu kam die Liebe zum Radfahren. Inspiriert für die ‹Tour des Stations› wurde ich durch meinen Bruder Simon. Die Vorbereitungen auf dieses Rennen begannen wir gemeinsam. Fünf bis sechs Einheiten pro Woche haben wir absolviert», berichtet Christoph Janssen. «Im Rennen hat alles gepasst. Ich habe meine Kräfte gut eingeteilt und kam mit den Verhältnissen gut klar.» Als nächstes plant Christoph Janssen eine Radfahrt auf den Balmberg. Sein Bruder Simon Janssen nach dem Rennen: « Eigentlich bevorzuge ich kürzere Strecken. Es machte aber Freude, zusammen mit meinem Bruder Christoph diese Prüfung zu meistern. Auch wenn am Ende das Leiden gross war, überwiegt die Freude am Gemeinschaftserlebnis.»

Starke Partnerinnen
Sophie Bärtschi und Noelle Ingold, die beiden Freundinnen von Christoph und Simon Janssen, waren nicht als Zuschauerinnen anwesend, sondern starteten am Mediofondo über 85 km und 2850 Höhenmeter. Und dies mit Erfolg. Die 20-jährige Noelle Ingold klassierte sich in ausgezeichneten 4:07:33 Stunden als Siebte. Sophie Bärtschi beendete ihr Rennen in 4:38:28 Stunden auf dem 22 Rang.

Von Christian Staehli