Büezer, Feuerwehrmann und Familienvater
Als Geschäftsführer der Druckerei Schürch ist Markus Siegenthaler Chef und «Büezer» zugleich. Der 49-Jährige setzt sich aber nicht nur für das Wohl seiner Firma, sondern auch fürs Gemeinwohl ein. Als Feuerwehrmann erfährt er Abwechslung und Befriedigung sowie Freude, anderen Menschen helfen zu können. Der Begeisterung für seine Arbeiten zum Trotz: Auch er hat bereits Pläne für die ruhigere, zweite Lebensphase geschmiedet.
Als Drucker und Chef wird er geachtet, als Feuerwehrmann geschätzt und als Vater dreier Töchter geliebt. Das ist Markus Siegenthaler. Doch wie sieht sich der 49-jährige Huttwiler selbst? Auf die Frage, wie er sich in wenigen Worten oder Sätzen darstellen würde, überlegt er lange und sagt dann, was zu seiner ersten Reaktion passt: «Ich bin ein eher ruhiger Mensch, bei dem es viel braucht, bis man ihn auf die Palme bringt. Und: Ich packe an und helfe dort, wo Not am Mann ist.» Also eher der Büezer als der Mann grosser Worte? «Ja, irgendwie schon. Ich bin nicht derjenige, der gerne an Small Talks und Apéros teilnimmt. Ja, ich bin vielleicht eher der Büezer.» Dazu passt auch, dass Markus Siegenthaler dereinst eine Ausbildung zum Drucker gemacht hat, ehe er sich Schritt für Schritt weitergebildet hat. Seit 1991, direkt nach seiner vierjährigen Lehre, arbeitet er nun schon in der Druckerei Schürch, wo er die Karriereleiter fleissig nach oben geklettert ist. Zwischenzeitlich hat er die Handelsschule besucht und die Weiterbildung zum Druckkaufmann gemacht, bis er im Jahr 2001 zum stellvertretenden Geschäftsführer neben Andreas Meyer auserkoren wurde. Im Jahr 2014 hat er schliesslich das Zepter der über 140-jährigen Firma übernommen.
Anpacken und mithelfen
Diese Aufgabe verleihe ihm noch heute Befriedigung. «Grundsätzlich bin ich im Büro. Aber wenn in der Druckerei Not am Mann ist, kann ich auch selbst anpacken und mithelfen. Das sagt mir zu», erklärt Markus Siegenthaler. Damals, vor fast 30 Jahren, habe er den Chefposten aber nicht im Visier gehabt. Heute aber fühle er sich wohl dabei und verspüre täglich Begeisterung für seine Arbeit, auch wenn sie besonders in der jetzigen Zeit eine grosse Herausforderung darstelle. «Hin und wieder hatte ich schlaflose Nächte. Unsere Branche war schon vor der Corona-Krise angeschlagen. Ich bin aber überzeugt, dass wir auch aus dieser Zeit gestärkt hervorgehen können.» Für «sein» Unternehmen spreche denn auch so einiges: «Unsere Besitzer haben es nie gescheut, Investitionen in die richtigen Produktionsmaschinen zu tätigen, damit wir mit der Zeit gehen konnten. Und mit unserer Lokalzeitung bieten wir Anlässen wie einer Hauptversammlung oder einem Drittliga-Fussballmatch eine Plattform, über die sonst niemand schreibt. Und das wird geschätzt.» Obschon seine Pensionierung noch in grosser Entfernung liegt, so hoffe er, nicht nur die nächsten, sondern auch die letzten Jahre seiner Berufstätigkeit in dieser Firma verbringen zu können.
Mit gutem Beispiel voran
Zu dieser Firma gehört indes auch seine Frau Susanna sowie seine Tochter Murielle. Für Markus Siegenthaler kein Problem – ganz im Gegenteil: «Meine Frau und ich haben eine sehr gute Beziehung. Wir streiten uns nie und sind zumeist gleicher Meinung», kommentiert der Vater von Chantale, Murielle und Léonie. Ohne die Unterstützung und das Verständnis seiner Frau und der Familie wäre er zudem nie so weit gekommen, ist er sich bewusst. Und ausserdem habe die Hilfe aus der Familie auch seine Vorteile. «Wenn wir kurz vor Feierabend oder am Wochenende einen dringenden Auftrag erhalten, muss ich niemanden aufbieten. Sie sind in meiner Nähe und helfen dann ohne Fragen zu stellen.» Diesen Dienst für die Firma leiste er selbst gerne, als Chef versuche er auch in solchen Situationen mit den Merkmalen eines typischen «Büezers» als gutes Beispiel voranzugehen.
Lieber Feuerwehrmann als Politiker
Seine ungeteilte Leidenschaft erfahren aber nicht nur die Mitarbeiter der Druckerei Schürch, sondern auch die Mitglieder der Feuerwehr Region Huttwil. Feuer besitze für ihn eine besondere Faszination, letztlich gehe es ihm aber weniger um den Reiz dieser Tätigkeit, sondern um die Folgen. «Als Politiker kann man nicht jeden begeistern. Wenn wir aber ausrücken, dann sind die Menschen froh, dass wir kommen», erklärt der Ausbildungschef des regionalen Korps. Zwar sei es nie ein Thema gewesen, vollberuflich in der Feuerwehr einzusteigen, als Abwechslung im Alltag schätze er diese Aufgabe aber sehr. «Ich bin froh, dass es nicht zu viele Ernstfälle gibt. Aber der Adrenalin-Kick, den man selbst bei Übungen im Angesicht des Feuers verspürt, trägt doch einiges zur Faszination für diese Aufgabe bei.» Dass er diese wegen der Altersbeschränkung ab dem Jahr 2024 nicht mehr ausüben darf, bedaure er noch nicht. In der übungslosen Corona-Zeit habe er sich darauf vorbereiten können, lacht er.
Mit dem Flyer unterwegs
Dass der Terminkalender bald nicht mehr so stark gefüllt sein wird, hat indes auch seine Vorteile. Bald könne er vermehrt Zeit mit der Familie und den beiden Hunden verbringen, oder aber mit seiner Frau Susanna und dem Flyer. «Vorerst fahren wir vor allem im Emmental und im Oberaargau mit unseren E-Bikes umher. Aber vielleicht kaufen wir uns bald einmal einen Fahrradträger fürs Auto – dann können wir auch andere Gebiete der Schweiz erkunden.» Auf dem Velo sei er aber eher der Genussmensch und weniger der Adrenalinbegeisterte, sagt er und hängt lachend an: «hin und wieder überholen uns sogar Fahrer ohne Akkus.» Ein «Flyer» habe aber grosse Vorteile, so finde er es toll, dass er beispielsweise zum Restaurant Oberwald fahren könne, ohne schweissgebadet den Hügel hochstrampeln zu müssen. «Velofahren an sich war uns eher zu anstrengend.»
Gemütlich soll es dereinst auch während seiner Pension zu und her gehen. Vor einigen Jahren haben er und seine Frau sich einen neuen Wohnwagen angeschafft, mit dem sie dereinst Europa bereisen wollen. «Meine grösste Hoffnung ist es, auch in Zukunft gesund zu bleiben und lange Reisen mit meiner Frau unternehmen zu können», formuliert er seine Pläne. Bereits jetzt schätze er solche Ferien, zumeist in Südfrankreich, auch wenn sie derzeit noch von kürzerer Dauer sind. «Abefahre ghört ou drzue», sagt der Büezer, Chef, Feuerwehrmann und Familienvater. Mit seinem leidenschaftlichen Einsatz hat er sich dies aber auch verdient.
Von Leroy Ryser