Burgergemeinde vor personellen Wechseln
An der Herbstversammlung der Burgergemeinde Langenthal standen das Budget 2020, Einburgerungen und der Pächterwechsel auf dem Burgerhof im Fokus. Präsident Peter Siegrist informierte, dass Monika Adolf und Urs Zurlinden bald aus dem Burgerrat ausscheiden werden.
«Wir sind überrascht und erfreut über dieses zahlreiche Erscheinen», sagte Peter Siegrist, Präsident der Burgergemeinde Langenthal, bei der Begrüs-sung der 81 stimmberechtigten Langenthal-Burger im Seminarraum 6 des Stadttheaters Langenthal. In Langenthal wohnhaft seien zurzeit 359 Burger (Vorjahr 371) – davon seien 322 (Vorjahr 328) stimmberechtigt. Das entspreche einer Anwesenheitsquote der Stimmberechtigten von 25,2 Prozent, wie Verwalterin Christina Thaler eiligst ausrechnete.
Peter Siegrist übergab das Zepter nun dem für die Finanzen zuständigen Burgerrats-Vizepräsidenten Marcel Murat, «um die wichtigsten Bewegungen des Budgets 2020 aufzuzeigen». Siegrist schickte schon mal voraus, dass das Budget 2020 einen «soliden Ertragsüberschuss» vorsehe. Einen schwierigen Stand habe, so Siegrist, der seit dem 1. Januar 2018 tätige Gemeindeverband Forst Oberaargau, dem die Forstbetriebe Langenthal und Roggwil angehören. Der Verband verfolge das Ziel, eine nachhaltige Forstwirtschaft zu betreiben, sei aber zurzeit «von einem normalen Betrieb weit entfernt».
Je zweimal im Minus und im Plus
Marcel Murat nannte bei den vier Teilbereichen Forstverwaltung, Liegenschaften des Finanzvermögens, Gutsbetriebe und Burgergut jeweils die positiven und negativen Einflüsse. Bei der Forstverwaltung erwartet der «Finanzminister» ein Defizit von 9700 Franken, das er einerseits mit dem Rückgang von Brennholz- und Holzschnitzelverkäufen, aber vor allem mit dem Beitrag an den Gemeindeverband Forst Oberaarau von 20 000 Franken begründet. Für einmal ebenfalls einen Verlust (55 400 Franken) sieht der Voranschlag 2020 bei den Liegenschaften des Finanzvermögens aus. Hier liegt der Grund klar bei den einmaligen Rückbaukosten Steinacker (100 000 Franken).
Für diesen Rückbau der Liegenschaft Steinackerweg 14 soll die dafür spezialisierte Aarwanger Firma Zimmerli AG beauftragt werden. Das Rückbaugesuch sei eingereicht worden, Einsprachen seien keine eingegangen. Nun warte man auf die Baubewilligung. Inzwischen habe sich noch der Zivilschutz Region Langenthal gemeldet und ein gewisses Interesse an dieser Liegenschaft – als Übungsobjekt – bekundet. Der Wegfall von Mieteinnahmen am Steinackerweg 14 beeinflusst das Budget 2020 ebenfalls negativ. Bei den Gutsbetrieben erwartet die Burgergemeinde Langenthal – trotz budgetiertem Aufwand von 49 000 Franken für die Sanierung des Burgerhofs – einen Gewinn von 56 600 Franken. Dies dank Erträgen von 66 550 Franken für den Burgerhof und 46 300 Franken für den Hof Chrumme.
Am einträglichsten wird auch 2020 das Burgergut sein. Hier fallen die Baurechtszinsen von 595 000 Franken, die Erträge des Wohnhauses Untersteckholzstrasse 58 von 90 300 Franken sowie die Pachtzinsen von 21 500 Franken ins Gewicht. Nach Abzug der Aufwände geht man beim Burgergut von einem Gewinn von 265 750 Franken aus. Die vier Teilrechnungen – zwei sind im Minus, zwei im Plus – ergeben bei der Gesamtrechnung einen Gewinn von 257 250 Franken. Die Versammlung hiess dieses Budget 2020 einstimmig gut.
Abschied von Accontax Treuhand
17 Jahre war die Accontax Markus Gfeller Treuhand AG das Rechungsprüfungsorgan der Burgergemeinde Langenthal. Mit dem Zusammenschluss der Accontax mit der BDO sah der Burgerrat «trotz ausgezeichneter Zusammenarbeit mit der Accontax» die Zeit gekommen, sich neu zu orientieren. Nach erfolgter Prüfung dreier Offerten entschied sich der Rat,
der Versammlung die Langenthaler MSM, Meyer-Spielmann-May, als neues Rechnungsprüfungsorgan vorzuschlagen. Die Versammelten folgten diesem Antrag: Ja-Stimmen 80, Enthaltung 1. Präsident Peter Siegrist informierte darüber, dass die Burgergemeinde Langenthal am 9. Mai 2020 die Hauptversammlung des Verbandes bernischer Burgergemeinden durchführen wird. Gerechnet wird mit 220 bis 250 Teilnehmenden.
Monika Adolf und Urs Zurlinden
Der Burgerrat besteht zurzeit aus Peter Siegrist (Präsident), Marcel Murat (Vizepräsident, Ressort Finanzen), Monika Adolf (Ressort Land), Helene Jäggi (Ressort Wald/Kultur/Vergabungen) und Urs Zurlinden (Ressort Liegenschaften). Am längsten in diesem Gremium dabei sind Monika Adolf und Urs Zurlinden. Beide engagieren sich seit 2013 im Burgerrat.
Nun hätten beide, so Peter Siegrist, den Wunsch geäussert, per 31. Dezember 2020 den Burgerrat zu verlassen. Bei Monika Adolf scheint das Datum fix zu sein, bei Urs Zurlinden könnte sich dieses noch minim nach hinten verschieben. Burgerrätin Monika Adolf orientierte die Versammlung über den «Fahrplan» beim Pächterwechsel Burgerhof an der Murgenthalstrasse 141. Marianne und Werner Sommer werden altershalber in den Ruhestand treten und dem neuen Pächterehepaar Lea und Seppi Odermatt aus Willisau Platz machen. Der Burgerhof Langenthal soll als Milchwirtschafts- und Ackerbaubetrieb weitergeführt werden. Die Übergabe des Hofs erfolgt am 6. Januar 2020. Bereits in wenigen Tagen aber werden die neuen Pächter einziehen. Der Dezember ist dazu vorgesehen, dass das Ehepaar Sommer das Ehepaar Odermatt mit den Abläufen vertraut macht. Begleitet wird der Pächterwechsel von Agronom Daniel Beck vom Inforama Waldhof.
77 500 Franken für 19 Personen
Präsident Peter Siegrist schnitt die Klaussurtagung vom 12. Oktober 2019 mit Regierungsstatthalter Marc Häusler an, der den Burgerräten die Rechte, Pflichten und Verantwortlichkeiten in Erinnerung gerufen habe. Was längst nicht alle wissen: Die Gebühreneinnahmen der Burgergemeinde Langenthal aus Einbürgerungen fliessen vollumfänglich in die Samuel Kuert Stiftung. Diese wiederum richtet aus diesem Fonds jeweils Ausbildungsbeiträge in Form von Stipendien oder zinsfreien Darlehen aus. Diese kommen Burgerinnen und Burgern der Burgergemeinde Langenthal mit Wohnsitz in der Schweiz – und deren Kindern – zugute. 2019 wurden 77 500 Franken an 19 Personen ausgeschüttet. Erfreulich, dass gleich alle sieben der zu ehrenden Jungbürgerinnen und Jungbürger 2018/19 an der Burgerversammlung teilnahmen: Jan Bucher, Bo Christen, Julian Fuhrimann, Ramon Jacobs, Pascal Liechti, Selina Sägesser und Yves Ulrich. Sie wurden je mit einem Goldvreneli beschenkt.
Gemeinderat Schär Neu-Burger
Einburgerungen müssen jeweils noch von der dafür zuständigen kantonalen Fachstelle «abgesegnet» und als definitiv erklärt werden. Dies ist in der Regel problemlos. So auch im Fall der letzthin eingeburgerten Familie Pfäffli (Hans, Henriette, Lorenz und Jolanda). Dies war der Grund, weshalb Peter Siegrist den Pfäfflis offiziell den Burgerbrief der Burgergemeinde Langenthal überreichen konnte. Dieses Prozedere hat Familie Giesser (Christian, Claudia, Yannis und Nico) noch vor sich – wie auch der 32-jährige Gemeinderat Michael Schär. Alle fünf haben sich um das Burgerrecht der Burgergemeinde Langenthal beworben und sind – wie erwartet – von der Burgerversammlung als Langenthal-Burger aufgenommen worden. Das war schon mal ein guter Grund, anschliessend im Stadttheater-Foyer zusammen mit allen anderen Versammelten auf dieses Ereignis anzustossen.
Von Hans Mathys