«Chrigus» Abschied von Ernstfall überschattet
Die Hauptübung der Feuerwehr Region Huttwil auf dem Areal von Lanz Transport AG im Huttwiler Industriegebiet stand im Zeichen der Verabschiedung von Kommandant Christian Bärtschi. In den Anlass wurden diesmal die Löschzüge aus allen sechs beteiligten Gemeinden einbezogen. Die «etwas anders» aufgezogene Übung geriet jedoch ins Wanken, denn plötzlich leuchteten die Blaulichter für einen Ernstfall ganz in der Nähe.
Es begann alles nach Plan und sehr nostalgisch: Die Feuerwehrleute des Einsatzzugs (EZ) Huttwil standen pünktlich bereit, als der abtretende Kommandant Christian Bärtschi und die anderen Mitglieder, die das Ende des Feuerwehr-Dienstalters erreicht hatten, mit dem alten Packard und lautem Hupen zum Magazin Hofmatt geführt wurden.
Ebenfalls nach Plan verlagerten sich kurze Zeit später alle Einsatzzüge der Feuerwehr Region Huttwil aus Auswil, Gondiswil, Rohrbach, Rohrbachgraben, Wyssachen und natürlich aus dem Städtli zum Übungsort in der Industrie Huttwil – ein eindrücklicher Aufzug von 180 Feuerwehrleuten sowie zahlreichen Gästen, Figuranten und den 17 Blaulicht-Fahrzeugen der gesamten Feuerwehr.
Das Areal von Lanz Transport AG war in einen Demo-Platz mit verschiedenen Posten eingerichtet. Es war keine grosse Hauptübung im traditionellen Rahmen vorgesehen. Vielmehr konnten die einzelnen Einsatzelemente ihre Tätigkeiten präsentieren. Im Mittelpunkt aber stand der scheidende Kommandant Christian Bärtschi, seit 2007 Kommandant der Feuerwehr Huttwil, ab 2014 der Feuerwehr Region Huttwil (der «Unter-Emmentaler» berichtete). Zum letzten Mal stand er an der Front einer Hauptübung. Zum letzten Mal hatte er die gesamte, über 200 Köpfe grosse Feuerwehr Region Huttwil um sich versammelt. Und zum letzten Mal begleitete ihn seine Frau Ursina beim Traditionsanlass im Herbst, um diesen mit der Kamera festzuhalten.
Strassenrettung im Einsatz
Der Chef Ausbildung, Daniel Ryser, kommentierte das Vorgehen für die zahlreichen Zaungäste, die von offenen Lastwagen der Firma Lanz Transporte einen hervorragenden Blick über das Geschehen genossen. Unter diesen «Zaungästen» befanden sich auch mehrere Polizisten – wie dies an den Hauptübungen in Huttwil so seine Tradition hat.
Plötzlich war aber deren Ruhe dahin. Im Laufschritt verliessen sie die improvisierte «Tribüne» und rasten wenige Augenblicke später mit Blaulicht davon. Aber nicht nur sie. So hatte der Chef Strassenrettung, Simon Ingold, für die beabsichtigte Demo gerade seine Figuranten bereitgestellt, als er einen Einsatz-Alarm erhielt. «Ich dachte, es sei ein Scherz», sagte er im Nachhinein. Sehr schnell aber stand fest, dass es bitterer Ernst war. Unweit vom Übungsplatz mussten die Blaulicht-Organisationen zu einem schweren Verkehrsunfall ausrücken.
Genauso schnell wie die Polizisten verliessen auch die Feuerwehr-Strassenrettung, die Herznotfallgruppe und als Unterstützung der KLF (Kleinlöschfahrzeuge) Wyssachen und Gondiswil mit einigen Feuerwehrmitgliedern den Übungsort.
Es brauchte einiges an Gelassenheit und Flexibilität, die Hauptübung weitgehend ungehindert weiterzuführen, während einige Kameradinnen und Kameraden um das Leben oder zumindest um die Gesundheit der beim Frontal-Zusammenstoss in der «Schwende» Verunfallten kämpften. Wie sich später herausstellte, hatten diese Glück im Unglück. Wohl in kaum einem anderen Fall wären so schnell so viele kompetente Helfende vor Ort gewesen, und die zwar schweren Verletzungen der zwei Unfallbeteiligten erwiesen sich zumindest nicht als lebensgefährlich.
31 Jahre lang treue Dienste
Nach Übungsschluss rückte endlich die Hauptperson in den Mittelpunkt. 31 Jahre lang hatte «Chrigu» Christian Bärtschi treue Dienste in der Feuerwehr geleistet, zwölf Jahre davon als Kommandant. Kompetent, engagiert, kollegial («ir Füürwehr si aui glych wichtig») mochten alle den «Chrigu» und seinen köstlichen Humor.
«Du bist im selben Jahr in die Feuerwehr eingetreten, in dem ich geboren wurde», verglich Gemeinderat Alexander Grädel, der die Kommission für öffentliche Sicherheit präsidiert. In seinem kurzen Rückblick auf Christian Bärtschis Feuerwehrzeit machte er auf dessen Ausbildungsblatt gerademal 38 Einträge aus. «Mit seinem bodenständigen, ruhigen, aber auch bestimmten Wesen hat ‹Chrigu› massgeblich zum Gelingen und zur guten Einwicklung der Feuerwehr Region Huttwil beigetragen», stellte Alexander Grädel fest. «Er musste auch sehr traurige Momente mit Todesopfern oder einem tödlichen Arbeitsunfall mittragen. Dank dem kameradschaftlichen Verhältnis, das ihm immer sehr wichtig war, konnten er und seine Leute dieses Schwere verarbeiten.» Christian Bärtschis Einsatz für die Feuerwehr, für die Region, könne in wenigen Sätzen nicht genug gewürdigt werden. Mit grossem Dank verabschiedete der Gemeinderat «seinen» Feuerwehrkommandanten. Diesem Dank schlossen sich auch der Huttwiler Gemeindepräsident Walter Rohrbach und der – ebenfalls scheidende – Feuerwehrinspektor Andreas Hofer an.
Als neuer Kommandant nahm der bisherige Vizekommandant Daniel Loosli aus Wyssachen die grosse Verantwortung ein. Neuer Vizekommandant ist Werner Moser aus Rohrbach. An die Stelle des austretenden Chefs Atemschutz tritt Christoph Speidel, EZ Huttwil. Weitere altersbedingte oder andere Austritte verursachen Lücken, die im grossen Corps aber wieder gedeckt werden können. Mit besonderer Begeisterung wurden die neuen Mitglieder der Jugendfeuerwehr Elena Bärtschi, Larissa Ruch, Jael Ingold, Mischa Jordi und Anna Meier begrüsst.
Die offiziellen Verabschiedungen der Feuerwehr Region Huttwil und auch der Jahresrückblick finden im Januar statt. Die Austretenden führen ihre Funktionen bis am 31. Dezember um Mitternacht fort. Über die weiteren Mutationen und Beförderungen wird deshalb zu einem späteren Zeitpunkt im «UE» berichtet.
Dem Apéro in der Alten Turnhalle und dem traditionellen Käsekuchen-Essen folgte die ebenso traditionelle Hauptversammlung des Feuerwehrvereins Huttwil. Präsident Beat Zürcher musste Rudolf Morgenthaler aus dem Vorstand verabschieden und durfte dagegen Matthias Lanz als neues Vorstandsmitglied begrüssen. Kassier Hanspeter Loosli wies einen Gewinn aus, der für einen Kühlschrank im Magazin und einen Grill verwendet wird. Für das Jahr 2020 sind wiederum ein Vereinsausflug und ein «Feuerwehr-Brätle» vorgesehen.
Die letzte wichtige Handlung von Beat Zürcher nach dem bewegten Nachmittag war es, festzulegen, wer mit 0,0 Promille auch nach dem gemeinsamen Abendessen die Fähigkeit beibehalten würde, die Einsatzfahrzeuge zu lenken. Denn selbst im Fest- und Abschiedstaumel gewährleistet die Feuerwehr Region Huttwil hundertprozentige Einsatzfähigkeit.
Von Liselotte Jost-Zürcher