«Chuchischätz» – mit feinen Rezepten
Knappe zwei Jahre dauerte es vom ersten Geistesblitz bis zur Realisierung. Jetzt ist das Kochbuch des Alterszentrums sumia in Sumiswald mit Rezepten, deren Geschichten und Erinnerungen erschienen. Hinter dem Werk steht die stellvertretende Küchenchefin Salome Schütz, welche die Idee brachte und sie auch mit viel Hingabe umgesetzt hat. 40 Senioren beteiligten sich daran.
«Schlaberbitzli», «Himu u Ärde», «Muetis Öpfuröschti», «Pfannechratzete» und «verbrüeti Chugle» … es war eine Fernsehsendung, welche Salome Schütz auf die Idee brachte, alte, zum Teil schon fast vergessene Rezepte aufzuschreiben und zu sammeln. Den Vorschlag, daraus ein Buch zu machen, brachte sie im «Ideenpool» von sumia ein. Sie erhielt von der Geschäftsleitung grünes Licht und machte sich ab Juli 2019 mit Feuer und Flamme hinter das Werk.
Bewohnerinnen halfen mit
«Mir waren vor allem die Geschichten, Emotionen, die Erinnerungen und die Erlebnisse wichtig, die hinter den Rezepten stehen», sagt sie im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler». «Das Buch soll dazu beitragen, sie zu bewahren und die emotionale Verbindung mit den früheren Generationen zu erhalten.» Im Wissen auch, dass in alten Zeiten mit Produkten aus Haus und Hof «chüschtige», schmackhafte Speisen liebevoll zubereitet wurden. Was vorhanden war, wurde geschätzt, verwendet und in etwas Gutes, Nahrhaftes umgewandelt.
Über 40 Bewohnerinnen und Bewohner von sumia waren es, welche sich von der Idee begeistern liessen und zum sumia-Kochbuch beitragen wollten. Unter ihnen auch zwei Männer. Einer von ihnen ist Fritz Jegerlehner, dessen Eltern ihm die Freude am Kochen schon als Kind vermittelten. Bereits der Vater von Fritz Jegerlehner stand insbesondere am Sonntag gerne in der Küche und bekochte die Familie. In dieser Zeit war es recht ungewöhnlich, dass sich auch ein Vater um das leibliche Wohl der Familie kümmerte. «Ich bin froh und dankbar, dass schlussendlich 49 Rezepte zusammenkamen», freut sich Salome Schütz.
Nach den Gesprächen folgte der «praktische Teil». Die Rezepte wurden in der sumia-Küche gekocht. Anschliessend durften die Rezept-Spenderinnen und Spender sie versuchen und fachmännisch beurteilen, ob etwas mehr oder etwas weniger Gewürze notwendig sind, ob das Mehl richtig geröstet ist, ob das Verhältnis der Zutaten stimmt … Parallel dazu entstanden nach und nach auch die Geschichten und die kurzen Porträts.
Für die Textarbeiten erhielt die Autorin tatkräftige Unterstützung des Dorfchronisten Dieter Sigrist. Nebst seiner sprachlichen Fertigkeit brachte er auch die nötige Erfahrung mit der Produktion eines Buches mit sich. «Er hat unzählige Stunden in das Buch investiert», hält Salome Schütz fest.
Noch ahnten die Macher anfangs des Jahres nicht, dass das Damoklesschwert «Corona» über dem Werk schwebte. Plötzlich pressierte es. Wenige Tage vor dem Lockdown im März wurden vom Sumiswalder Fotografen Hans Mosimann die fertig angerichteten Speisen fotografiert. Pro Speise hatte er eine Viertelstunde Zeit. Im Vorfeld hatten Salome Schütz und ihre Arbeitskollegin Nicole Salzmann mit Hilfe einer Brocki altes, passendes Geschirr organisiert, damit die Darstellung der Speisen authentisch blieb. Zudem startete sie im Altersheim einen Aufruf für stilgerechtes Geschirr. Nebst dieser Grossaktion durften sich auch die Bewohnerinnen und Bewohner fotografieren lassen. Einige suchten sich dazu mit grosser Freude ihre schönsten Kleider heraus. Andere wollten lieber auf ihre Abbildung verzichten.
Wenige Tage später, nachdem der Bundesrat den Lockdown ausgerufen hatte, hätte der Fotograf das Heim nicht mehr betreten dürfen.
Eine wertvolle Erinnerung
Die fertigen Buchseiten wurden den Bewohnerinnen und Bewohnern gezeigt. Da flossen nicht selten Tränen der Freude. Nach dem Layouten und den Korrekturen ging das vielfältige, fröhlich dargestellte Werk Anfang Oktober in den Druck. Mehrere Sponsoren trugen zur finanziellen Entlastung bei. Noch während den Druckarbeiten mussten die Herausgebenden jedoch schmerzhaft erfahren, dass eine ganze Reihe von Autorinnen die Erscheinung des Werks nicht erleben würden. Umso wertvoller und auch greifbarer sind die Erinnerungen an sie, und umso mehr hat sich die grosse Arbeit von Salome Schütz und ihren Helferinnen und Helfern gelohnt.
Gut zu wissen
«Chuchischätz» kann zum Preis von 35 Franken auf der Homepage von sumia, www.sumia.ch, bestellt oder direkt im Alterszentrum bezogen werden (sumia Alterszentrum Sumiswald AG, Spitalstrasse 21, 3454 Sumiswald, Tel. 034 432 59 89, info(at)sumia.ch).