Co-Working erobert den ländlichen Raum
Neue, moderne Arbeitsformen fassen langsam auch in ländlichen Regionen Fuss. Mit der Eröffnung von «Laspace» an der Eisenbahnstrasse 25 startet das erste Co-Working-Projekt in Langenthal. Ein Team aus sechs Personen hat die innovative Idee umgesetzt und ist dafür von Bund und Kanton finanziell unterstützt worden.
Co-Working ist der Überbegriff für eine neue Arbeitsform, die immer mehr Anklang findet. Ein Unternehmen oder eine Institution stellt Räumlichkeiten zur Verfügung, die von jedermann für berufliche und private Zwecke über eine kurze oder längere Zeitdauer genutzt werden können. Kollaboratives Arbeiten nennt sich dies und eignet sich idealerweise für Freiberufler, digitale Nomaden, Studenten, Lehrer und viele weitere beruflich aktive Personen, die nicht auf einen fixen Arbeitsplatz angewiesen sind. Co-Working zieht aufs Land.
Was in einigen Schweizer Grossstädten bereits vorhanden ist, breitet sich nun auch in den ländlichen Regionen unseres Landes aus: Beispielsweise an der Eisenbahnstrasse 25 in Langenthal, einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt, in jenem Gebäude, wo sich der Sitz der Ammann-Group befindet (auf der Rückseite des Haupteinganges). Hier hat ein Team aus sechs Personen das Projekt «Laspace» realisiert und bietet auf einer Fläche von 130 Quadratmetern verschiedene Büroräumlichkeiten sowie ein Sitzungszimmer zur temporären und flexiblen Nutzung an.
Erster Versuch scheiterte
Die Idee dazu sei bereits vor zwei Jahren entstanden, erzählt Urs Moser, Geschäftsführer des Langenthaler Informatikunternehmens megacomp und einer der Initianten von «La-space». Man habe erkannt, dass die Zeit reif sei, Co-Working in die Peripherie zu tragen, erläuterten die sechs privaten Co-Founders des Projektes ihre Beweggründe bei der Eröffnungsfeier von «Laspace» vor erstaunlich vielen Gästen und Interessierten. Doch ganz so einfach gestaltete sich das Unterfangen dann doch nicht, denn der erste Anlauf mit einem Crowdfunding scheiterte kläglich. Im Nachhinein betrachtet sei dieses Scheitern ein Glücksfall gewesen, betonte Journalist Giannis Mavris, denn dadurch habe man das ganze Projekt einer intensiven Reorganisation und Neuausrichtung unterzogen.
Der zweite Anlauf startete dann als NRP-Projekt (Neue Regionalpolitik), mit finanzieller Unterstützung von Bund und Kanton. Man sei weiterhin überzeugt gewesen vom Projekt, erwähnte das «Laspace»-Team, «denn Co-Working bietet mehr als einen temporären Arbeitsplatz, es ist vielmehr ein Ort, wo man sich Wissen aneignet und Erfahrungswerte teilt», gab Mavris weiter zu verstehen. Bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten seien verschiedene Standorte zur Auswahl gestanden. Letztendlich habe man im Ammann-Hauptgebäude ideale Voraussetzungen gefunden, nicht zuletzt auch wegen der Nähe zum Hauptbahnhof, erläuterte Urs Moser.
Hohe Erfolgschance für Co-Working
Dass Langenthal ein idealer Ort für ein Co-Working-Projekt sei, werde durch diverse Fakten und Zahlen erhärtet, bemerkten die Co-Founders an der Eröffnungsfeier. Moser wies darauf hin, dass täglich 3858 Pendler die Stadt verlassen. Diese Wegpendler würden jährlich 950 Mal die Erde umrunden. Mit Co-Working leiste man deshalb auch einen wichtigen ökologischen Beitrag zur Reduzierung von Verkehr und Umweltbelastung. «Laut einer Studie der Hochschule Luzern wird Langenthal als liberale Insel eingestuft, die eine hohe Erfolgschance für Co-Working bietet», bemerkte Moser.
Die Vision der Co-Founders besteht darin, «dass mit dem ‹Laspace› ein Raum für Innovationen geschaffen wurde, wo sich Home-Office-Müde, Selbständige, Geschäftsreisende, kleine Teams oder Startups ohne eigenes Büro entfalten können», bemerkte Giannis Mavris.
In der nächsten Phase gehe es darum, dass Interessierte das Angebot kennenlernen und ausprobieren können. Dazu biete man an, die Räumlichkeiten von «Laspace» während zwei Tagen gratis zu nutzen. Zudem werde man das neue Angebot in den nächsten Wochen noch entsprechend bewerben, betonte Urs Moser und wies darauf hin, dass man Anlässe und Talks veranstalten und weitere Besichtigungen anbieten werde.
Er und seine fünf Mitstreiter sind überzeugt, dass dieses Angebot in der Region Fuss fassen wird, nicht zuletzt, weil man bei der Realisierung von einer breiten Unterstützung des regionalen Gewerbes profitiert habe. So hätten diverse Firmen in Form von Dienstleistungen und Waren einen wertvollen Beitrag zur Realisierung von «Laspace» geleistet. «Gerade dieses Engagement zeigt uns, dass das Gewerbe ein Interesse an dieser neuen Arbeitsform hat», sagte Urs Moser.
Von Walter Ryser