• Ra Speek und Isabelle Fiechter sind die ersten Gäste, die im Jahr 2020 das Langenthaler Schwimmbad betreten haben. · Bild: Leroy Ryser

08.06.2020
Sport

Corona und Schlechtwetter zum Trotz

Schwimmbad Langenthal – Ra Speek und Isabelle Fiechter gehörten zu den ersten Gästen im Langenthaler Badi-Sommer 2020. Wegen Corona machen sich die beiden keine Sorgen. «Viel mehr Angst hatte ich, dass die Badi gar nicht öffnet», sagt Ra Speek um 8 Uhr, als er als erster das Freibad betritt.

 

Schwimmen · Die Uhr zeigt 7:46, die Lufttemperatur 15 Grad und es ist bewölkt, etwa eine halbe Stunde später werden sogar ein paar wenige, leichte Regentropfen fallen. Ans Baden denken da wohl nur die wenigsten. Ganz anders Ra Speek. Der Schwede mit holländischem Namen lehnt sich – passend zur Staatszugehörigkeit gelb-blau angezogen – an die eine Säule beim Eingang zum Langenthaler Schwimmbad. Auf die Frage, was er denn hier tue, sagt er überzeugt scherzend: «Ich warte auf den Bus.»
Ganz so ist es nicht. Der fast 65-Jährige ist nämlich jedes Jahr einer der ersten Badegäste, die das Langenthaler Schwimmbad besuchen. Täglich sei er hier, verrät er. «Weil ich der grösste Fan vom Team hier bin», sagt Speek weiter ein bisschen scherzend und hängt dann etwas ernsthafter an: «Wasser macht mich glücklich.» An wettertechnisch schlechten Tagen komme er sogar zwei Mal, «das ist ein Geheimtipp», findet er, dann nämlich ist die Badi fast menschenleer.

Wohnorte in der Nähe des Wassers
Ra Speek ist mittlerweile, wenige Minuten vor 8 Uhr, längst nicht mehr der Einzige, der eintreten will. Gut 20 Personen jeden Alters werden bald eintreten, Familien und Einzelpersonen, auch zwei Freunde stehen da, die sich auf den ersten Schwumm freuen. «Hier kommt auch schon meine Frau», sagt er plötzlich und stellt Isabelle Fiechter vor. «Er ist fleissiger als ich», sagt sie, ganz jeden Tag gehe sie  nicht, aber beinahe. «Unsere gute Gewohnheit», nennt er es hingegen. Angst vor Corona haben beide denn auch keine. «Die einzige Sorge, die ich hatte, war, dass die Badi nicht öffnet.» Einen Plan B habe er zwar, fast genauso oft gehe er nämlich in die Aare baden – egal bei welcher Temperatur. Er wohne deshalb in Aarwangen, gleich in der Nähe, Isabelle Fiechter aber in Lotzwil, wiederum in der Nähe zur Langenthaler Badi. «Aber bei den Regenfällen in den letzten Tagen hätten wir nächstens auf dem Trockenen gelegen, hätte die Badi nicht geöffnet.» Dies hätte ihm viel mehr Sorgen bereitet, als das Virus selbst, sagt er und hängt lachend an: «Unsere Frisuren sind quasi immer nass. Deshalb sind sie auch passend zum Baden kurz geschnitten.»

«E churze Chutt»
Dann, um Punkt 8 Uhr, wird hinter Ra Speek und Isabelle Fiechter das Gitter verschoben. Eigentlich klingt es wie in einem Hollywood-Film, wenn ein Gefängniswärter das Gitter verschiebt und die Gefangenen einsperrt, «das klingt für mich aber viel mehr nach meiner Freiheit.» Bis er das Freibad betreten kann, dauert es aber noch. Eigentlich hätte er der Erste sein sollen, der mit dem neuen Kartenzahlgerät am Eingang bezahlt, das will aber nicht funktionieren. Im Auto hat er aber noch genügend Bargeld, auch Isabelle Fiechter kann das 100er-Abo so bezahlen. Dann gibt es für diese Zeitung ein Foto und ab geht es ins Bassin. Das sei «e churze Chutt», meint die 43-Jährige, ein paar Längen schwimmen und wieder nach Hause gehen. Trotzdem sei das Wasser herrlich, immerhin 20 Grad, und damit höher als die Lufttemperatur.
So oder so ist aber klar: «Darauf haben wir uns gefreut, dass die Badi wieder öffnet», sagen die beiden und verabschieden sich in Richtung Schwimmbecken.

Von Leroy Ryser