Dänu Wislers Weiberbüchse: Eine Hymne auf das Emmental
Sänger, Schriftsteller, Jäger, Bergsteiger und jetzt auch Zeichner: Dänu Wisler zeigt auch in seinem dritten Werk «Die Weiberbüchse» seine Vielseitigkeit. An der Buchvernissage in Heimisbach offenbarte er sich zudem vor allem als emotionales Urgestein des Emmentals, als Pragmatiker und als Mensch, der geniessen kann.
Heimisbach · «Es ist verrückt. Wenn ich heute Abend so in die Runde schaue, dann kommen mir zu fast jedem Gesicht persönliche Geschichten in den Sinn … Aber nicht alle darf man erzählen.» Mit einem vielsagenden Lächeln schaut Dänu Wislers vergnügt ins Publikum, lässt seine Blicke amüsiert über die gut 100 Köpfe streichen. Man spürt, der 54-Jährige hat ein Heimspiel und geniesst das Familienhappening im Gasthaus Krummholzbad in Heimisbach sichtlich. Gekommen ist er, um sein neustes, drittes Buch zu präsentieren: «Die Weiberbüchse» mit dem Untertitel «Wild, Wilderer, Pfäffli. Die Geschichte einer Wandlung». Doch es wird weit mehr als eine Buchvernissage. Ein Konzert, ein Treffen unter Freunden, ein genussvoller Familienplausch mit zahllosen Anekdoten mit Menschen von einst und heute, eine Lebensrückschau mit Weisheiten und verbalen Amuse-Bouches. Vor allem aber eine Hommage ans Emmental. «Wie du das Emmental besingst und im Buch darstellst. Es ist eine unglaubliche Hymne auf das Emmental», versucht Franz Zölch das Schaffen von Dänu Wisler zu umreissen. Der Mann vom Weberverlag.ch führt durch den Abend und versucht, dem Wesen des Autors auf die Spur zu kommen.
Emmental: Die Heimat
«Du bist in Dürrenroth im Emmental aufgewachsen, wohnst im Toggenburg. Wie kommst du dir heute Abend vor?» will Franz Zölch wissen. «Daheim», knapp und kernig und dann doch ausschweifender Dänu Wislers Antwort. Hier in Heimisbach spüre er das Epizentrum von Simon Gfeller unmittelbar. «Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Simon Gfeller im ‹Krummholzbad› sicher oft eingekehrt ist.» Er fühlt sich verbunden. Dass er jetzt im Toggenburg wohnt, hat sich einfach so ergeben, aus beruflichen Gründen. Doch in die Ferne gezogen hat es ihn schon früh: «Auf dem Chnubel sieht man sehr weit ins Emmental. Aber man sieht von dort auch die Flugzeuge, die vorbeiziehen. Und da habe ich mich oft gefragt, wo fliegen die hin? Da will ich auch hin. Doch weit bin ich nicht wirklich gekommen.» Vom Emmental nach Thun, dann nach Spanien und jetzt ins Toggenburg. «Ich bin wieder etwas näher beim Emmental. Vielleicht reicht es, dass ich sogar ganz zurückkehre.» Emotional ist er es wohl schon längst. In Spanien habe er deutlich gemerkt: «Ich bin ein Schweizer und besonders ein Emmentaler. Wenn man weg ist, begreift man, woher man eigentlich kommt. Man lernt die Heimat wieder zu schätzen, die Wurzeln zu entdecken. Und ich bin stolz auf meine Wurzeln.»
Schiessen statt beten
Dieses Heimatgefühl ist es, das «Weiberbüchse» unmittelbar so viel Leben einhaucht. Um was es geht? An das Geheimnis des Buches pirscht man sich an diesem Abend nur sanft heran. Es wird umzingelt, aber doch nicht vollends ins Visier genommen. Der städtische Pfarrer Pfäffli aus Bern findet im ländlichen Dürrenroth wenig Zuspruch für seine göttliche Botschaft. Statt gebetet wird mehr geschossen. Pfäffli vermutet Rechtsextremismus im Dorf und will mit einem Journalisten die Szene aufdecken. Dabei begegnet er dem wahren Geist des Emmentals mit seinen «Charaktergringe», lernt sich und die Frau seiner Träume kennen. Und als der Pazifist die Wilderer-Flinte seines Grossvaters geschenkt erhält, um die sich ein grosses Geheimnis rankt, gerät er selber in die Schusslinie als vermeintlicher Wilderer, nachdem der legendäre Rehbock «Kaltenegger» geschossen worden ist. Ergänzt wird das Buch mit neun Illustrationen aus der Feder von Dänu Wisler, Rezepten und mehr Anekdoten.
Gotthelf in der Neuzeit?
«Im Emmental hat es einst einen gewissen Pfarrer und Schriftsteller gegeben. Gibt es da einen Bezug zu deinem Buch?», will Franz Zölch wissen. «Natürlich gibt es einen Bezug, Jeremias Gotthelf ist ein Schriftsteller, den ich noch heute sehr gerne lese. Einer meiner Vorfahren ist mit Albert Bitzius auf Jagd gegangen. Diese Anekdoten habe ich eingebaut», so Dänu Wisler. «So wie du die Geschichten aufbaust und erzählst, erhält man das Gefühl, bei Gotthelf im 21. Jahrhundert zu sein. Was willst du uns damit sagen?», bohrt Franz Zölch tiefer. «In meinem Buch kommt auch Gesellschaftskritisches vor wie einst bei Gotthelf. Er hat Aspekte und Themen so aufgegriffen, dass er auch heute noch brandaktuell ist. Ich sage jetzt nicht was, ich will ja nicht politisieren.» Und doch lässt er durchblicken: «Ich habe eine gewisse Sympathie für die damaligen Wilderer entwickelt. Es ist wie ein Akt der Rebellion, das hat mir gefallen.» Damals habe man aus einer Not heraus sich das Fleisch selber beschafft, um überleben zu können. Pragmatisches Handeln, Gesetze hin oder her. Letztendlich ging es ihm aber vor allem darum, «all die vielen schönen Anekdoten, die ich gehört und erlebt habe, zu bewahren, damit sie nicht verloren gehen.»
Gut zu wissen
Weitere Buchvernissagen in der Region: Heute Samstag , 13. April, um 19 Uhr im Gasthof Oberwald in Dürrenroth und morgen Sonntag, 14. April, bei einem Brunch ab 9.30 Uhr im Gasthaus Wilden Mann in Schmidigen-Mühleweg. Das dritte Buch von Dänu Wisler wird vom Thuner Werd & Weber Verlag (Weberverlag.ch) herausgegeben.
Von Thomas Peter