Damit der erste Eindruck stimmt
Den ersten Schritt ins Berufsleben machten 80 Lernende in einem Lehrlingslager im Forum in Sumiswald. Ausser praktischen Arbeiten übten die angehenden Berufsleute gutes Benehmen nach dem Handwerker-Knigge. Ein Besuch im Lehrlingslager.
Sumiswald · Im Forum in Sumiswald, etwas unterhalb des grossen Parkplatzes, herrscht an diesem Mittwochnachmittag reges Treiben. Junge, angehende Elektroinstallateure in gelben Schutzhelmen arbeiten hier fleissig. Auf einer extra für sie installierten Baustelle lernen sie Schalter und Steckdosen montieren, verlegen Drähte und Kabel und machen erste Erfahrungen mit verschiedenen Befestigungstechniken auf Materialien wie Beton, Sagex oder Backstein. «Unter Anleitung von Fachleuten werden unsere Lernenden während anderthalb Wochen hier praktisch in ihren Beruf eingeführt», erklärt Torsten Lüscher und schaut zufrieden über die «Baustelle», wo die jungen Leute konzentriert arbeiten. Torsten Lüscher ist Berufsbildungsverantwortlicher der Baumann Koelliker Gruppe mit Sitz in Zürich und verantwortlich für das Lehrlingslager in Sumiswald.
Erste Erfahrungen
«Das Lager soll den Lernenden den Einstieg in die Lehre erleichtern», erklärt Torsten Lüscher. «Denn ich habe immer wieder feststellen müssen, dass junge Menschen, die direkt von der Schule auf die Baustelle kamen, ein bisschen verloren waren.» Die Baumann Koelliker Gruppe ist führend im Bereich Elektroinstallationen und Telekommunikation in der Deutschschweiz – und rekrutiert jährlich 80 Lernende. Die Motivation der angehenden Elektroinstallateure ist gross, das wird einem bei einem Gang über die «Baustelle» klar. «Die praktische Arbeit liegt ihnen», freut sich Torsten Lüscher. Aber auch erste Grundlagentheorien werden ihnen im Lager vermittelt.
Der Handwerker-Knigge
«Unsere Lernenden, frisch von der Schule, repräsentieren mit ihrem Erscheinungsbild die Firma», betont Torsten Lüscher. Und der sprichwörtlich erste Eindruck sei immer noch von entscheidender Bedeutung und lasse sich kaum korrigieren, wenn er negativ ausfalle. Also ist ein Tag Monika Seeger, Imageberaterinund Coach, zu Besuch im Forum und vermittelt den jungen Menschen Grundsätze für gutes Benehmen und ein gepflegtes Erscheinungsbild. Grundlagenliteratur ist der Handwerker-Knigge. Sie informiert über die Regeln des Duzens und Siezens, wie man richtig «Grüezi» sagt, einfach über alles, was zu einem angenehmen und höflichen Auftreten bei Kunden gehört, denn – «gute Umgangsformen repräsentieren ein Unternehmen ebenso entscheidend wie das blosse handwerkliche Können», erklärt die Fachfrau aus Oberägeri den Lernenden.
Was sich Kunden wünschen
Die Imageberaterin will, dass sich die angehenden Berufsleute an diesem Nachmittag für die typischen Wünsche von Kunden sensibilisieren lassen. Dazu sollen sie sich «vor allem auf die Seite der Kunden begeben.» Sozial kompetent soll der Verkäufer sein, zuverlässig, pflichtbewusst, aufmerksam und freundlich – und die Qualität muss stimmen. Das sind Dinge, die sich die Lernenden aus Kundensicht wünschen. Einer unter ihnen ist Nicola Picone aus Rapperswil. «Obwohl ich hier viel lieber auf der ‹Baustelle› arbeite, finde ich den Handwerker-Knigge hilfreich, weil ich das Gelernte im Lehrbetrieb brauchen kann», sagt der 16-Jährige. Auch der 17-jährige Daniel Brünegger aus Wädenswil arbeitet lieber draussen als im Theoriezimmer. Viele Sachen im Handwerker-Knigge seien für ihn eigentlich selbstverständlich, meint er. «Zum Beispiel, dass man eben nicht mit den Händen in den Hosentaschen mit Kunden spricht und dass Augenkontakt während eines Gesprächs wichtig ist.»
Auf offene Ohren gestossen
Auf der Suche nach einem geeigneten Standort für das Lager seien sie auf das Forum in Sumiswald aufmerksam gemacht worden, erzählt Torsten Lüscher. Mit ihrem Anliegen, beim Parkplatz eine «Baustelle» aufzubauen, seien sie bei der Forum-Geschäftsführerin Cornelia Schnell auf offene Ohren gestossen, freut er sich an diesem Mittwochnachmittag. «Es ist der ideale Ort – wir sind sehr glücklich, unser Lehrlingslager hier in Sumiswald durchführen zu können.»
Von Elsbeth Anliker