• Das Abenteuer mit der MV Agusta beginnt für den 28-jährigen Rohrbacher Moto2-Töffpilot Dominique Aegerter am Sonntag in der Wüste von Katar. Die Saison 2019 bestreitet die Nummer 77 in den Farben weiss/rot/schwarz. · Bild: Keystone

06.03.2019
Sport

Das Abenteuer mit der MV Agusta beginnt

Dominique Aegerter, Moto2-Pilot aus Rohrbach – Die Tests haben es gezeigt: Eigentlich ist der 28-jährige Rohrbacher Dominique Aegerter auf seiner MV Agusta noch nicht bereit. Doch die Zeit vergeht schnell. Und so steht am Sonntag in Katar der Auftakt zur Moto2-WM bevor.

Motorsport · Auf dem Losail International Circuit, wo am nächsten Sonntag der Grand Prix von Katar und damit der Saisonstart der Motorrad-Strassen-WM 2019 stattfindet, bereitete sich Dominique Aegerter in Testfahrten auf die Ernstkämpfe vor. «Die insgesamt sechs Testtage mit dem Originalmaterial haben viele Aufschlüsse ermöglicht. Es benötigt Zeit, um einen Rennstall, der bei Null beginnt, an die Konkurrenz heranzuführen», weiss Aegerter. Seit 42 Jahren war die legendäre Marke MV Agusta (in den 1950er- bis 1970er-Jahren 38 Fahrertitel) nicht mehr bei der WM vertreten. Nun steht das grosse Comeback für den Rennstall aus Italien bevor – mit Dominique Aegerter in einer Hauptrolle. Kein Wunder herrscht in Norditalien ein grosser Hype. Der 28-jährige Rohrbacher dämpft aber die Erwartungen: «Es liegt noch ganz viel Arbeit vor uns. Es braucht einfach noch viel mehr Zeit, um das Motorrad weiterzuentwickeln. Im Moment fehlen uns noch die Anhaltspunkte, was wirklich gut ist und was nicht», erklärt er die Entwicklungsarbeit an der MV Agusta. In seinem neuen Team Forward Racing aus dem Tessin (Office in Lugano, Werkstatt in Mailand) fühlt sich der Oberaargauer Töffpilot wohl. «Alle Teammitglieder bemühen sich. Die Chemie ist gut.» Die Verständigung erfolgt aber auf Englisch. «Italienisch kann ich nur ein paar Brocken, die nicht ausreichen, um genau verständliche Angaben zu machen. Eine grosse Hilfe ist die Teammanagerin. Sie spricht Deutsch», berichtet Aegerter.

Punkteränge schon ein Erfolg
«Es benötigt jetzt einfach noch mehr Fahrten, um im gesamten Knowhow aufzuholen. Dies wird nicht in grossen Schritten passieren. Aber alle ziehen am gleichen Strick, um vorwärts zu kommen.» Auf dem Rundkurs, auf welchem am Sonntag das erste WM-Rennen stattfindet, verlor Dominique Aegerter in den Tests viel Zeit. «Der Rückstand war gross. Deshalb wäre es im Startrennen bereits ein Schritt vorwärts, wenn ich in die Punkteränge fahren könnte», sagt die Nummer 77. Aus diesem Grund möchte der Rohrbacher auch kein Saisonziel bekannt geben. «Nach fünf oder sechs Rennen kann ich mehr sagen. Ich brauche jetzt erst einmal Fahrten, damit das richtige Setting für die MV Agusta gefunden werden kann», erklärt der seit 2006 im WM-Zirkus mitmachende Rohrbacher. Nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass Dominique Aegerter nur durch viel Glück 2019 im WM-Zirkus noch dabei ist. Eigentlich sah es schon nach dem WM-Karrierenende aus, als die Zusammenarbeit mit Forward Racing auf einem Bike der italienischen Traditionsmarke MV Agusta zustande kam.

Die Fitness stimmt
Körperlich ist der Rohrbacher parat. «Weil ich keine Verletzung zu beklagen hatte, lief das Training ausgezeichnet. Nebst den Kraft- und Koordinationsübungen im Fitnessstudio stand Radfahren und Laufen auf dem Programm. Motocross, Supermoto und Dirt-Track kamen natürlich nicht zu kurz, damit ich das Töfffeeling nicht verliere», schmunzelt Aegerter. «Gerade im Trainingslager in Spanien hatte ich viel Zeit, um mich optimal auf die Saison vorzubereiten. Da habe ich bis zu 23 Stunden wöchentlich trainiert.» Mit voller Energie nimmt Aegerter damit den Saisonstart in Angriff. Einen Moto2-Titelkandidaten mag er nicht nennen. «Die Tests haben gezeigt, dass an der Spitze viele Fahrer ganz nahe beisammen liegen. Ich erwarte einen spannenden Verlauf um den WM-Titel.» Am Sonntag nimmt der 28-Jährige seine 13. komplette WM-Saison in Angriff. Es wird in Katar sein 198. WM-Rennen seiner Karriere sein. Auf etwas dürfte sich Aegerter deshalb in der Flut von Neuem mit Bestimmtheit verlassen können: auf seine Routine.

Von Stefan Leuenberger