Das Blumenstädtchen erhält einen Treffpunkt zurück
Seit einem Jahr sind die Türen des Restaurants Schultheissenbad in Huttwil geschlossen. Nicht mehr lange, am 11. August werden die neuen Besitzer Daniel und Christine Thomann-Scheidegger den Betrieb wiedereröffnen. «Mit dem Schultheissenbad möchten wir an die alte Tradition anknüpfen, das Restaurant soll zu einem beliebten Treffpunkt für die Bevölkerung von Huttwil und Umgebung werden», blicken die beiden der Eröffnung zuversichtlich entgegen.
Huttwil · Es war ein schmerzhaftes Ende, als das Wirtepaar Hugo und Marianne Schneider-Rothenbühler Ende August 2016 das «Schultheissenbad» verliess. Die Besitzer des Restaurants mussten nach 21 Jahren aus gesundheitlichen Gründen vom Wirteberuf Abschied nehmen. Es folgte ein kurzes, unglückliches Intermezzo mit den Pächtern Daniel und Marco Stadelmann, das im letzten Sommer unschön zu Ende ging (der «Unter-Emmentaler» berichtete).
«Es war eine schöne Zeit»
Seither ist das Restaurant geschlossen. «Es war für uns eine schöne Zeit im ‹Schultheissenbad›», blickt die 55-jährige Marianne Schneider zufrieden zurück. Man habe hier etwas aufgebaut, ergänzt der 56-jährige Ehemann Hugo. Deshalb hatten die beiden ein Interesse daran, dass der Betrieb weitergeführt wird. Nach dem unglücklichen Intermezzo mit den letzten Pächtern war für die beiden klar, dass sie die Liegenschaft verkaufen wollten. Man habe viele Anfragen erhalten, aber wenige seien konkret gewesen, bis auf jene von Daniel (Jahrgang 1971) und Christine Thomann (1977) aus Rohrbachgraben. Mit den beiden sei man sich schnell einig geworden, betonten Hugo und Marianne Schneider. Die Chemie zwischen den beiden Parteien habe von Anfang an gepasst. Bei den ehemaligen Besitzern ist Erleichterung und Genugtuung spürbar. Sie sind froh, dass jemand die Liegenschaft übernommen hat und gleichzeitig die Absicht hat, das Restaurant wieder zu eröffnen.
«Wir hatten das Schultheissenbad schon einige Zeit im Blickfeld», gibt Christine Thomann zu verstehen. Mit dem Kauf der Liegenschaft habe man einen Traum verwirklichen können, fügt die Leiterin des Kinderheims Haus Oase in Rohrbachgraben hinzu. Das Haus Oase ist eine private, sozialpädagogische Institution, welche der Aufsicht des kantonalen Jugendamtes Bern untersteht. Hier werden 12 Säuglinge/Kinder zwischen 0 und 12 Jahren in zwei Gruppen betreut. Dabei strebt man eine Rückführung in die Herkunftsfamilie an. Während der Betreuungsdauer der Kinder im Haus Oase werden auch deren Eltern durch regelmässige Gespräche begleitet und unterstützt. Deshalb wird im künftigen «Schultheissenbad» nicht bloss ein Restaurant betrieben, das Obergeschoss soll umgebaut und in eine Wohnung für eine WG umfunktioniert werden. «Das ‹Schultheissenbad› soll Müttern in schwierigen Situationen als Treffpunkt dienen, wo sie sich miteinander unterhalten und austauschen können», schwebt Christine Thomann vor, die darin einen präventiven Charakter sieht, «damit die Mütter Unterstützung erhalten, bevor eine KESB-Verfügung notwendig wird», schildert sie ihre Vorstellungen.
Aber auch für die Bevölkerung soll das «Schultheissenbad» wieder zu einem beliebten Treffpunkt werden. Am 11. August wird das Restaurant wiedereröffnet, das künftig von Montag bis Freitag von 8.45 Uhr bis 23 Uhr und am Samstag von 17 bis 23 Uhr geöffnet sein wird (Sonntag ist Ruhetag).
Belegschaft des Hotel Kleiner Prinz übernommen
Die beiden neuen Besitzer der Liegenschaft werden dabei nicht selber als Wirtsleute in Erscheinung treten. Als Inhaber der Thomann-Scheidegger GmbH treten sie als Betreiber auf, geführt wird das Restaurant von ehemaligen Angestellten des Hotels Kleiner Prinz in Huttwil. Als Bereichsleiterin Gastronomie wird die Dürrenrotherin Vroni Heiniger amten. Sie wird zusammen mit den Angestellten das Restaurant unter dem Motto «gemütlich, ehrlich und genussvoll» führen und dabei auf eine gutbürgerliche Küche mit vielen regionalen Produkten setzen. Christine Thomann wird weiterhin als Leiterin des Kinderheimes tätig sein und Daniel Thomann seinen Beruf als Bauführer ausüben.
Grosses Entwicklungspotenzial
Die neuen Besitzer sind überzeugt, dass die Liegenschaft über ein enormes Entwicklungspotenzial verfügt. Bereits ab Montag, 13. August, erhalten Schüler für einen Betrag von zehn Franken ein Mittagessen. Es sei denkbar, dass dieses Angebot, je nach Nachfrage, ausgebaut werde, mit Betreuung und Aufgabenhilfe, erwähnen die neuen Besitzer, die jedoch explizit betonen, dass man keine bestehenden Angebote konkurrenzieren wolle, sondern vielmehr allfällige Bedarfslücken schliessen möchte.
Von Walter Ryser