• Susanne Wolf aus Kleindietwil darf sich gleich doppelt freuen: Sie erhielt von Beat Lanz den Preis für das schönste Bild (im Hintergrund Mitte oben) des Fotowettbewerbs vom Fotoclub Huttwil und gewann in der Kategorie Bildung. · Bild: Thomas Peter

04.04.2019
Huttwil

Das gute Bild entsteht im Kopf und nicht im Photoshop

Der Wettbewerb des Fotoclubs Huttwil kannte eine klare Siegerin: Susanne Wolf aus Kleindietwil überzeugte die Jury mit ihrem Bild vom Lichtfestival Murten (siehe Seite 1). Bescheiden war jedoch die Zahl der eingegangenen Arbeiten. Nur 22 Fotos konnten bewertet werden. Ob es weitere Wettbewerbe geben wird, ist offen. «Wir müssen uns die Frage stellen, ob das noch zeitgemäss ist», liess der OK-Verantwortliche Beat Lanz durchblicken.

«Das Bild vom Lichtfestival war für die Jury das absolute Spitzenbild!» Beat Lanz vom Fotoclub Huttwil war des Lobes voll für das Werk von Susanne Wolf aus Kleindietwil. «Es ist das absolut schönste und auch anspruchsvollste aller eingereichten Arbeiten. Idee, Motiv, Umsetzung, Bildeinteilung, hier stimmt einfach alles.»
Die 50-jährige «Hobby-Fotografin» zeigte sich sichtlich bewegt, als sie im Campus Perspektiven in Schwarzenbach vor rund 60 Vernissage-Besuchern die Auszeichnung entgegennehmen durfte. Und auch im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler» war sie noch emotional berührt: «Ich habe noch nie einen Fotopreis erhalten.» Natürlich habe sie – wie wohl alle anderen auch – gehofft auf eine gute Jurybewertung. Aber gleich den ersten Preis? «Ich bin total überrascht. Das alles ist schon sehr speziell», freute sich Susanne Wolf. Dabei hatte sie sich ursprünglich mit dem Thema Sport-Bildung-Kultur sehr schwer getan. «Das hat mich nicht sofort angesprochen.». Doch Vereinsmitglieder der Fotofreunde-Oberaargau, zu denen auch sie sich zählt, hätten sie ermutigt, dieses Bild einzusenden. Entstanden ist es spontan am Lichterfestival 2018 in Murten, das sie mit den Fotofreunden besucht hatte. Eine eher untypische Aufnahme für sie, die ihre Kamera vor allem auf Tiere richtet und sich auch in der Makrofotografie zuhause fühlt. Und eines scheint sie bei dem Preis besonders zu freuen. «Meine Eltern waren beide sehr ambitionierte Fotografen, damals in der analogen Welt.» Und nun scheinen diese «Foto-Gene» nicht spur- und wirkungslos an ihr vorbeigegangen zu sein.

Sport, Bildung und Kultur
Mit ihrem Bild siegte Susanne Wolf auch in der Kategorie «Bildung» (Vier Einsendungen), während Marcel Bieri aus Gondiswil den Preis für das beste Sportbild (Fünf Einsendungen) gewann. «Das dynamische Hockeybild hatte sich hier eindeutig als Siegerbild profiliert. Es ist ein spezielles Action-Bild», so Beat Lanz. In der Kategorie «Kultur» (zwölf Einsendungen) schwang schliesslich Simone Shanmugalingam aus Burgdorf mit ihrem Bild einer hinduistischen Feier oben aus. «Es zeigt eine Schweizerin im Gewand einer anderen Kultur und wird von kritischen Blicken beobachtet», erklärt Beat Lanz.

Nur 22 bewertete Bilder
Doch trotz der Qualität der prämierten Arbeiten konnte der OK-Präsident Beat Lanz seine Enttäuschung nicht wirklich verbergen, dass nur 25 Bilder für diesen Foto-Wettbewerb eingereicht wurden. Drei konnten mangels Qualität oder Themenbezug gar nicht bewertet werden. Nur wenige der Preisgewinner waren an der Vernissage persönlich anwesend. «Es wurde noch nie so viel fotografiert, wie in den letzten vier Jahren. Wir waren zuversichtlich, dass viele beim Wettbewerb mitmachen werden. Dem war leider nicht so.» Beim letzten Foto-Wettbewerb vor über 20 Jahren seien noch 97 Arbeiten eingereicht worden, erinnerte sich Beat Lanz gegenüber dem «Unter-Emmentaler». Sind den Fotowettbewerbe noch zeitgemäss? «Diese Frage müssen wir uns wirklich stellen. Vielleicht hat unser Thema zu wenig angesprochen. Ich weiss es nicht.»
Die Handygeneration wolle heute halt vor allem weltweit präsent sein auf den neuen Medien. Die Qualität der Handykameras werde immer besser. Doch heute werde mehr geknipst als fotografiert. Beat Lanz konnte sich diesem Eindruck nicht verwehren. Um sich aber von der Massenflut der Bilder zu unterscheiden, sei es nötig, immer speziellere und auch experimentelle Wege zu gehen. «Aber schon mit einfachen technischen Mitteln taucht man in eine ganz andere Welt und das Bild erhält eine völlig neue Aussage», ist er überzeugt. An ihren regelmässigen Fotohöcks erhalte man entsprechende Inputs.

Fotopirsch mit dem Handy
Die Sozialen Medien hätten sich nicht auf die Mitgliederzahl beim Fotoclub Huttwil ausgewirkt, die in den letzten Jahren konstant bei plus minus 28 geblieben ist. «Wir haben sogar zunehmend jüngere Mitglieder und auch mehr Frauen», freut sich Beat Lanz, der nach 36 Jahren das Zepter des Vereins an Hans-Rudolf Lanz übergeben hat. Und doch: «Ganz junge Mitglieder haben wir eigentlich keine. Es wäre natürlich schön, wenn wir die Jugendlichen hinzugewinnen könnten.» In dieser Hinsicht dürfte die bevorstehende Fotopirsch der Vereinsmitglieder am 27. April (13.30 bis 17 Uhr) interessant werden. «Wir werden nur mit den Handys unterwegs sein, die grosse Kameraausrüstung lassen wir zuhause. Wir wollen schauen, was mit diesen kleinen Geräten alles möglich ist.»
Einen vielschichtigen Einblick, was bei solchen gemeinsamen Fotoausflügen herausschauen kann, zeigt die zusätzliche Ausstellung im Campus Perspektiven. Die Mitglieder des Fotoclubs Huttwil haben rund 120 Bilder zusammengetragen, einige dieser Aufnahmen sind während solchen Fotopirschen entstanden. Zu sehen gibt es vor allem Natur- und Tierbilder, aber auch Fotos von Menschen und Makroaufnahmen in verschiedensten Formaten.

Augenöffner
Gastgeber und Co-Organisator Lukas Zürcher vom Campus Perspektiven, zeigte sich beeindruckt von den ausgestellten Bildern: «Ich gehöre zu den Menschen, die gerne gut fotografieren möchten, es aber nicht können. Diese Ausstellung ist ein Augenöffner. Sie zeigt, was ein gutes Bild ausmacht angesichts der Bildschwemme, die wir erleben.» Was ist der entscheidende Faktor für ein gutes Bild? Dazu der aktuelle Vereinspräsident Hans-Rudolf Lanz: «Das gute Auge ist das wichtigste beim Fotografieren. Man hat das Bild schon im Kopf und versucht, es entsprechend umzusetzen.» Dies sei auch mit den einfachsten Kameras möglich. «Entscheidend ist dabei die richtige Wahl von Verschlusszeit und Blende, ohne dass das Bild im Photoshop überbearbeitet werden muss, um das zu retten, was bei der Aufnahme verpasst worden ist.»

Gut zu wissen
Die Ausstellung im grossen Seminar Campus Perspektiven in Huttwil ist noch an folgenden Daten zu sehen: Am Wochenende vom 6. und 7. April, jeweils von 10 bis 17 Uhr. Die Fotopirsch mit dem Smartphone findet am 27. April von 13.30 bis 17 Uhr unter der Leitung von Res Derendinger statt. Treffpunkt ist beim Ribimatteparkplatz in Huttwil. Weitere Daten sind auf der Homepage vom Fotoclub Huttwil: www.fotoclub-huttwil.ch aufgeführt.

Von Thomas Peter