• Ein Bild aus vergangenen Zeiten. Die Sanierung des seit einem Jahr geschlossenen Hallenbades in Sumiswald kann ohne Steuererhöhung nicht saniert werden. Die Kosten belaufen sich aufgrund einer Schätzung auf rund 10 Millionen Franken. · Archivbild: Thomas Peter

08.09.2023
Emmental

Das Herz sagt Ja, die Finanzen Nein

Wie geht es weiter mit dem Hallenbad? Diese Frage stand zentral am vergangenen Informationsanlass im Forum Sumiswald. Rund 170 Personen sind der Einladung des Gemeinderates gefolgt, der spüren wollte, wie die Bevölkerung zum Hallenbad steht und wohin die Reise letztendlich gehen soll. Diese liess sich jedoch noch nicht vollends in die Karten schauen. Klar wurde an diesem Abend nur, dass viele noch an «ihrem» Hallenbad hängen.

Sumiswald · Vor ziemlich genau einem Jahr wurde das Hallenbad im Forum Sumiswald geschlossen. Die Gründe waren einerseits die «marode» Technik, welche dringend ersetzt werden muss, und andererseits die Stromkosten, die anfangs 2023 enorm in die Höhe schossen. Am Informationsanlass machte Gemeinderat Bernhard Stucki, zuständig für die Finanzen und gleichzeitig Mitglied des Verwaltungsrates, unmissverständlich klar, dass es keine Hallenbäder gäbe, die kostendeckend betrieben werden können. «Wir haben uns umgesehen, im besten Fall sind die Hallenbäder zu 80 Prozent finanziell gedeckt, im schlechtesten Fall sind es rund 35 Prozent. Sumiswald liegt irgendwo dazwischen mit einer Deckung von 50 Prozent.» Ebenfalls klar machte er, dass sich die Gemeinde Sumiswald die Sanierung des Hallenbades in geschätzter Höhe von rund 10 Millionen Franken (Baukostenschätzung von 2021) eigentlich nicht leisten könne. Der Kanton beteilige sich voraussichtlich lediglich mit 10 Prozent an den Sanierungskosten.
Dies würde für die Gemeinde Sumiswald eine Steuererhöhung von mindestens zwei Steuerzehnteln bedeuten (aktuelle Steueranlage liegt bei 1,79 Einheiten).
Da der Finanzplan auch ohne die Sanierung des Hallenbades stark ausgelastet sei, käme dies einem gleichzeitigen Investitionsstopp gleich. Zudem würden zu den Sanierungskosten weitere, jährlich wiederkehrende Kosten hinzukommen: Abschreibung (25 Jahre) von jährlich 360 000 Franken, Kapitalzinsen von 225 000 Franken bei einem angenommenen Zinssatz von 2,5 Prozent, Personal und Unterhaltskosten von etwa 600 000 Franken und die Amortisation, ebenfalls auf 25 Jahre gerechnet, in der Höhe von 360 000 Franken. Diesen Kosten würden Einnahmen von rund 40 000 Eintritten zu 10 Franken (400 000 Franken) gegenüberstehen. «Aus finanzieller Sicht ist das nicht tragbar», nahm Bernhard Stucki kein Blatt vor den Mund und bedauert gleichzeitig, dass sich bei einer Umfrage im vergangenen Jahr keine der umliegenden Gemeinden am Hallenbad habe beteiligen wollen. Wesentlich kostengünstiger käme es die Gemeinde ohne Hallenbad. Es müssten lediglich 25 000 Franken pro Jahr für das auswärtige Schulschwimmen aufgewendet werden.
Dabei gäbe es durchaus Gründe, die für das Hallenbad sprechen würden, liess Gemeindepräsident Martin Fried­li einen kurzen Hoffnungsschimmer aufflackern. Sumiswald als Zentrumsgemeinde würde gerne auch touristisch etwas bieten können und da würde das Hallenbad sehr gut dazu passen. Zudem habe die Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) mitgeteilt, dass es immer mehr junge Leute gäbe, die nicht schwimmen könnten. Auch hier würde das Hallenbad einen Beitrag leisten können. Andererseits müsse die Gemeinde auch attraktiv bleiben, das heisst, dass der Steuerfuss nicht bis ins Unermessliche erhöht werden könne, gab der Gemeindepräsident zu bedenken.

Die emotionale Ebene
Obwohl an diesem Abend unmissverständlich dargelegt wurde, dass sich die Gemeinde Sumiswald die Sanierung des Hallenbades und auch den Betrieb nicht leisten könne, war aus den Publikumsstimmen deutlich zu spüren, dass ihnen «ihr» Schwimmbad nach wie vor am Herzen liegt. So sagte ein Familienvater aus Lützelflüh, dass er das erste Mal im Eröffnungsjahr 1973 das Hallenbad in Sumiswald besucht habe und seine Kinder dort schwimmen gelernt hätten. «Wenn man die Finanzen anschaut, dann muss ich aber sagen: Vergesst es!» Das Hallenbad könne seiner Meinung nach nur über die emotionale Ebene gerettet werden. Ein anderer Votant betrachtete die Situation wesentlich sachlicher: «Die Betreiberin ist schon drei Mal Pleite gegangen, wollen wir unseren Nachkommen das wirklich zumuten?» Besser sei ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, vertrat der Sumiswalder die Meinung.
Ob denn nicht ein Zwischenschritt möglich sei, fragte ein anderer. Ihm fehle ein Gefäss, um mitzuwirken, beispielsweise die Gründung eines Vereins oder einer Stiftung. Zudem würde es ihn interessieren, ob hinter den heute verkündeten emotionalen Aussagen noch mehr stecke. Hierbei stelle sich natürlich die Frage, wie lange der Verwaltungsrat warten könne, bevor er seine Strategien umsetzen müsse. Von Verwaltungsrats-Vizepräsident Ueli Kühni war diesbezüglich leichter Druck zu spüren. «Um weitere Planungen des Forums in Angriff zu nehmen, müssen wir bis zum Herbst, spätestens bis zum nächsten Frühling, wissen, ob die Reise mit oder ohne Hallenbad weitergehen soll», erklärte er. Der Grund dafür sei, das nur noch bis Ende 2025 als Integrationszentrum für Asylsuchende dienende Forum. Der Verwaltungsrat müsse genügend Zeit für die Planung und Umsetzung haben.
Ebenfalls sachlich argumentierte eine Votantin, ebenfalls in Sumiswald wohnhaft, und zeigte gleich einen Lösungsweg auf: «Wieso wird das Asylzentrum nicht noch ein paar Jahre länger betrieben, das damit eingenommene Geld könnte nach Abtragung der Schulden des Forums doch dann für die Sanierung des Hallenbades verwendet werden.» Ob das die Lösung für den Verwaltungsrat der Forum Sumiswald AG, für die Gemeinde und auch für den Kanton sei, wurde an diesem Abend nicht beantwortet. Deutlich zu spüren war jedoch, dass die Bevölkerung nach wie vor an «ihrem» Hallenbad hängt. Der Gemeinderat wird nun über das weitere Vorgehen beraten.

Von Marion Heiniger