• Es schmerzt Dustin und seinen Bruder Basil Schaber (rechts), wenn das Kiddy Dome leersteht. «Wir freuen uns, wenn es wieder losgehen kann», sagen die beiden. · Bild: Leroy Ryser

08.06.2020
Oberaargau

Das Kiddy Dome wird die Krise überstehen

Etwas mehr als drei Monate hatte das Kiddy Dome in Rohrbach geöffnet, als es wegen der Corona-Krise schon wieder schliessen musste. Die Betreiber mussten hartes Brot beissen und Massnahmen ergreifen. Heute kann Geschäftsführer Dustin Schaber aber Entwarnung geben: «Die Krise trifft uns hart, aber das Kiddy Dome wird es auch weiterhin geben.»

 

Rohrbach · Eigentlich hätte das Kiddy Dome in Rohrbach am vergangenen Samstag seine Türen öffnen und bis zu 300 Personen empfangen dürfen. Die schweizweiten Richtlinien hätten dies ermöglicht und dennoch ist das Kinderspielparadies weiterhin geschlossen. Die Gründe sind vielschichtig. Einerseits gebe es noch kein abgesegnetes Schutzkonzept für diese Branche, andererseits wolle man möglichst viele Risiken ausschliessen, damit sich Besucher wohlfühlen. Für Dustin Schaber ist klar: «Aktuell ist es ein Abwägen zwischen Wirtschaftlichkeit und Moral. Wir gewichten die moralischen Aspekte aber sehr hoch.» Anders gesagt: Bevor den Besuchern keine optimale Sicherheit geboten werden kann, wollen Dustin und sein Bruder Basil Schaber die Türen noch nicht öffnen. Obwohl aus wirtschaftlicher Sicht eine Wiedereröffnung längst dringend nötig wäre.

Herausragender Start
Rückblende: Im vergangenen Dezember hat das Kiddy Dome mit 6000 Quadratmetern und 30 verschiedenen Attraktionen seine Türen geöffnet. «Wir hatten einen wirklich tollen Start», erinnert sich Geschäftsführer Dustin Schaber. Vom einen auf den anderen Tag habe man quasi die Baustelle geschlossen und Besucher empfangen – und dies meistens gleich in grosser Anzahl. «Die Abläufe funktionierten von Beginn weg sehr gut, abends gingen die Kunden mit einem Lachen nach Hause. Und das ist das Wichtigste.» Die Besucherzahlen hätten bewiesen: Das Kiddy Dome in Rohrbach kann funktionieren, die Ausstrahlung ebenso wie das Interesse waren stets gross.
Dann, Mitte März, musste der Erlebnispark wegen der Coronavirus-Pandemie unverhofft seine Türen schlies-sen. «Wir hätten mit einzelnen Auflagen zwar noch ein paar Tage länger geöffnet halten können», erinnert sich Betriebsleiter Basil Schaber, «haben aber verzichtet.» Dass das Kiddy Dome im Falle eines Falles als Infektionsherd angesehen werden könnte, wollte man nicht riskieren. «Hätte sich hier das Virus verbreitet, wären die Reaktionen für uns sehr negativ gewesen. Also waren wir beinahe froh, dass wir gar nicht mehr öffnen durften», erinnert sich Dustin Schaber.
Demgegenüber stand aber die wirtschaftliche Situation: Nach lediglich drei Monaten Öffnungszeit hätte man sich bei den Betreibern einen anderen Start gewünscht. «Wir haben uns sofort mit Gläubigern zusammengesetzt und nach Lösungen gesucht. Dass wir einen guten Start vorweisen konnten, half uns in diesen Verhandlungen.» Für die Gläubiger war klar, dass das Angebot funktioniert und irgendwann Geld fliessen wird. Viele Forderungen konnten deshalb zeitlich zurückgestellt werden.

Entlassungen waren nötig
Dustin und Basil Schaber wissen mittlerweile: Die Krise hat das Kiddy Dome hart getroffen, aber es wird diese überstehen. «Wir mussten Entlassungen vornehmen und haben auch den Kredit des Bundes in Anspruch genommen. Weiter gehen wir davon aus, dass wir nicht vor dem nächsten Herbst dort sein werden, wo wir eigentlich schon nach diesem Sommer sein wollten.» Beispielsweise war geplant, auf den Sommer hin in Attraktionen im Aussenbereich zu investieren, dies wird nun um ein Jahr verschoben. Auch sei fraglich, wie gut das Kiddy Dome nach der Wiedereröffnung besucht wird oder wie gross die Zurückhaltung bei den Menschen ist.

Schutzkonzept wird ausgearbeitet
So oder so braucht es aber noch zahlreiche Vorbereitungen, bis der Erlebnispark wieder geöffnet werden kann. «Aktuell arbeiten wir intensiv an einem Schutzkonzept», sagt Basil Schaber. «Wir sind mit dem BAG in engem Kontakt, weil es für unsere Branche eigentlich noch gar kein Schutzkonzept gibt. Wir möchten als das neuste und modernste Zentrum dieser Art auch eine gewisse Vorbildfunktion und Vorreiterrolle einnehmen.» Aktuell gehen die Herren Schaber davon aus, dass deshalb eine Wiedereröffnung erst im Juli zum Thema wird. «Wir wollen den Kunden die bestmögliche Sicherheit geben. Zugleich sind unsere Möglichkeiten aber auch beschränkt», sagt Dustin Schaber und hängt an: «Uns ist es beispielsweise nicht möglich, täglich alle Attraktionen zu desinfizieren, selbst den Besucherfluss können wir kaum leiten, weil wir nicht Wege abstecken können. Also suchen wir anderen Möglichkeiten, die Sicherheit zu garantieren.» Letztlich sollen sich Besucher wohl fühlen, und sich nicht ängstlich verhalten müssen. «Eigentlich geht es fast so weit, dass Corona quasi vorbei sein müsste und die Gefahr einer Ansteckung enorm klein ist, damit wir wieder öffnen können.» Klar ist aber schon jetzt, dass der Verkauf für Eintritte nur noch online läuft, damit niemand anrennt und vor dem bereits bis zum Maximum gefüllten Haus steht und wieder abreisen muss. In einer ersten Phase werde man Tagespässe verkaufen, was die Anzahl Besucher zeitlich verteilt und ständig unter 300 halten wird. Später könnten aber auch stündlich begrenzte Zugangstickets ein Thema sein.

Wiedereröffnung am 4. Juli?
Aktuell gehen Dustin und Basil Schaber jedoch nicht davon aus, dass bei einer Wiedereröffnung ein Run entsteht, der die Kapazitäten sprengt. Eher gehen sie davon aus, dass sie beim Start eine ruhige Phase erleben werden. Nicht zuletzt auch, weil der Winter und nicht der Sommer die Hauptsaison des Kiddy Domes ist.
Das könne sogar ein Vorteil sein, um sich ohne Druck auf die neue Situation einstellen zu können. «Gerne wären wir aber da, wenn in den Sommerferien einmal schlechtes Wetter herrscht und Familien nach einem Alternativprogramm suchen», erklären die beiden. Auch deshalb sehe man den bernischen Ferienbeginn, den 4. Juli, als potenzielles Ziel für die Wiedereröffnung an. «Wir freuen uns sehr auf diesen Moment. Wenn wir uns derzeit im Kiddy Dome umsehen, schmerzt das sehr», sagt Dustin Schaber. Sie seien die Leere keineswegs gewohnt, denn entweder war der Standort eine umtriebige Baustelle oder aber ein Magnet für zahlreiche Kunden. «An guten Tagen hatten wir verteilt gegen 1000 Besuche gezählt», sagt Dustin Schaber zufrieden. Die Ausgangslage beurteile man deshalb als gut, die Zuversicht für einen erfolgreichen Neustart scheint gross. «Die moralischen Aspekte stehen aber im Vordergrund», betont Dustin Schaber erneut. «Auch wir wollen unseren Beitrag leisten, damit keine zweite Infektionswelle ausbricht.» Deshalb werde man bis zur Wiedereröffnung weitere Vorkehrungen treffen.

Von Leroy Ryser