Das Kirchgemeindehaus riecht nach Backstube
Die Primarschüler von Huttwil haben in der vergangenen Woche ein Alternativprogramm der besonderen Art genossen. Während 45 Kinder der fünften und sechsten Klasse im Skilager waren, nahmen die Schüler der ersten bis sechsten Klasse an einer Projektwoche teil. Im Backkurs profitierten dann nicht nur die Kinder selbst.
Wer in den letzten Tagen das Huttwiler Kirchgemeindehaus betrat, der wurde von einem süsslichen Duft regelrecht angezogen. Selbst eine Etage unter der Schulhausküche war gut erkenn- und riechbar, dass in der Nähe gebacken und gekocht wird. «Da würde man am liebsten rund um die Uhr naschen», musste auch Fabienne Niederhauser zugeben, just nachdem die ersten Muffins aus dem Backofen geholt
wurden.
Vergangene Woche stand für die Primarschüler in allen drei Huttwiler Schulhäusern die Projektwoche auf dem Programm. Während die Fünft- und Sechstklässler entweder am Skilager oder an der Projektwoche teilnahmen, waren vor allem die Schüler von der ersten bis zur vierten Klasse anwesend sowie jene, die beim freiwilligen Skilager nicht teilnehmen wollten. Mit dem Einsatz von rund 40 Lehrerinnen und Lehrern konnte den daheimgebliebenen Schülerinnen und Schülern ein abwechslungsreiches Programm geboten werden. Insgesamt konnte aus 16 verschiedenen Möglichkeiten ausgesucht werden, darunter waren Projekte wie «Spiel und Sport», «So ein Theater», «Von Feuer und Licht», «Zaubern» oder «Forschen und Experimentieren» dabei. Die Schüler gaben im Herbst an, welche drei Kurse sie gerne belegen würden, bei einem dieser drei durften sie schliesslich die ganze Woche teilnehmen. Unterstützt wird die Projektwoche von der Gemeinde Huttwil sowie der Herdgemeinde Huttwil mit einem finanziellen Beitrag. Mit 20 Teilnehmern und vielen Anmeldewünschen war ein Kurs besonders beliebt: «Backe, Backe Kuchen».
Guetzli mit Konfitüre und Schokolade
In der Schulhausküche waren nur wenige Minuten nach den Muffins bereits die ersten Guetzli fertig gebacken. Diese wurden von den Kindern mit Begeisterung verziert oder im Falle der Spitzbuben mit Konfitüre überzogen, andere Guetzli wiederum erhielten einen Schokoladeüberzug. «Die Kinder machen sehr gut mit. Es scheint ihnen Spass zu machen», erklärt Fabienne Niederhauser, die den Backkurs leitet und von vier Frauen – Landfrauen und Mütter von Kindern – unterstützt wird. Ein Highlight der Woche war der Besuch der Schaukäserei Affoltern, wo die Kinder selbst Frischkäse machen konnten. Am Freitag wartete noch ein spezieller Abschluss, wobei die Kinder jemanden aus ihrem Umfeld zum Zmittag einladen durften. Jene Personen wurden von den Projektwoche-Teilnehmern schliesslich mit einem Drei-Gänge-Menü bekocht, es gab Bratkartoffeln, Fleischkäsemuffins, Karotten und ein Schokoladenmousse. Weil gerade auch vom Back-Mittwoch die Kinder Resultate mit nach Hause nehmen konnten, profitierten letztlich nicht nur die Kids von der Backwoche, sondern auch die Eltern daheim.
Praxis vor Theorie
Zum Backprofi wird in dieser Woche aber niemand ausgebildet. Der Kurs soll vielmehr eine Abwechslung und Spass bieten. «Es ist weniger Theorie und mehr praktisches Arbeiten. Natürlich wird gesagt, was und wie viel gebraucht wird, ein paar Erklärungen gehören auch dazu, aber das praktische Ausüben steht im Vordergrund», sagt Fabienne Niederhauser. Deshalb zeigt sich auch ganz gut, wie weit die Kinder über das Backen Bescheid wissen. Während einige ganz offensichtlich Vorkenntnisse haben und bereits versierte Backprofis sind, haben andere weit weniger Vorwissen. Zum Resultat gelangen dennoch alle, zufriedene Gesichter prägen deshalb das Bild in der Schulhausküche. Vielleicht hat das auch ein bisschen mit dem Naschen zu tun, denn wer arbeitet, der darf in der Backstube von Fabienne Niederhauser auch mal zugreifen. «Da drücken wir in diesem Kurs hin und wieder ein Auge zu, wenn jemand Teig nascht», erklärt sie. Wer die Schulhausküche während dem Backtag besuchte, der kann das ohne Wenn und Aber verstehen.
Von Leroy Ryser