Das Napfdorf feiert seine 300 Jahre alte Schule
Der letzte Samstag stand in Luthern ganz im Zeichen des 300-Jahr-Jubiläums der Schule. Die Schüler und Lehrer bereiteten zuerst die Jubiläumsfeierlichkeiten im Rahmen einer Projektwoche in verschiedenen Ateliers vor. Eine interessante Fotoausstellung, Filmvorführungen, die Chronikvernissage und überraschende Schülerdarbietungen begeisterten eine riesige Besucherschar, darunter auch viele ehemalige Schülerinnen und Schüler, die sich nach vielen Jahren wieder an ihre einstige Schulzeit erinnerten.
Luthern · Die älteste schriftliche Erwähnung über eine Schule in Luthern fand man im Pfarrarchiv. Es handelt sich um eine Notiz aus dem Jahr 1718 über die Lohnzahlung von bescheidenen fünf Gulden für einen Schuollmeister. Auch in den folgenden Jahren finden sich dann diese Zahlungen jeweils wieder in den Kirchenabrechnungen.
Die Schulleitung und die Lehrer fanden, dass dies ein Grund war, nicht nur das 300-Jahr-Jubiläum zu gebührend feiern, sondern auch zu zeigen, wie sich die Schule im Verlaufe der Zeit unter Einbezug des politischen und gesellschaftlichen Wandels verändert hat. Nach einer grossen Vorarbeit durch eine Arbeitsgruppe der Lehrer wurde dann in der vergangenen Woche zusammen mit den Schülern in altersgemischten Gruppen das Jubiläum vorbereitet. Eine Gruppe sorgte für die Dekoration, andere übten musikalische und sportliche Darbietungen ein, eine Theatergruppe beschäftigte sich mit dem Wandel des Unterrichts von 1700 bis in die Zukunft, alte und uralte Schulfotos wurden gesammelt und ausgestellt und sogar eine eigene Jubiläums-Postmarke geschaffen.
Mit einem gelben Bus fuhr man zu den verschiedenen Schulgebäuden in der Gemeinde, so auch zum Schulhaus Ellbach, das 2005 geschlossen wurde und heute verkauft ist, sowie zum Badschulhaus, wo 2009 die letzten Schüler auszogen. Im Schulhaus Hofstatt befindet sich heute die Basisstufe der Gemeinde, und ab dem dritten Schuljahr werden die Kinder im Dorfschulhaus unterrichtet.
In Erinnerungen schwelgen
Am Samstagnachmittag konnten die Besucherinnen und Besucher zuerst in einem offenen Rundgang im Schulhaus einiges von der 300-jährigen Schulgeschichte erfahren. Besonders die vielen Schulfotos aus den vergangenen Jahrzehnten waren ein Besuchermagnet. Da konnten einige unter anderem sogar auf einzelnen Bildern ihre Urgrosseltern und Uronkels entdecken, die schön brav und leicht verschüchtert als kleine Schüler in Klassen von teilweise über 50 Schülern brav zusammen mit ihren auch längst verstorbenen Lehrpersonen zum Fotografen blickten. Auch ein gut besuchtes Erzählkaffee lockte nicht nur viele Besucher, sondern auch ehemalige Lehrpersonen, die mehr oder weniger lang in Luthern unterrichteten an, wo sich dann viele interessante Gespräche ergaben und Erinnerungen ausgetauscht wurden.
Film über den Schulhausbau von 1957 bis 1959
Ein besonderer Leckerbissen war der Film über den Schuhausbau in den Fünfzigerjahren. Der damalige Dorfpolizist Ludwig Banz, der auch ein begeisterter Hobbyfilmer und Fotograf war, hatte damals mit seiner Schmalfilmkamera nicht nur die Bauarbeiten und den Einzug ins neue Schulhaus samt den Einweihungsfeierlichkeiten auf Celluloid gebannt, sondern vorher auch Szenen aus den alten Schulzimmern dokumentiert. Lehrer Mattias Büchler hat nun die vielen Filmrollen digitalisiert und daraus einen sehenswerten und interessanten Film geschaffen.
Im späteren Nachmittag fand im vollen Gemeindesaal in Anwesenheit von Reto Wyss (Vorsteher des Kantonalen Bildungs- und Kulturdepartements) die Vernissage der Chronik «300 Jahre Schule Luthern, Schule und Gesellschaft im Wandel» statt. Pius Häfliger, der für die Idee, das Konzept und die Redaktion verantwortlich war, stellte die noch druckfrische Chronik und ihre Entstehungsgeschichte vor. Dank der historischen Grunddaten, die vom Luthertaler Lokalhistoriker Alois Hodel zusammengetragen wurden, aber auch dank vielen Beiträgen und Schul-erinnerungen von ehemaligen Lehrpersonen, Zeitzeugen, aber auch von Schülern wurde eine reich illustrierte informative und einmalige Chronik geschaffen. Sie zeigt nicht nur die Schulentwicklung der vergangenen Jahrzehnte, sondern gibt auch ein lebendiges Bild der Entwicklung im Luthertal sowie des gesellschaftlichen Wandels in einer Randgemeinde samt der Überlebenskämpfe einer Schule, die heute mit ihrer mustergültigen Schulstruktur als Vorbild nicht nur für viele ländliche, sondern sogar für städtische Schulen gilt.
Regierungsrat Reto Wyss, der auch das Vorwort der Chronik schrieb, meinte, dass er sich freue, dass die Schule Luthern, die auf ein stolzes Alter zurückblicken könne, heute sehr gut aufgestellt sei. Es sei gar nicht selbstverständlich, dass sich die ganze Bevölkerung gemeinsam mit so viel Engagement für ihre Schule einsetze. Darum sei es auch gelungen, dass die Oberstufe in Luthern bleibe. Heute präsentiere sich die Schulstruktur in Luthern als zweckmässig und gut verankert mit der Basisstufe in Hofstatt, der altersgemischten Primarschule und der integrierten Sekundarschule im Dorf. Er hoffe, dass dies auch in den nächsten 300 Jahren so weiter gehe.
Neues Schulmotto vorgestellt
Was durch verschiedene Schüler in der Projektwoche eingeübt wurde, sorgte dann für ein buntes und unterhaltsames Show-Programm, durch das Michelle Wüthrich führte. Zuerst wurde von einer Gruppe in lustigen kleinen Theaterszenen die Entwicklung der Schule gezeigt, vom einst Tatzen gebenden Lehrer bis zum Computer als Lehrer in der Zukunft. Aber auch bunte Reigen, fröhliche Liederdarbietungen, schwungvolle Tänze, Gymnastik- und Turnvorführungen sowie bodenständige Jungschwinger sorgten für Unterhaltung und grossen Applaus. Dazwischen war auch eine Videobotschaft von Charles Vincent zu sehen. Gemeindepräsident Alois Huber lobte nicht nur das grosse Engagement der Lehrpersonen, sondern auch das gros-se Interesse der Bevölkerung an der Schule. Gemeinsam sei es auch gelungen, trotz des Bevölkerungsrückgangs in den letzten Jahrzehnten die Schule in der Gemeinde zu erhalten.
Martina Birrer, Präsidentin der Bildungskommission, und die Schüler stellten dann das neue Motto der Schule «Gemeinsam-einzigartig» vor. Am Schluss dankte Schulleiterin Ursula Limacher allen Helferinnen und Helfern sowie den Lehrpersonen und Schülern für den tollen Tag. Besonders hätte es sie auch gefreut, dass die über 160 Schülerinnen und Schüler während der Projektwoche in altersgemischten Gruppen mit Kindern von 4 bis 17 Jahren so gut zusammen gearbeitet hätten und alle aufeinander stets Rücksicht genommen hätten.
Von Heini Erbini