Das Netzwerk Seniorebrügg jubiliert
Die Seniorebrügg Langenthal und Umgebung ist eine formidable Erfolgsgeschichte, die vor zehn Jahren ihren Anfang nahm. Das Motto: Senioren helfen Senioren. Der Jubiläumsanlass im Parkhotel Langenthal mit musikalischen und kulinarischen Genüssen war ein Dankeschön an die Mitglieder.
«Eine geniale Idee und enorm wertvoll.» So bezeichnete Langenthals Stadtpräsident Reto Müller die Seniorebrügg Langenthal und Umgebung anlässlich des 10-Jahre-Jubiläums. Ziel dieses Netzwerkes ist, dass sich noch rüstige Rentner für andere Rentner engagieren, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind. Der Stapi bezeichnete die hier geleistete Arbeitszeit als «krass» und dankte für den geleisteten Einsatz «von ganzem Herzen.» Er vermute, dass die Seniorebrügg der am schnellsten gewachsene Verein von Langenthal und Umgebung sei. In der Tat konnte kürzlich mit Pia Weber das 500. Mitglied aufgenommen werden. Laut Müller dürfe die mit ihren 10 Jahren im Teenageralter stehende Institution noch frecher werden. Nicht nur die Stadt Langenthal hat das Patronat für die Seniorebrügg übernommen, sondern auch die Pro Senectute Emmental-Oberaargau. Deren Leiter Markus Schneeberger gratulierte der Jubilarin, sprach von einem Erfolgsmodell und wünschte «viel Glück für die nächsten 100 Jahre».
Dank an die Gründungsmitglieder
Die Präsidentin der Seniorebrügg, Laura Baumgartner, nahm den Rat von Stapi Müller auf: «Wir sind auf gutem Weg, etwas selbstbewusster und frecher zu werden.» In ihrer Begrüssungsansprache liess sie die vergangenen 10 Jahre – von den Anfängen bis heute – Revue passieren. Dabei nannte sie die 13 Gründungsmitglieder und dankte diesen für die wegweisende Arbeit. Zuoberst auf Baumgartners Liste standen die Namen Marianne Meyer und Christian Hofmann. Letzterer war damals die treibende Kraft, welche die Seniorebrügg ins Leben gerufen und geeignete Leute beigezogen hat – allen voran Marianne Meyer. Diese wurde zur 1. Seniorebrügg-Präsidentin gewählt – ein Glücksfall. Die elf anderen Gründungsmitglieder waren Annelies Ayoubi, Beatrix Aeberhardt, Eric Buchli, Eva Eymann, Marcel Galli, Liselotte Meyer, Lorenz Möri, Bernhard Moor, Hansruedi Stöckli, Margrit Wernly und die inzwischen verstorbene Christel Lang. Laura Baumgartner unterstrich, dass die «Seniorebrügg» von Anfang an unter einem guten Stern gestanden» habe und dankte nach allen Seiten für die Treue zum Verein. In ihren Dank schloss die Präsidentin jene, die Hilfe leisten ebenso ein, wie jene, die Hilfe beanspruchen.
Musikalische Brücke
Passend zum 10-Jahr-Jubiläum sang nun das Madiswiler Quartett «4Harmoniker; das Lied «So ein Tag, so wunderschön wie heute» – gefolgt von «Le vieux chalet» und «Lueget vo Bärge und Tal». Markus Roth stellte auf sympathische Weise neben den Liedern alle vier «4Harmoniker»-Sänger vor: Hans Aebi, Hansueli Gfeller, Erwin Wittwer und sich selber. Roth sprach von einer Art «musikalischer Brücke zur Seniorebrügg» und bezeichnete den Auftritt am 10-Jahr-Jubiläum als «Uraufführung, weil wir hier erstmals mit Mikrofon auftreten.»
Von Tisch zu Tisch
Die aktuelle Seniorebrügg-Präsidentin Laura Baumgartner als auch die 1. Präsidentin des Verein, Marianne Meyer, gingen zuweilen von Tisch zu Tisch, um wenigstens einigen der vielen erschienenen Mitgliedern ein «Bsüechli» abzustatten – inklusive kleinem Schwatz. Beide liessen die Gäste im Parkhotel ihre Dankbarkeit für das Geleistete spüren. An den Tischen herrschte generell – nicht nur des feinen Essens wegen – eine gute, aufgeräumte Stimmung. So erzählte Gründungsmitglied Hansruedi Stöckli, dass er als Senior während seiner 10 Jahre in der Seniorebrügg 8 Jahre Arbeiten für andere Rentner geleistet habe – «meist mit dem Rasenmäher.» Inzwischen habe sich die Situation geändert. Jetzt sei er es, der via Seniorebrügg Hilfeleistungen beanspruche und für diese dankbar sei. Auch Vereinsmitglied Hans Portmann profitiert seit kurzem von solchen Dienstleistungen. Er erhalte beim Giessen von Blumen und Pflanzen Unterstützung. Hohes Lob zollte die geistig äusserst vif gebliebene Rentnerin Heidy Beck-Gygax der Stadt Langenthal und der Seniorebrügg. Ihren schon länger zurückliegenden Umzug von Rothrist nach Langenthal, wo sie sich pudelwohl fühle, habe sie nie bereut.
«Gäbe es die Seniorebrügg noch nicht, man müsste sie sofort erfinden», sagte ein Senior, der sich glücklich schätzt, regelmässig deren Dienste in Anspruch nehmen zu dürfen. Bei den 210 zum Jubiläumsanlass erschienenen Gästen war viel Dankbarkeit hör- und spürbar. Mal standen kleinere Leistungen in Haus und Garten im Fokus, mal waren es willkommene «Handreichungen» wie den Hund ausführen, das Begleiten zum Einkauf oder Optiker, zur Bank, zu Ämtern, ins Kino, ins Theater oder zum Konzert. Zu den gemeinsamen Aktivitäten zählt das Kochen. Beliebt sind zudem Wanderungen, Besichtigungen (am 13. September des Schlosses Thunstetten), Jassen und andere Spiele. In der Regel sind Kontakte gratis. Für übrige Dienstleistungen zahlt man pro Stunde 8 bis 12 Franken als eine Art Spesenentschädigung sowie eventuelle Fahrspesen von 70 Rappen pro Kilometer. Durch die Vermittlung von Hilfe suchenden und Hilfe leistenden Senioren haben sich in den 10 Jahren viele schöne Freundschaften ergeben. Welch ein schöner Nebeneffekt.
Gut zu wissen
Die Kontakt- beziehungsweise Vermittlungsstelle der Seniorebrügg Langenthal und Umgebung befindet sich an der Gaswerkstrasse 33 in Langenthal. Telefon 062 923 41 92 – jeweils montags, mittwochs und freitags von 9 bis 11 Uhr.
Von Hans Mathys