Das Reich der Stoffe und Garne schliesst
Ende Jahr schliesst Rita Gerber ihr geliebtes «Lädeli» «Stoffe und Wolle». Die 63-jährige geht in Pension. Eine Nachfolge für das Huttwiler Fachgeschäft konnte nicht gefunden werden.
Huttwil · Im «Stoffe und Wolle» sind unzählige Garne in allen erdenklichen Farben aufgereiht. Auf der einen Seite befinden sich die selbstgestrickten Kleidungsstücke, weiter hinten ist noch eine kleine Auswahl von Stoffen zu sehen. Seit 17 Jahren führt die heute 63-jährige Rita Gerber das Geschäft «Stoffe und Wolle» an der Huttwiler Luzernstrasse. Übernommen hat sie das Geschäft vom Liegenschaftsbesitzer und Unternehmer Paul Krähenbühl, der das Geschäft damals unter dem Namen «Natur und Bunt» führte. Paul Krähenbühl fand mit Rita Gerber damals eine geeignete Nachfolgerin. Heute ist sie aus dieser Strasse kaum mehr wegzudenken. Steht sie am Strassenrand, rufen ihr die Leute zu, es wird gehupt und Autoscheiben werden runtergekurbelt. «Das ist normal, wenn man so lange an einem Ort ist», sagt sie. Der Weggang fällt ihr nicht leicht. Nun geht die gebürtige Ostschweizerin per Ende Jahr in Pension.
Lachendes und weinendes Auge
«Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, teile ich Ihnen mit, dass ich auf Ende Dezember 2021 mein Geschäft schliesse», schreibt Rita Gerber ihren Kundinnen und Kunden. Die 63-jährige Wollfachfrau, die ursprünglich Koch in einem Ostschweizer Restaurant lernte, wird die treuen Kundinnen und Kunden vermissen. «Das ist nicht einfach ein Job, das hier ist meine Welt», sagt Rita Gerber, die selbst für ihr Leben gern Handarbeiten macht. Doch nun will sie die kommende Zeit geniessen. «Mein Ehemann geht Ende Jahr ebenfalls in Pension. Wir freuen uns auf die etwas gemütlichere Zeit», erzählt Rita Gerber. Auch die Corona-Pandemie ging nicht spurlos an ihr und ihrem Wollfachgeschäft vorbei. Seit Beginn der Krise gingen die Kundenfrequenzen im Laden zurück. Viele Bestellungen wurden über das Internet abgewickelt. «Die Kundinnen und Kunden sind in erster Linie enttäuscht über die Schliessung, können diese aber auch nachvollziehen», sagt Rita Gerber. Für eine geeignete Nachfolgelösung hat sich die Huttwilerin stark eingesetzt.
Keine Nachfolge gefunden
Doch das Geschäft sei nicht sehr gewinnbringend und es braucht viel Engagement und Herzblut. Hinzu komme die Corona-Krise. Schlussendlich musste sich Rita Gerber eingestehen, den Laden dichtzumachen. Die restlichen Artikel werden alle zum halben Preis angeboten. Mit der Schliessung des Huttwiler Wollfachgeschäfts geht eine Ära zu Ende. Denn im Blumenstädtchen wird es kein vergleichbares Geschäft und Angebot mehr geben. «Ich danke meiner treuen Kundschaft für die «wollige» Treue, für die interessanten Gespräche, die kniffligen Fragen und die gemeinsamen tollen Strickmomente.» Die leerstehende Ladenfläche wird im nächsten Jahr vom Schuhmacher «Schlaarpe-Büezer», der seine Werkstatt nebenan eingerichtet hat, übernommen.
Von Yanick Kurth