Das Spital Emmental rüstet sich für die Zukunft
Die wohnortsnahe Gesundheitsversorgung der beiden Spitalstandorte Langnau und Burgdorf sollen auch in Zukunft sichergestellt werden. Aus diesem Grund fällte das Spital Emmental strategische Entscheidungen. Innerhalb des Gesamtunternehmens kommt es zu leichten Angebotsverschiebungen.
Emmental · Um es gleich vorwegzunehmen: Das Spital Langnau wird nicht geschlossen und es hat auch keine Liquiditätsprobleme. Im Gegenteil, der Standort Langnau soll künftig gestärkt werden. «Die Sicherung der langfristigen wohnortsnahen Versorgung im oberen und unteren Emmental ist für uns ein wichtiges strategisches Ziel. Dafür sind beide Spitalstandorte in Burgdorf und Langnau unabdingbar», hält Bernhard Antener fest. Der Verwaltungsratspräsident des Spitals Emmental und CEO Regula Feldmann informierten an einer Medienkonferenz darüber, wie sie die Zukunft des Spitals Emmental gestalten wollen, um langfristig den vielfältigen Herausforderungen des Gesundheitswesens zu trotzen.
Gesundheitswesen im Wandel
Wie alle anderen Spitäler bewegt sich auch das Spital Emmental in einem Umfeld, in dem die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zunehmend herausfordernd werden. «Wir haben eine unbefriedigende Tarifsituation im stationären wie auch im ambulanten Bereich, wir haben steigende Kosten für Energie und Materialien, wir haben mehr Personalausgaben durch temporäre Anstellungen als Folge des Fachkräftemangels und wir kämpfen, dass die Betten betrieben werden können, um die Auslastung unserer beiden Standorte hinzubekommen», präzisiert Bernhard Antener. Er ginge nicht davon aus, dass sich in den nächsten Jahren der Fachkräftemangel reduzieren werde, im Gegenteil, «er wird von der Pflege auf die Spitalärzteschaft überschwappen», schätzt Bernhard Antener die Situation ein. Das Gesundheitswesen befinde sich also in einem rasanten Wandel, abgesehen von den finanziellen Schwierigkeiten und dem wirtschaftlichen Druck, könne man davon ausgehen, dass es auch in den nächsten Jahren weitere Veränderungen geben werde.
Diese Herausforderungen geht das Spital Emmental nun proaktiv an und richtet seine Strategie so aus, dass alle Arbeitsplätze im Spital Emmental wie auch in der Region erhalten bleiben. Für die Patientinnen und Patienten und die Mitarbeitenden soll ein Angebotsmix geschaffen werden, der attraktiv ist.
Ein wichtiger Faktor ist die demografische Entwicklung: Bis ins Jahr 2040 wird sich der Anteil der über 65-Jährigen verdoppeln. «Diese werden an mehreren, oft komplexen und behandlungsintensiven Erkrankungen leiden, die hauptsächlich dem Fachgebiet der Inneren Medizin und Akutgeriatrie zuzuordnen sein werden», erläutert Regula Feldmann. Auch die politischen Rahmenbedingungen setzen allen Spitälern einen engen Rahmen: Nebst der zunehmenden «Ambulantisierung» von Dienstleistungen (Zunahme der ambulanten Eingriffe) und dem Erreichen der nötigen Fallzahlen, um die Leistungsaufträge zu erhalten, ist dies auch das «4+-Regionen-Modell», das von der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) beschlossen wurde. Dieses verlangt, dass die Spitalregionen Emmental und Oberaargau ab dem Jahr 2030 als eine einzige Versorgungs- und Spitalregion, die sogenannte Spitalregion 4, zusammenarbeiten. «Wir richten unsere Strategie konsequent auf die Spitalregion 4 aus mit Burgdorf als regionalem Hub», so Bernhard Antener.
Weder Leistungsabbau noch Entlassungen
Um angesichts all dieser verschiedenen Faktoren für die Zukunft gut aufgestellt zu sein, haben Verwaltungsrat und Geschäftsleitung eine Strategie entwickelt, wie das Spital Emmental weiterentwickelt werden soll. «Wir möchten vor allem festhalten, dass wir ein Spital sind und dass es innerhalb dieses Unternehmens nicht zu einem Leistungsabbau kommt – im Gegenteil, wir werden die gleichen Leistungen wie bis anhin bringen und unser Angebot künftig noch weiter ausbauen. Auch werden keine Stellen gekürzt oder die Bettenkapazität verringert», hält Bernhard Antener fest. Es werden in Langnau weiterhin 71 Betten betrieben (inklusive 17 Betten der psychiatrischen Station).
Standort Langnau mit Schwerpunkt Innere Medizin
«Wir werden am Standort Langnau den Schwerpunkt auf die Innere Medizin legen, was dem zukünftigen Bedarf der Bevölkerung entspricht», so Regula Feldmann. Künftig werden die zwei interdisziplinären akutsomatischen Bettenstationen durch die Klinik für Innere Medizin betreut, bei gleichbleibender Anzahl Betten. Unverändert bleiben der Rettungsdienst, der Notfall, der rund um die Uhr in Betrieb ist, sowie eine Radiologie, die alle gängigen Untersuchungstechniken anbietet. Auch die vielfältigen ambulanten Angebote und Spezialsprechstunden (beispielsweise Chirurgie, Orthopädie, Pneumologie, Kardiologie, Gastroenterologie, Gynäkologie, Urologie, Onkologie, Diabetologie und so weiter) werden fortgeführt und sollen mit der Zeit ausgebaut werden, ebenso werden die paramedizinischen Angebote wie Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie, Ernährungs- und Diabetesberatung aufrecht erhalten. Auch das Angebot der stationären Erwachsenenpsychiatrie bleibt gleich.
Operationen in Burgdorf gebündelt
Was sich hingegen ändert, ist der Operationsbetrieb: Operationen werden nach den Herbstferien konzentriert am Standort Burgdorf durchgeführt. Den Ausschlag für den Entscheid, die Operationstätigkeiten zu verlagern, hat unter anderem der in die Jahre gekommene Operationstrakt gegeben. «Die Sanierung der Operationssäle ist sehr teuer. Kommt hinzu, dass wir in Burgdorf eine topmoderne Infrastruktur haben. Die Zusammenführung des Operationsbetriebs erlaubt es uns zudem, langfristig die vorgegebenen Mindestfallzahlen zu erreichen und so die Leistungsaufträge zu sichern, denn die Zahlen werden pro Standort erhoben und nicht pro Unternehmen», sagt Regula Feldmann.
Chirurgische und orthopädische Sprechstunden werden weiterhin im Spital in Langnau abgehalten, auch die entsprechenden Untersuchungen werden in Langnau durchgeführt, bietet doch die Radiologie das gesamte Spektrum an diagnostischen und therapeutischen radiologischen Verfahren an beiden Standorten an. Zudem wird an den Wochentagen ein Chirurg am Standort Langnau arbeiten – dieser kann auch in Notfällen hinzugezogen werden. «Für Patientinnen und Patienten ändert sich nicht viel; sie können sich auch ab Herbst 2024 mit all ihren Beschwerden ans Spital in Langnau wenden: Hier werden sie untersucht, diagnostiziert und behandelt; einzig operiert werden sie künftig in Burgdorf», sagt die CEO.
Verlagerung von Burgdorf nach Langnau
In einem weiteren Schritt wird dann das Angebot der Spezialisierten Stationären Palliativ Care und der Akutgeriatrie sukzessive von Burgdorf nach Langnau verlagert oder ausgebaut. Wir wollen uns an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten entlang des Patientenpfads orientieren und der Bevölkerung des oberen und unteren Emmentals und später des Oberaargaus Behandlungen in diesen Fachgebieten anbieten, die sie benötigen», sagt Regula Feldmann. Sowohl CEO als auch Verwaltungsratspräsident halten fest: «Wir sind überzeugt, dass wir mit diesem Konzept, das zukünftige Entwicklungen antizipiert, zukunftsfähig sind.»
Von Marion Heiniger/Eing.